SWR2 – Jazz-Programm Oktober 2021

Samstag, 02. Oktober, 09:05 – 10:00 Uhr
SWR2 Musikstunde: Jazz across the border
Von Günther Huesmann

Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.

Samstag, 02. Oktober, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Melos mit Tiefgang – Der norwegische Tubist und Basstrompeter Daniel Herskedal
Von Thomas Loewner

Daniel Herskedal ist ein Spezialist für tiefe Töne: Der norwegische Musiker spielt die Basstrompete, vor allem hat er sich in den letzten Jahren aber zu einem herausragenden Tuba-Spieler entwickelt. Herskedal ist es gelungen, dem Instrument sprichwörtlich Flügel zu verleihen. Von der vermeintlichen Schwerfälligkeit der Tuba, die lange Zeit nur als „Bassknecht“ im Jazz diente, bevor der Kontrabass diese Rolle übernahm, ist in Herskedals Spiel nichts mehr zu spüren. Seine Tubalinien sind luftig, leicht, tänzelnd, groovy und immer auch ein bisschen melancholisch – typisch skandinavisch halt.

Sonntag, 03. Oktober, 19:16 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz
Geschichte eines Jazz-Standards (35) Just One of Those Things
Von Hans-Jürgen Schaal

Ein aristokratischer Song, vorgestellt in einem Musical, das in einer fiktiven königlichen Familie spielt. Der Songwriter Cole Porter lebte selbst gerne das Leben der Upper Class – er schrieb „Just One Of Those Things“ 1935 auf einem Luxusdampfer. Einen Liebesend-Song mit einem so nonchalant-arroganten Tonfall, etwa: „Wir hatten doch nur eine kleine Affäre …“ – den konnte sich kaum eine Jazzsängerin entgehen lassen. Die Bebop- und Hardbop-Musiker wiederum verdoppelten einfach den Beat und machten so aus „Just One Of Those Things“ ein Uptempo-Instrumentalstück.

Dienstag, 05. Oktober, 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Homzone – Jazz in Südwest. 50 Jahre Club W71 in Weikersheim
Von Julia Neupert

Die monatliche Sendereihe „Homezone“ führt regelmäßig an die vielen verschiedenen Orte, an denen der Jazz im Südwesten zu Hause ist. Neben Konzertaufnahmen aus unserem Archiv und aktuellen Studioproduktionen gibt es immer auch einen thematischen Schwerpunkt. In dieser „Homezone“-Ausgabe“ besuchen wir den Club W71 in Weikersheim – der feiert in diesem Jahr sein 50. Jubiläum!

Mittwoch, 06. Oktober, 21:05 – 22:00 Uhr
NOWJazz
Emma-Jean Thackray – Future Sound of London
Von Niklas Wandt

Emma Jean Thackray hat sich als Sidewoman, vor allem aber mit mehreren EPs und ihrem aktuellen LP-Debüt „Yellow“ als eine der aufregendsten Stimmen der jungen Londoner Jazzszene etabliert. Die Multiinstrumentalistin schafft schon komplett im Alleingang eine detailverliebte Fusion von Jazzfunk, Afrobeat, instrumentalem Hip-Hop und House. In Zusammenarbeit etwa mit dem London Symphony Orchestra oder einem Chor hat sie ihre Palette jüngst noch einmal deutlich erweitert.

Samstag, 09. Oktober, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Vater des kubanischen Jazz – Dem Pianisten Chucho Valdes zum 80. Geburtstag
Von Henry Altmann

Kein kubanischer Musiker genießt mehr Respekt sowohl im Jazz wie auch in der Latin Music. Dionisio de Jésus „Chucho“ Valdés Rodriguez, geboren am 9. Oktober 1941, war musikalischer Leiter des weltberühmten Tropicana Clubs in Havanna, Gründer der legendären Jazz-Salsa-Band Irakere. Der Pianist spielte mit Jazzgrößen wie Chick Corea oder Roy Hargrove, unterrichtete an der Musikhochschule Havanna und am Bostoner Berklee College. Er ist Ehrenbürger von Ponce/Puerto Rico, Panama-Stadt, aber auch von Los Angeles, San Francisco und New Orleans – ein wahrer Überwinder.

Dienstag, 12. Oktober, 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Jazz bei den Donaueschinger Musiktagen – donau.phon
Von Harry Lachner

Die Donaueschinger Musiktage feiern in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. 1921 wurde das Festival „zur Förderung zeitgenössischer Tonkunst“ gegründet, ein halbes Jahrhundert später bekam der zeitgenössische Jazz hier einen regelmäßigen Spot. Kurz vor dem großen Musiktage-Jubiläum präsentieren wir heute einen Querschnitt der historischen Jazzkonzerte in Donaueschingen – verdichtet zu einer Klangcollage in Harry Lachners „donau.phon“. Keine historisierende Rückschau, sondern eine Vergegenwärtigung des Prinzips Improvisation und der unterschiedlichsten Ausdrucks- und Darstellungsmöglichkeiten.

