Exotisches mit Cymin Samawatie & Cyminology
und dem Duo Mokoton in der Hospitalkirche
Schwäbisch Hall. Auf Multi-Kulti ausgerichtet waren die beiden Samstagskonzerte von Schwäbisch Halls 2. Internationalen Jazz-Art-Festival, bei dem u.a. auch Paul Kuhn, Nils Wülker, Meike Goosmann, Ketil Bjornstad, Olivia Trummer und Jochen Feucht auftraten.
Als Beitrag des Goethe-Instituts kam die deutsch-iranische Vokalistin Cymin Samawatie in die barocke Hospitalkirche, die längst nicht mehr zu Gottesdiensten benutzt wird. Cymin Samawatie kann zwar nicht als eigentliche Jazz-Sängerin bezeichnet werden, doch mit ihrer Vehemenz und einem Timbre, das an Ofra Haza erinnert, sprengt sie ohnehin sämtliche Genre-Grenzen. Ihr angetan haben es bereits tausend Jahre alte persische Gedichte, die meist um Vergänglichkeit und Erkenntnis kreisen. Mikrointervalle und orientalische Skalen bilden fern jeglicher westlicher Funktionsharmonik die modal-musikalische Ergänzung. Interessant, wie der aus Bayern stammende Pianist und Komponist Benedikt Jahnel sich am Flügel ganz perkussiv der zeitgenössischen „minimal music“ und der balinesischen Gamelanmusik bedient.
Eine ganz individuelle Note bringt auch der in Neu Delhi geborene und in Braunschweig aufgewachsene Perkussionist Ketan Bhatti ins Spiel. Gegenüber Ramesh Shotham und Trilok Gurtu, den beiden in die deutsche Jazz-Szene bestens integrierten indischen Schlagwerkern, hat Bhatti eine völlig eigene Musizierweise entwickelt. Nuanciertheit für subtile Sounds und rhythmische Wendigkeit verbindet er bravourös. An den Drums leistete er nicht nur saubere Besen-Arbeit, er traktierte die Tom-Tom unspektakulär gar mit einem Apfel. Auch Ralf Schwarz am Kontrabass hatte entscheidenden Anteil daran, dass die wirklich eigenständige Musik stets interaktiv verwoben war und flexibel „atmete“.
Sanfte Schwebeklänge sind zu erwarten, wenn sich die beiden Mallet-Instrumente Marimbaphon und Vibraphon verbünden. Da lief am zweiten Festival-Konzert spät am Abend das Duo Mokoton leicht Gefahr, monoton zu werden. Den bluesigen „Spaziergang mit Schlange“ brachten Saiko Saito und Rupert Stamm aber sehr akzentuiert zuwege. Vor vier Jahrzehnten galt es noch als Sensation, wenn der Vibraphonist Gary Burton mit vier Schlägeln simultan agierte – heutzutage gehört diese Technik bereits zum Standard, wie die beiden Virtuosen jetzt erneut bewiesen.