Ulli Jünemann mit seinem New York Quartet in Mainz, 10. März 2015

Uli Jünemann Quartett - Photo: Mümpfer

Text & Fotografie: Klaus Mümpfer 

Das Instrument des Mainzer Altsaxophonisten Ulli Jünemann klingt stets transparent und klar, fast sogar hart und unterkühlt. Im Kontrast dazu zupft Jay Anderson seinen Kontrabass warm und weich, trommelt Schlagzeuger Gene Jackson wiederum explosiv und knallend sein Drumset und nutzt dabei auch den Korpus seiner Snares. Gitarrist Jeanfrancois Prins spielt in der Regel melodiös in der Art der legendären Saitenzupfer wie Wes Montgomery, reißt aber immer wieder knallig Akkorde aus seinem Instrument und setzt sparsam, aber wirkungsvoll die elektronische Verzerrung ein. Das Ulli Jünemann New York Quartett liebt Kontraste, besinnt sich auf die Tradition der 60er und 70er Jahre, auf Bebop und Blues, spielt aber dennoch nicht rückwärts gewandt, sondern arbeitet zeitgemäß mal kammermusikalisch, mal extrovertiert mit Kanten und Brüchen.

Das Quartett eröffnet das Konzert im Frankfurter Hoff in Mainz mit dem 1966er Hit „Sunny“ des Rhythm&Blues-Sängers Bobby Hebb. Es ist wahrscheinlich diese äußerst sensible und kommunikative Zusammenarbeit von Jünemann und Prins, die die Musik so spannend wirken lässt. Die lyrische Verschmelzung von Romantik in der Melodieführung und hart swingender Gitarre wird betont im Ruf-Antwort-Spiel wie in der Prins-Komposition „Zorro“. Jünemanns Alto-Spiel klingt in einem Moment cool-intelektuell  und im nächsten Augenblick wieder sensibel und gefühlvoll. In den Balladen färbt der Saxophonist den Ton leise und fast schwebend, zupft Prins seine Gitarre ebenso weich und melodiös wie sein Gesang in „Deep in an dream“ des Grammy-Preisträgers van Heusen oder in „I fall in love too easily“. In diesen Stücken streichelt Jackson die Felle der Trommeln mit den Besen, lässt seinen Kontrabass in reizvollen und harmonisch verzwickten Linien klingen.

Dann wiederum gibt es die Lünemann-Komposition „Paid nice“, einen Tribute für den Pianisten Thelonious Monk und „Paying dues“, in denen der Mainzer Musiker hart und expressiv sein Instrument bläst. „Doobee“ ist dem lückenfüllenden Scat-Wortspiel des Bebop nachempfunden und fällt durch seine heftigen Explosionen auf. Prins erzählt beim Mainzer Konzert von seinen Studien in der Quantenphysik und hat eine Komposition nach dem Schrödinger-Katzenexperiment benannt. Der Gitarrist und der Saxpohonist leiten das Thema unisoso ein, Jünemann setzt sich mit sonorem Ton ab, während der Gitarrist mit ökonomisch eingesetzten Akkorden die Läufe untermalt, um später mit elektronischen Verzerrungen die Parallelwelten in der Physik und der Musik zu interpretieren.

Das Publikum belohnt das Spiel des internationalen Quartett mit reichem Beifall und Zugabenforderungen, wie es schon im ersten Konzertteil die Vorgruppe „Thorb“ mit Musikern der Mainzer Musikhochschule aufgenommen hatte. Die Formation des Schlagzeuger Pit Marquardt bestach durch ihre künstlerische Reife und die technische Solidität der Mitglieder. Das Spiel des Pianisten Nico Hering mit dem Wechsel von perlenden Läufen und Blockakkordschichtungen überzeugte ebenso wie die Ausdruckstärke der Saxophonistin Kerstin Haberecht, des Gitarristen Lukas Roos und des Bassisten Bastian Weinig.

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