Mittwoch, 13. Oktober, 21:05 – 22:00 Uhr
NOWJazz
„Ramblin‘ Bird“ – Der Gitarrist Christoph Neuhaus
Von Günther Huesmann

Es gibt kaum einen Gitarristen, der in der Jazzszene Baden-Württembergs so gut verankert ist wie der aus Stuttgart stammende Christoph Neuhaus. Er ist der Gewinner des Landes-Jazz-Preises Baden-Württemberg 2021. Sein Spiel ist erdig und groovy, und sein stilistisches Spektrum ist beachtlich: Folk, Rock, Funk, Bop, Modern Jazz, Fusion. Nur wenige Tage bevor er sein Preisträgerkonzert im Stuttgarter Wilhelma-Theater geben wir, tauchen wir ein in die Welt eines Musikers, der enorm ausdrucksstark spielt, „ehrlich, direkt, ohne Glitzer.“

Samstag, 16. Oktober, 20:03 – 22:00 Uhr
SWR2 Abendkonzert
100 Jahre Donaueschinger Musiktage – Eine Jazz-Retrospektive
Von Julia Neupert

In das „Jazz-Age“ wurden sie hineingeboren, die Donaueschinger Musiktage. Aber als sie vor 100 Jahren gegründet wurden, spielte die improvisierte Musik auf dem Festival noch keine Rolle. Das hat sich später geändert – wir blicken und hören heute zurück auf besondere Jazzkonzert-Momente der Festivalgeschichte.

Samstag, 16. Oktober, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Musik des Weinens und des Lachens – Der Pianist und Komponist Mikhail Alperin
Von Bert Noglik

Mit seiner Musik vitalisierte er Erinnerungen an eine Kindheit in der Ukraine und in Moldawien ebenso wie die Erfahrung mit jüdischen Traditionen, russischen Volksmelodien und klassischer Musik. Mikhail Alperin, der sich Anfang der neunziger Jahre mit dem Hornisten Arkady Shilkloper und dem Folkloresänger Sergey Starostin zum Moscow Art Trio zusammenschloss, schuf eine gänzlich eigene, temperamentvolle, aber auch von den Farben der Melancholie durchwobene Klangwelt jenseits der Genregrenzen. 1993 übersiedelte er von Moskau nach Oslo, wo er 2018 im Alter von 61 Jahren einem Krebsleiden erlag.

Dienstag, 19. Oktober, 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Das Brad Mehldau Trio 2005 beim Festival Enjoy Jazz
Von Gerd Filtgen

Brad Mehldau gehört zu den Stammgästen des Festivals Enjoy Jazz; über die die Jahre ist der Pianist zu einem „Secret Festival Artist in Residence“ geworden. Als Solist, im Duo und vor allem mit seinem Trio war der Amerikaner immer wieder zu Gast. So auch 2005, als der damals 35-jährige Mehldau sein neues Trio mit dem Kontrabassisten Larry Grenadier und dem Schlagzeuger Jeff Ballard in der Alten Feuerwache Mannheim vorstellte.

Mittwoch, 20. Oktober, 21:05 – 22:00 Uhr
NOWJazz
Von Nina Polaschegg

Unter dem Motto „Mut“ steht die zweite Staffel unserer SWR2-Studioproduktionsreihe – und man denkt dabei sicher nicht zuallererst an die Musik eines Versicherungskaufmanns. Aber Charles Ives war ja im Nebenberuf auch Komponist mit mutigen Konzepten, die bis heute Musiker inspirieren. Der Pianist Christoph Grund, die Sängerin Birthe Bendixen, der Schlagzeuger Christian Lilliger und der Kontrabassist Jonas Westergaard nehmen in ihrem Projekt Ives’ Idee des „Work in progress“ ernst, den Gedanken, dass sich ein Werk immer aus sich selbst heraus weiterentwickeln, erneuern, verwandeln kann.

Samstag, 23. Oktober, 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Von Hans-Jürgen Schaal
Guitar Jubilee – 2021, ein Jahr in dem große Jazzgitarristen 100 geworden wären
Musik von Herb Ellis, Mary Osborne, Tal Farlow u. a.

1921 war das Geburtsjahr einer ganzen Reihe großer Jazzgitarristen. Sie alle waren im Teenager-Alter, als die Gitarre elektrisch verstärkt wurde und der Bebop die Musikwelt revolutionierte – diese Sounds haben sie geprägt und ihr Leben lang inspiriert. Wir hören Aufnahmen von Herb Ellis, dem sprichwörtlichen Modern-Mainstream-Gitarristen, von Mary Osborne, der ersten Frau an der Bebop-Gitarre, von Tal Farlow, den sie den „Octopus“ nannten, von George Barnes, der schon als Zehnjähriger mit einer elektrischen Gitarre herumexperimentierte. Sie alle wären 2021 einhundert Jahre alt geworden.

