Big Band Schwäbisch Hall: Volle Kraft und Schwung im Frühling

Die Big Band Schwäbisch Hall, diesmal unter der Leitung von Andreas Rapp, jazzte im Neubau-Saal fulminant unter dem Motto „Swing in Spring“

Seit Beginn hegt die Big Band Schwäbisch Hall ein Faible für ein kraftstrotzendes Powerplay. So verhielt es sich auch, als die Formation in den Neubau nach zwei ausgefallenen Weihnachtsevents zu einem vorsommerlichen Konzert einlud. Organisiert wurde der Abend weitgehend vom bewährten Bassisten Hansi Speidel, denn der reguläre Orchesterchef Tobias Scheibeck war von einer weltweiten Kreuzfahrt, bei der er als Musiker für Unterhaltung zu sorgen hatte, nicht (rechtzeitig) zurückgekehrt.

So konnte kurzfristig Andreas Rapp, der in Hall schon bei der Glenn-Miller-Revue und beim Plastik-Entenrennen auf dem Saxofon tätig war, als Dirigent gewonnen werden. Trotz nur zwei gemeinsamen Probeterminen gelangte man zu einem überzeugenden künstlerischen Resultat.

Der aus Steinheim an der Murr stammende Rapp ist eben mittlerweile zum Voll-Profi gereift. Bereits als 16-Jähriger erregte er 1996 beträchtliches Aufsehen: Damals war der Saxofonist beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ erfolgreich, beteiligte sich in den Ludwigsburger Bauer-Studios bei CD-Aufnahmen und wurde ins renommierte Landesjugendjazzorchester Baden-Württemberg (mit dem er alsbald eine Fernost-Tournee absolvieren durfte) berufen. Frühzeitig zeigte „Andi“ sein Talent auch fürs Komponieren und Arrangieren. Mit der Klarinette kam er klassisch ins Bundesfinale von „Jugend musiziert“, und  2002 profilierte sich der Allrounder bei einem Contest als kompetenter Leiter des Jazzorchesters vom Friedrich-Schiller-Gymnasium in Marbach/Neckar.

Nun dirigierte Andreas Rapp präzise und hielt so den Haller Klangkörper zusammen, und auf dem Altsaxofon improvisierte er forsch und furios zwischen Bop und Pop – ein Alleskönner, der sich auch als gewitzt informierender Plauderer zu bewähren vermochte. Als Gastsolistin trat bei der Big Band Schwäbisch Hall erneut die an einem Ellwanger Gymnasium lehrende Tanja Gold an – voluminös mit ausgeprägtem Vibrato shoutend, Gospel-Background aber auch eigenständigen Scat-Improvisationen. Ein frivol-neckischer „Big Spender“, eine vitale „Mustang Sally“, eine soulige „Proud Mary“ und das vom unvergesslichen Peter Herbolzheimer arrangierte „I Wish You Love“ gerieten zu ihren Paradenummern.

Ansonsten ließen als solierende Instrumentalsolisten der Oldie Achim Lutz auf dem Tenorsaxofon und der Youngster Noa Kindermann (Altsax) aufhorchen. Die Big Band Schwäbisch Hall birgt nach wie vor erhebliches Potential und bleibt begeistert bei der swingenden Sache. Für den 3. Oktober 2022 ist längst schon ein „Heimspiel“ bei dem hiesigen Landesjazzfestival eingeplant.

Begonnen hatte der kurzweilige Abend mit dem beliebten Opener und Swing-Klassiker von Sammy Nestico „Basie Straight Ahead“. Reizvoll wieder „Cute“, ein filigranes Drum-Feature, bei dem Hendrik Küfner auf den Spuren von Charly Antolini wandelte. Nachfolgend gerne Monumentales, Progressives und rockig Fetzendes, beispielsweise Mark Taylors schmetternde „Brass Machine“ oder die 007-Filmmusik „License to Kill“.

Mit insgesamt 17 Stücken feierte man „Swing in Spring“ – quasi „Lasset uns singen, tanzen und swingen“… Nur schade, dass sich lediglich knapp einhundert Zuhörer zu dem qualitätsvollen Konzert eingefunden hatten. Vielleicht lag dies am überquellenden Kulturangebot derzeit.

Bandbesetzung:

Georg Frenz, Thomas Wolpert, Konrad Weinmann, Haiko Fahrian (Trompeten), Jonathan Liebald, Sebastian Klenk, Roland Herter-Flöß (Posaunen), Paul Limbacher, Achim Lutz, Joa Kindermann, Ines Beetz, Sonja Fahrian, Peter Wendt (Saxofone), Hendrik Küfner (Schlagzeug), Hans Peter Speidel (Kontrabass, Bassgitarre), Stanley McKee (Gitarre), Matthias Egner (Keyboard)

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