WARSCHAU. Niemand hätte in den 60er Jahren gedacht, dass der polnische Neutöner Krzysztof Penderecki („Lukas-Passion“, „Hiroshima“) einmal den schmissigen Ungarischen Tanz Nr. 5 von Johannes Brahms dirigieren würde. Genau dies geschah jedoch, nachdem die Krakauer Komponisten-Ikone in Warschau freiluftig Beethovens Siebente aufgeführt hatte.
Zu Konzertbeginn stand Pendereckis lammfromm-friedliches (und gar nicht atonales) „Agnus Dei“ auf dem Programm. Ort der Handlung war der Garten hinter dem einstigen Veterinärinstitut. Die Anlage wurde von der Agraruniversität „SGGW“ verlassen und soll jetzt zum Domizil der „Sinfonia Varsovia“ werden. Das vor 25 Jahren gegründete Orchester verspricht sich damit auch eine weitere kulturelle Aufwertung des am östlichen Weichselufer gelegenen Stadtteils Praga. Die „Grochowska 272“ soll plakativ zur ersten Adresse Warschauer Musik-Adresse werden – und da diente Penderecki als ideales Zugpferd.
Mehr als nur eine symbolische Aktion war es, dass Krzysztof Penderecki unter großer Anteilnahme von Fans und Presse einen Baum pflanzte, schließlich ist er noch begeisterter Botaniker. Die „Sinfonia Varsovia“ veranstaltete ein großes multimediales Fest, um die breite Bevölkerung für das künstlerische Anliegen zu gewinnen. Die Sonntagsmatinee geriet – nach einem trostlos verregneten Samstag – zur sonnigen Familienfete mit Picknick-Charakter.