Benjamin David „Benny“ Goodman (30. Mai 1909 – 13. Juni 1986) war ein amerikanischer Jazz und Swing-Klarinettist sowie Bandleader, der als „King of Swing“ berühmt wurde. Sein Konzert in der Carnegie Hall in New York City am 16. Januar 1938 wurde als „die wichtigste Jazz-Darbietung in der amerikanischen Musikgeschichte beschrieben. Im Gemeinschaftskonzert der Verbandsgemeinde Monsheim und des Jazzclubs Rheinhessen widmet das Quartett um den Saxophonisten, Flötisten und Klarinettisten ein neues Programm dem „King of Swing“.
Wilson de Oliveira lässt die Klarinette jubilieren oder in dunklem Timbre schmachten. Er spielt das Instrument mit Vibrato oder steigt rein in die High-Note-Lagen. Dynamisch wechselt der Bandleader zum Teil in extremen Sprüngen von fast unhörbarer Grundierung bei „Moonglow“ bis zu expressivem Spiel in den Up-Tempo-Stücken wie der schnellen Fassung von „Lady be good“, „Avalon“ oder dem „China Boy“. Kaum jemand vermag wie der gebürtige Uruguayer gleichermaßen in gefühlvollen Balladen wie in pulsierenden, hochenergetischen Spielsituationen zu brillieren. Obschon seine Wurzeln im lateinamerikanischen Jazz liegen, repräsentiert dieser Bläser vor allem die große amerikanische Tradition, ob sie nun im modernen Jazz à la Coltrane liegt oder im Swing von Benny Goodman.
Präzise wie ein Uhrwerk und vielschichtig in den Rhythmen trommelt Schlagzeuger Thomas Cremer in Louis Primas „Sing, sing, sing“ wie einst Gene Krupa in Goodmans Bands. Dieser hatte 1937 das erste auf Platte gebannte Drum-Solo Energie geladen eingespielt – wie genau acht Jahrzehnte später – Cremer im „Tribute to Benny Goodman“-Konzert. Bassist Jean-Philippe Wadle zupft sein riesiges Instrument mit den Darmsaiten in den Soli mit harmonisch reizvollen Wendungen und Verzierungen oder in der Begleitung der schnelleren Stücken straight marschierend. Pianist Thilo Wagner lässt die Notenketten aus den Tasten perlen, greift sperrige Läufe etwa in „Lady be good“ und erweist sich in zahlreichen Soli als ein gefühlvoller und zugleich rasanter Virtuose.
Auch wenn das Programm „Tribute tu Benny Goodman“ neu ist, die Musiker des Quartetts spielen schon lange zusammen. Die Kommunikation ist entsprechend traumhaft sicher, die Soli fügen sich nahtlos in die Kollektive ein. Stilsicher wandeln sie auf Goodmans Spuren.
Der Wettergott meint es gut mit den Jazzfans beim ausverkauften Konzert im Hof der Anhäuser Mühle in Monsheim. Unter der dennoch dunklen Wolkendecke lassen sich die ein- und ausfliegenden Schwalben weder von den heißen Kollektiven des Quartetts noch den charmanten Moderation Cremers stören. George Gershwin, einer der zahlreichen Komponisten, deren Stücke die Musiker eindrucksvoll und ausdrucksstark interpretieren, nennt Cremer den „Wanderer zwischen den Welten der populären Musik und der Klassik. Lyrisch, getragen und beseelt beendet das Quartett zunächst im Duo von Klarinette und Keyboard, dann in voller Besetzung das mitreißende Konzert eben mit Gershwins unvergessener Ballade „The man I love“.
De Oliveira erzählt an diesem Abend die Anekdote, in der Gershwin bei Igor Strawinsky um Unterricht bat und auf Anfrage gestand, wie viel er mit seiner Musik verdiente. Strawinsky antwortete, dass er besser bei Gershwin in die Lehre ginge als dieser bei Ihm.