Pablo Held Trio – Abwechslungsreiches Kontinuum

Das Kölner Pablo-Held-Trio führte in Schwäbisch Hall erneut einen genreübergreifenden Musikmarathon durch: Jazz mit intellektuellem Anspruch.

. Zuletzt konzertierte das Trio des Pianisten Pablo Held Anfang Oktober 2019 bei der Reihe „Jazztime“ in der Hospitalkirche – nach dem erfolgreichen Gastspiel luden der Jazzclub und das Kulturbüro das stimmige Ensemble erneut nach Hall ein. In dem seit 2006 bestehendem soliden Dreier-Bündnis wirken noch der Schlagzeuger Jonas Burgwinkel und der Kontrabassist Robert Landfermann mit.

Pablo Held wurde Ende 1986 in ein hochmusikalisches Elternhaus hineingeboren. Seine unmittelbaren Vorfahren haben professionell mit dem Klavier zu tun, wobei der jahrelang an der Max-Reger-Musikschule im südwestfälischen Hagen lehrende Vater Peter seit jeher dem Jazz frönt, gerne frei improvisiert – aber auch komponiert. Die Mutter ist beruflich Klavierbauerin.

Getrennt oder vereint – Held, Landfermann und Burgwinkel haben schon zahlreiche Ehrungen eingeheimst. Dem Trio an sich wurde 2013 der NRW-Förderpreis und 2014 der SWR-Jazzpreis zuteil. Der nun 40-jährige Robert Landfermann erlernte zunächst Gitarre und Elektrobass, ehe er zum „klassischen“ Kontrabass fand. Diesen zupft er akkurat und streicht gerne mit dem Bogen obertonreich. Der oft perkussiv-filigran vorgehende Schlagzeuger Jonas Burgwinkel kam 1981 im Dreiländereck Aachen zur Welt und studierte zusammen mit Held und Landfermann an der Kölner Musikhochschule, wohl die führende Jazzkaderschmiede Deutschlands.

Das typische Konzept des Trios bleibt gleich: Erst im Laufe der live-Auftritte wird spontan entschieden, welche Held-Kompositionen in die jeweils halbstündigen Stücke integriert werden. So lagen bei der jüngsten Performance in Hall beispielsweise „Ammedia“, „Lineage“, „Scatoons Island“, „Obradinn“, „Investigations“ und „Forest Spiritis“ bereit. Dabei finden sich immer wieder Anklänge an die wechselreiche Jazzgeschichte. Aufmerksame Interaktionen und exzellente Improvisationen in Gruppendynamik fügen das Ganze zusammen.

Es begann nun mit ruhig ausschwingenden großintervalligen Einzeltönen am Flügel, auch der Bass zupfte sodann abstrakte Linien. Das gemeinsame Spiel verdichtete sich mit homophonen Aktionen, und das Schlagzeug fügte sanfte Besenarbeit auf Becken und Snare-Drum hinzu. Interessanter Impressionismus, der zunächst durch einen kurzen Londoner „Big-Ben“-Glockenschlag gekrönt wurde – zufällig oder nicht. Sodann liebliche Sounds, ein kommunikatives Duo vom Tasteninstrument und Tiefsaiter, wobei das Schlagzeug schweigt. Harmonisch bewegt man sich im freitonalen Gestus.

Pablo Held führt schließlich auf dem Steinway feinmaschige Minimalismen ein, bevor Robert Landfermann am Kontrabass mit gekonnten Bogenstrichen geräuschhafte Flageoletts erzeugt. Jonas Burgwinkel bestätigt sich als gefühlvoller Drummer. Summa Summarum: Ein künstlerischer und ästhetischer Genuss mit etlichen virtuosen Momenten. Da gehen auch eingestreute Avantgardismen wohlgefällig ins Ohr.

Pablo Held Trio – Fotos: Kumpf

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