Das Eric Plandé P.O.P. Trio in Rüsselsheim, 24.10.2010


Fotos und Text: Klaus Mümpfer / Bild: Uwe Oberg 

In der Politik gibt es das Sprichwort, dass zusammenwächst, was zusammen gehört. Die gilt offensichtlich auch für das „Eric Plandé P.O.P.-Trio“, das jetzt im Rahmen der Rüsselsheimer Jazzfabrik seine energiegeladene Melange aus freiem Jazz und Hardbop nonstop präsentierte. Der Franzose Plandé, der sein pulsierendes, ekstatisches und weitgehend ungebundenes Spiel mit einem Hauch von Lyrik bereits in einem früheren Trio mit Bülent Ates und Jürgen Wuchner sowie in der Kombination mit dem Pianisten Joachim Kühn ausleben durfte, hat in dem Wiesbadener Tastenkünstler Uwe Oberg einen ebenso energiegeladenen Partner gefunden, der selbst tastende Single-Notes oder hymnische Akkordblöcke kraftvoll ins Klavier hämmert. Vervollständigt wird das Trio durch den amerikanischen Schlagzeuger Peter Perfido, dessen „klangfarbiges“ Spiel auf den Trommeln, Becken und unterschiedlichsten Percussionsinstrumenten das frühere Marimbaphon-Studium verrät, ist ein hart treibender und dennoch stets kontrollierter und transparent klingender Rhythmiker, der vielschichtig und manchmal sanft sensibel das Duo-Spiel von Flöte und Piano untermalt. 

Das traumhaft sichere Zusammenspiel der drei Künstler zeigt sich dichten und komplexen Kollektiven sowie in den unterschiedlichen Duetten, die jeweils vom Dritten einfühlsam begleitet werden. Es entsteht ein Sound wie ein Gespinst, aus dem es kein Entrinnen gibt. Auch wenn er Klang naturgemäß vom Blasinstrument geprägt wird, bleibt P.O.P. – wie auch die Soli belegen – ein Trio gleichberechtigter und ebenbürtiger Partner.

Oberg hat in der Symbiose des sperrigen Thelonious Monk und des eruptiven Cecil Taylor seine persönliche Ausdrucksform entwickelt. Er kann wie in seiner Komposition „Due“ swingen, folkloristische, Läufe aus den Tasten perlen lassen, aber auch wie in „Macrobiotic Mood“ Akkordblöcke aufschichten oder in sperrigen Clustern explodieren. Auffallend ist die Neigung des Pianisten zu repetitiven Melodiefragmenten. Hin und wieder zitiert Oberg die Romantik – besonders dann, wenn Plandé auf seiner Flöte sanfte uns flirrende Melodien anstimmt oder auf dem Tenorsaxophon fast lyrische cantable Läufe bläst.

Der Franzose liebt Kontraste, lässt solch singbaren und hymnischen Einleitungen freie Klangexplosionen folgen und findet schließlich zu einem seiner bevorzugten sanft verklingenden Finales. Sonore Passagen beschließt er oft mit spitzen und überblasenen High-Notes oder kontrastiert sie mit rasenden Akkordkaskaden. Dann krümmt Plandé seinen Oberkörper, geht in die Knie und scheint sich die Seele aus dem Leib zu blasen. Oberg wiederum windet sich zu kantig gehämmerten Läufen, hebt sich vom Hocker oder zieht das rechte Knie an. Einmal greift er in Plandés „Impressionistische Pflaume“ die Saiten im Klavier und assoziiert mit dem Instrument den Klang einer Maultrommel. Perfido bearbeitet die Becken mit Klöppeln und sanftem Besenstrich. Er lässt einen Gong wie Glocken klingen, scheint später beim treibenden Trommelspiel mit offenem Mund nach Luft zu schnappen, während ihm die Spielfreude fast buchstäblich ins Gesicht geschrieben steht. Die Künstler gehen in ihrer Musik auf und reißen das begeisterte Publikum im Jazzcafé „das Rind“ mit.

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