Big Band Schwäbisch Hall beim Landesjazzfestival Schwäbisch Hall – Photos + Text: Kumpf

Die Lust an Powerplay bleibt

Die Big Band Schwäbisch Hall spielte wieder unter der Leitung von Andreas Rapp mit der Gastsolistin Tanja Gold auf. Der Zeughaussaal vom Neubau war voll besetzt.

Schwäbisch Hall Premiere als Dirigent der Haller Big Band hatte der aus Steinheim an der Murr stammende Andreas Rapp im Mai dieses Jahres mit dem Programm „Swing in Spring“. Damals schon erwies er sich als wahres Multitalent: Exakter als auch kollegialer Orchesterleiter, aufregender Saxofonist und informativer Plauderer. Bereits unter seinem Begründer Armin Scheibeck spezialisierte sich die mittlerweile organisatorisch der Musikschule angehörige Großformation auf einen kraftvollen und strahlenden Sound in der Nachfolge von Stan Kenton. Dieses Merkmal bleibt auch bei Andi Rapp bestehen, der auf Sopran-, Alt- und Tenorsaxofon zudem als energisch improvisierender Solist besticht.

Als Stammgast am Gesangsmikrofon darf inzwischen Tanja Gold gelten. Eine routinierte Powerfrau mit heftig durchdringendem Vokalorgan. Den von Ray Charles popularisierten Song „Georgia On My Mind“ (im prachtvollen Spezialarrangement des auch auf der Haller Treppe und in Jagsthausen tätigen Schauspielmusikers Felix Meyerle) zelebriert sie sehr inbrünstig – wie noch die Hits „Street Life“ mit Randy Crawford oder „Licence To Kill“ mit Gladys Knight. Und „Fever“ ist ohnehin stets ein hochgradiger Reißer.

Pianissimo herrscht bei den reinen Instrumentals ebenfalls nicht. Immer wieder gerne goutiert man Bob Mintzers jahrzehntealte Komposition „Computer“, die mit viel Schabernack einen leidigen Rechnerzusammenbruch musikalisiert. Und Chick Coreas „Spain“ entwickelte sich ohnehin zum sonnenverwöhnten Evergreen. Als eigene Solisten der Haller Big Band glänzten diesmal besonders der Tenorsaxofonist Stefan Scheuermann, der Gitarrist Stanley McKee, der Keyboarder Matthias Egner und der Drummer Hendrik Küfner.

Der reguläre Bassposaunist war wegen Corona ausgefallen, kurzfristig konnte der erfahrene Eberhard Budziat, der schon mit Orchester von Erwin Lehn und dem Meisterkoch Vincent Klink kooperiert hat, gewonnen werden. Budziat fügte sich nicht nur harmonisch in den Posaunensatz ein, er glänzte auch als Improvisationssolist. So manche zum Landesjazzfestival angereiste auswärtigen Besucher wunderten sich über das hohe Niveau der Haller Big Band.


Photos: Hans Kumpf

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