Rhythmus und Intensität, Schweiß mit Spaß

Rhythmus und Intensität, Schweiß mit Spaß

Schwäbisch Hall. Einen ganz eigenen und unverwechselbaren Sound offenbarte das Malcolm-Braff-Trio in der Hospitalkirche. Anstatt auf Leisetreterei mit lieblichen Lyrismen und konzentrierten sich die kosmopolitischen Musiker auf Intensität und Rhythmus.

Malcolm Braff wurde 1970 in Brasilien geboren und wuchs ab 1973 auf den Kapverden und im Senegal auf. Sein Vater arbeitete dort nämlich als Missionar für die Siebenten-Tags-Adventisten. Bereits in Afrika erhielt er ab dem fünften Lebensjahr klassischen Klavierunterricht. 1982 kam Braff schließlich in die französische Schweiz, wo er erst als 19-Jähriger beim Montreux-Festival mit dem Jazz infiziert wurde.

Mit beherzter Samba und süßlichem Bossa Nova hat der Brasilianer stilistisch nichts am Hut. Sein Personalstil scheint eine Melange aus Calypso, südafrikanischer Kwela-Musik und Oscar Petersons „Hymn To Freedom“ zu sein. Und vor allem dominiert bei Malcolm Braff rhythmische Intensität. Neben prallen Blockakkorden ist sein Markenzeichen das Abdämpfen der tiefen Saiten mit der linken Hand – ein besonderer perkussiver Effekt auf dem Piano. 

Als eigentlich Schlagwerker fungiert im Trio Yaya Quattara, der aus Burkina Faso, dem früheren Obervolta, stammt und jetzt ebenfalls in der Schweiz lebt. Auf seiner Djembé, einer Trommel, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm und Ziegenfell gefertigt wird, geht der Mmaasai mit den Handflächen knallhart zur Sache, kann aber auch mit den Fingerspitzen filigran arbeiten. Alle Male kreiert er komplexe Polyrhythmen.

Auch vom Kontrabass hörte man im Haller Konzert viel Perkussiv-Rhythmisches. Alex Blake, in Panama auf die Welt gekommen und mittlerweile in den USA beheimatet, spielt nur gelegentlich mit Malcolm Braff zusammen. Blake hat sich vor allem als interessanter Sideman von Dizzy Gilespie über Sonny Rollins und Sun Ra bis zu Randy Weston einen Namen gemacht. Typisch für ihn ist das gitarristische Spiel auf dem großen Korpusbass – wie es vor vier Jahrzehnten schon Jimmy Garrison praktizierte. Und wie einst Slam Stewart singt er oft lautstark die Phrasen mit. 

Eng verzahnte Interaktion und große Kommunikationsfreude bestimmten das Trio-Spiel. Die rhythmisch-melodischen Motive wurden da lustvoll zugeworfen, aufgenommen und weiter entwickelt. Viel triefender Schweiß – aber vor allem reichlich Spaß für die Bühnenakteure und das begeisterte Publikum.

Dietmar Winter vom Club Alpha 60 kündigte an, dass die aktuelle Jazzreihe sich auf Trios spezialisiere. Im September wird das polnische Marcin-Wasilewski-Trio erwartet.

(Mai  2008)

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