Review: Heinz Sauer Trio – Exchange

Heinz Sauer Trio - Exchange / Cover

free flow music, rec. 1995

Eine spröde Schönheit ist dieser Musik zu eigen. Heinz Sauer erzählt Geschichten auf seinem Saxophon und dieses Saxophon ist nach den ersten Tönen so markant und unverwechselbar wie kaum ein anderes. Die Töne sind brüchig. Jeder von ihnen hat eine ihm eigene Qualität, mal fast sauber intoniert in aller Regel aber gequetscht, aufgerauht, überblasen. Längere Töne schillern ein wenig in der Tonhöhe und vermitteln manchmal den Eindruck als könnten sie jeden Moment abstürzen und der Saxophonspieler würde sein Instrument auf den Boden legen und gehen. Da ist kein akademischer Ansatz aber nur so wird das Saxophon ganz zu Sauers Instrument, er verleiht diesem Stück Blech seine ureigenste Sprache. 

Die gebrochenen Klänge, die Sauer aus seinem Horn herausarbeitet kennzeichnen auch seine Stücke. Fragmentarische Elemente, die er variiert aufbricht und zerlegt um sie wieder zu einem Ganzen zusammenzusetzen. Eine eindringliche Musik, die sich in den vielen überblasenen Phrasen noch verstärkt. Bei anderen Musikern ein Zeichen von Ekstase, bei Sauer schlicht ein Teil seiner ganz persönlichen musikalischen Syntax.

Kongenial wird er – schon seit Jahren – von Bob Degen am Piano begleitet. Er schafft zusammen mit Stepahn Schmolck am Baß die schwebend-suchende Atmosphäre in der sich das Saxophon versucht zurechtzufinden. Das ist keine Musik des fröhlichen „easy listenings“, die Grundstimmung der ganzen CD ist eher suchend, manchmal geradezu düster wenn beispielsweise über einem Synthesizer-Orgelpunkt Bob Degen auf seinem Flügel in den oberen Registern seines Instruments verloren wirkende Klangfragmente tupft. Degen begleitet Sauers Soli sparsam, seine eigenen erzählen Geschichten wie die von Sauer selbst. Typisch für Degen ist sein „Gesang“ mit dem er sich selbst begleitet und der das Blues-Element seiner Melodien noch verstärkt. Stephan Schmolck zeigt sich als autonomer Begleiter, der sich als eigenständiger Partner im Trio einfügt und Akkzente vor allem im Zusammenspiel mit Degen zu setzen weiß.

In diesem Trio haben sich ganz offensichtlich Gleichgesinnte gefunden, nur so kann eine Musik von so dichter Atmosphäre und fragiler Schönheit entstehen.

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