UNO-Beifall und Ministerlob

Erfolgreiches Gastspiel bei „Kaunas Jazz 2008“

KARLSRUHE/KAUNAS. Seit 1981 existiert das Jugendjazzorchester Baden-Württemberg, und seither stießen die Auslandstourneen, die mehrmals durch Schwarzafrika und Südostasien führten, bei den swingenden Talenten auf große Resonanz. Ende April stand für die von Professor Bernd Konrad geleitete Big Band ein Kurztrip nach Litauen zum dortigen Festival „Kaunas Jazz“ auf dem Plan. 

Der in Karlsruhe ansässige und von Wolfgang Gönnenwein präsidierte Landesmusikrat bezahlte die Flugkosten, der örtliche Veranstalter den Transfer Vilnius-Kaunas, Unterkunft und Logis.

Sofort nach der Litauens Loslösung von der Sowjetunion wurde 1991 in Kaunas, der mit 365 000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des südlichsten Baltenstaates, ein Jazzfestival ins Leben gerufen. Der Jazz-Begriff wird hier sehr weit gefasst, und das Publikum gleicht bei dem alljährlichen Event keineswegs einem Rentnertreff. Die Jugend ist voll da und integriert – auf den Podien und in den Auditorien.

Freilich sorgen naturgemäß amerikanische Superstars immer wieder für die Hauptattraktionen. In den Vorjahren gastierten u.a. Elvin Jones, Charles Lloyd und John Scofield bei „Kaunas Jazz“, jetzt wurden der 1937 geborene Kontrabassist Ron Carter und nochmals der Gitarrist Al di Meola verpflichtet. 

Die Hauptkonzerte liefen erneut über die Bühne vom „VDU koncertų salė“ innerhalb der Universität, Feuchtfröhliche Nachfeiern und kreative Sessions fanden im Club „Combo“ statt, sogar in der Synagoge erklang Musik. 

Am lautesten und am turbulentesten ging es freilich auf dem neben dem Kriegsmuseum gelegenen „Vienybės Platz“ her. Zu nächtlichen Stunden gab es hyperaktiver HipHop, Funk, Rap und Rock aus Estland und Litauen, zudem eine Jazz-Modeschau samt Feuerwerk.

Am sonnigen Samstagnachmittag kamen jedoch auch dezentere Töne zu ihrem Recht. Bei freiem Eintritt und zwangloser Atmosphäre durften da die Newcomers vom deutschen Südwesten aufspielen. Ein fulminanter Start mit dem Cole-Porter-Standard „Begin The Beguin“, mal eine coole Ballade wie das vom Bandmitglied Tobias Becker arrangierte Stück „All The Way“ – bis zur fetzigen Zugabe „Diggin’ On James Brown“. 

Kompakter Big-Big-Sound, angereichert mit exzellenten Soli. Da gab es zu guter Letzt begeisterten Beifall von der UNO, genauer vom „UNO Jazz Ensemble“. Die an der Universität im amerikanischen Bundesstaat Nebraska ansässige Formation konzertierte direkt nach dem Jugendjazzorchester.

Als sich Bandleader Bernd Konrad anschließend in einem Straßencafe mit einem spendierten Glas Weißwein erholte, schlenderte Litauens Kulturminister Jonas Jucas vorbei und lobte dessen Ensemble ausdrücklich. Ähnlich begeistert war auch der englische Pianist und „Billboard“-Redakteur Mike Hennessey.

Das Fazit von Bernd Konrad: „Ich fand die Tour wunderschön, obgleich sie sehr kurz war. Auf die Jungs kann man sich verlassen. Wir haben nicht viel geprobt, und es gab durchweg neue Stücke. Ich arbeite gerne mit diesen Leuten – schade, dass sie jetzt nach zwei Jahren auseinander gehen.“. Und außerdem: Bernd Konrad weilte erstmals im Land seiner Großmutter, einer Litauerin.

Ganze 36 Stunden hielten sich Konrad und die aufgeweckten Besten vom Südwesten in Kaunas auf. Zum Schlafen sind da die Kids kaum gekommen. Da schlummerten diese inniglich auf der Rückfahrt zum Flughafen in Vilnius. Stolz dürfen alle sein, dass sie während ihrer Darbietung „live“ auf einer riesigen LED-Wand zu sehen waren. Ungeduldig wird jetzt eine – sicherlich wieder flott geschnittene – DVD erwartet, auf der „Kaunas Jazz 2008“ dokumentiert wird – mitsamt dem Gastspiel des Jugendjazzorchesters Baden-Württemberg.

Christian Mück 

Kaunas, Allee 

Mike Hennesey

Bernd Konrad

Ron Carter

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