Marilyn Mazur ist verstorben

Marilyn Mazur - Photo: Frank Schindelbeck

Marilyn Mazur ist am 12. Dezember 2025 im Alter von 70 Jahren nach längerer Krankheit verstorben. Dies gab ihre Familie bekannt. Mit ihr verliert die internationale Jazz- und Improvisationsszene eine Musikerin, Komponistin und Bandleaderin, die über Jahrzehnte hinweg durch ihre eigenständige künstlerische Haltung international wirksam war.

Geboren am 18. Januar 1955 in New York City, wuchs Marilyn Mazur seit ihrer Kindheit in Dänemark auf. Früh kam sie mit Musik und Tanz in Berührung. Zunächst als Pianistin und Tänzerin ausgebildet, wandte sie sich später den Perkussionsinstrumenten zu und studierte an der Royal Danish Academy of Music. Diese interdisziplinäre Grundlage prägte ihr späteres musikalisches Arbeiten, in dem Rhythmus, Klang und Bewegung stets eng miteinander verbunden waren.

Internationale Bekanntheit erlangte Mazur insbesondere durch ihre Mitwirkung in der Band von Miles Davis in den Jahren 1985 bis 1988. Unterbrochen für eine Welttournee mit einem Projekt von Wayne Shorter im Jahr 1987. In dieser Phase war sie Teil einer musikalischen Konstellation, die Jazz mit Rock-, Funk- und elektronischen Elementen verband und für viele Musikerinnen und Musiker im Jazz der Zeit prägend wirkte. Ab 1989 war Marilyn Mazur wieder verstärkt auf der dänischen und europäischen Musikszene präsent und konzentrierte sich auf ihre eigenen Projekte. Sie gründete das Ensemble Marilyn Mazur’s Future Song, das über einen Zeitraum von rund zwanzig Jahren europaweit auf Tournee war. Parallel dazu war sie von 1991 bis 2004 festes Mitglied der Gruppe des norwegischen Saxophonisten Jan Garbarek. In dieser Besetzung absolvierte sie weltweite Tourneen und prägte den charakteristischen Klang der Band maßgeblich mit.

Photos Marilyn Mazur von Hans Kumpf

Als Komponistin arbeitete Marilyn Mazur in einem breiten Spektrum musikalischer Formen. Ihr Werk reicht von Soloprojekten über Ensemble- und Kammermusik bis hin zu Kompositionen für Sinfonieorchester. Sie kooperierte mit mehreren renommierten Big Bands. Ihre Musik bewegte sich zwischen reduzierten, archaisch wirkenden Melodien und komplexen, vielschichtigen harmonischen Strukturen und war dabei nicht selten stärker von zeitgenössischer und klassischer Musik beeinflusst als vom traditionellen Jazzverständnis.

Ein besonderes Anliegen war Marilyn Mazur die Förderung von Frauen in der Musik. Bereits Ende der 1970er-Jahre gründete sie mit Primi Band ein ausschließlich mit Frauen besetztes Ensemble. Dieses Engagement setzte sie unter anderem 2015 mit der Frauenband Marilyn Mazur’s Shamania fort.

Kennzeichnend für Mazurs musikalische Arbeit war ihre Verbindung eines umfangreichen Perkussionsinstrumentariums mit dem Schlagzeug. Daraus entwickelte sie eine unverwechselbare Spielweise, die sich durch klangliche Sensibilität, rhythmische Präzision und hohe improvisatorische Freiheit auszeichnete. Dabei war ihr Spiel immer eher auf gleichberechtigte musikalische Gestaltung und Interaktion ausgerichtet und weniger auf Begleitung. Diese eigenständige Stimme fehlt nun im Jazz.

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