Sonntag, 24. Oktober, 19:36 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz
Dynamischer Groove – Der Schlagzeuger Buddy Rich
Von Gerd Filtgen

Schon als Kleinkind demonstrierte Buddy Rich (1917-1987) in den Vaudeville-Shows seiner Eltern als Stepptänzer sein rhythmisches Feeling. Als Twen verlieh er den Orchestern von Artie Shaw und Tommy Dorsey Glanz. Über die phänomenale technische Brillanz seines Schlagzeugspiels gerieten Fans ebenso ins Schwärmen wie berühmte Kollegen. Auch als Big Bands nicht mehr angesagt waren, ebbte Richs Leidenschaft für Großformationen nicht ab. Speziell in den Sechzigerjahren begeisterte er mit neuen Arrangements und mit der Strahlkraft eines im modernen Swing-Stil kreierten Orchesterklangs.

Dienstag, 26. Oktober, 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Jazzfest Berlin 2020 – MEOW! und TRAINING feat. John Diederich & Işıl Karataş
Von Franziska Buhre

Die Band MEOW begnügt sich nicht mit dem Reflex, den Katzenbilder in sozialen Medien auslösen. Sie erzählt vom Katzenleben als Streuner und Dandy, von Katzenwäsche und Mäusefutter. Das Quartett spart dabei nicht an Selbstironie und Anleihen aus Glamrock, Rap und Free Jazz. Einem präzisen Versuchsaufbau folgten beim Jazzfest TRAINING: Johannes Schleiermacher und Max Andrzejewski tauschten mit Gitarrist John Dieterich und der Video-Künstlerin Işıl Karataş Field Recordings aus, um im Aufeinandertreffen die Verdichtung von Synthesizern, Schlagzeug, Saxofon, Flöte, E-Gitarre und Video auszutesten.

Mittwoch, 27. Oktober, 21:05 – 22:00 Uhr
NOWJazz
Very much alive – Frank Zappa und der Jazz
Von Michael Rüsenberg

Wer Frank Zappa beim Wort nimmt – vor allem seinen wohl berühmtesten Satz „Jazz ist nicht tot – er riecht nur komisch“ oder die Zeile „Jazz: Die Musik der Arbeitslosigkeit“ in seiner Autobiografie – der fällt auf seinen Sarkasmus rein. Tatsächlich finden sich Jazzeinflüsse und Jazzformen in seiner Musik von 1961 bis zu seiner letzten Band, 1988. Und: Wo hat der Tenorsaxofonist Michael Brecker eines seiner besten Soli in seiner diesbezüglich überreichen Karriere gespielt? 1976, auf dem Album „Zappa in New York“.

Samstag, 30. Oktober 22.03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Starke Wiener Melange – Der Altsaxofonist Fabian Rucker
Von Ssirus W. Pakzad

Die ekstatische Musik des österreichischen Saxofonisten Fabian Rucker nährt sich aus verschiedenen Quellen. Der 36-Jährige wurde dank der umfangreichen elterlichen Plattensammlung von Charlie Parker, den Beatles, Bob Dylan, Janis Joplin, Bach oder Arvo Pärt beeinflusst. Dass der in Salzburg geborene und heute in Wien lebende Musiker eine ganz besondere Energie ausstrahlt, hat sich bis in die USA herumgesprochen, denn Rucker durfte schon Alben für den Schlagzeuger Bobby Previte oder den Gitarristen Charlie Hunter produzieren.

Sonntag, 31. Oktober, 19:36 – 20:00 Uhr
SWR2 Jazz
Strictly Confidential – Die Solo- und Trio-Aufnahmen des Pianisten Bud Powell
Von Bert Noglik

Allzu oft stand er im Schatten von Thelonious Monk. Dabei gelang es Bud Powell, auf dem Klavier eine individuelle Sprache auszuformen, die den Vergleich mit Innovatoren wie Charlie Parker herausfordert. Mit seinen an Bläsern orientierten Linien der rechten Hand und seinen rhythmisch und harmonisch komplexen Einwürfen mit der Linken emanzipierte er das Piano in der Ära des Bebop als Soloinstrument. Einige seiner besten Aufnahmen schuf er in jungen Jahren, mit kongenialen Partnern wie Ray Brown und Max Roach. Powell starb 1966, tragisch früh, im Alter von 41 Jahren in New York.

Fast alle Jazz-Sendungen von SWR2 können als Audio on Demand im Internet 7 Tage online nachgehört werden. Auf www.swr2.de/jazz finden sich auch Playlists und und weitere Informationen zum Programm.

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