Fotografie und Text: Hans Kumpf (in obiger Zelle hauste der Meister)
Von Hans Kumpf, z. Zt. Mallorca
Palma de Mallorca. Den sachkundigen Musiktouristen aus aller Welt war schon längst klar, dass kaum etwas echt war, was in der Kartause von Valldemossa über Frédéric Chopin gezeigt wurde. In dem Kloster hatte der polnische Komponist und Klaviervirtuose zusammen mit seiner französischen Geliebten George Sand den Winter 1838/39 verbracht. Seit Monaten wartete man auf der spanischen Insel gespannt auf das Urteil des Handelsgerichts, wo genau nun das Paar (und die zwei Kinder der Schriftstellerin) wohnten. Bislang wurden nämlich zwei verschieden Klosterzellen als die Unterkunft dieser eigenartigen Ausländer präsentiert – und die beiden Klosterzellen befinden sich im Besitz zweier rivalisierender Familien, die vom Chopin-Mythos jeweils reichlich profitieren konnten.
Nun entschied Richter Catalina Asela Munar nach höchstpersönlicher Inaugenscheinnahme und dem Studium historischer Quellen: Es war die Zelle Nummer 4 – und nicht die 2. Der unterlegene Clan um Ferra Capllonch wurde nun dazu verdonnert, nicht mehr mit Frédéric alias Fryderyk Chopin (1810 – 1849) als Klosterzelle-2-Bewohner zu werben. Und dass das ausgestellte Klavier nie und nimmer von dem lungenkranken Virtuosen bespielt wurde.
Tage zuvor schon fällten spanische Ärzte ein medizinisches Urteil: Chopin sei höchstwahrscheinlich ein Epileptiker gewesen.
(…in dieser nicht)
Anfang Februar 2011, ein Jahr nach dem weltweit begangenen 200. Geburtstag des romantischen Meisters aus Polen, ist Chopin so wieder großes Thema und teilweise sogar blickfangender Aufmacher von Zeitungen auf der Insel („Diario de Mallorca“) wie im Festland („El Pais“).