Traumton 4657
Es war sowohl für den Trompeter Frederik Köster und sein Quartett „Die Verwandlung“ als auch für das bereits 1907 gegründete Philharmonische Orchester Hagen nicht die erst Grenzüberschreitung und doch eine Herausforderung sowohl für den Jazzer als auch für die ansonsten eher fest gebundenen Klassiker. „Mir war es wichtig, etwas Neues zu komponieren“, versicherte der Trompeter, der gestand, dass er schon immer ein Fan von Programmmusik gewesen sei.
Kein Wunder, dass in den Werken, Inspirationen von Smetanas „Moldau“ und Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ verarbeitet wurden. In seinem Quartett mit dem Bassisten Joscha Oetz, dem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel sitzt auch der Pianist dem Sebastian Sternal, der mit seinem mehrteiligen „Symphonic“-Projekt Arrangement-Erfahrung mit großen Ensembles sammeln konnte. Verständlich, dass Köster ihn für Details der Ausformulierung von schwierigen Passagen zu Rate zog.
Insgesamt ist bei der Kooperation des Jazzband und des Philharmonischen Orchesters unter der Leitung von Florian Ludwig ein hochromantisches Werk entstanden, bei dem Sternal in „Homeward Bound“ als auch in „Kyrill“ mit seinen aufregenden Soli brillierten und im selben Stück auch Burgwinkel sein Drum-Solo und Oetz seinen Alleingang mit dem Bass absolvierte. Und immer wieder steht im Vordergrund Frederik Köster, der seine Trompete in die höchsten Lagen steigen lässt. Das Liebliche verschmilzt mit dem Kantigen. Beispiel ist „Kyrill“ mit seinem fast crescendo haften Finale.
Mit dem vielschichtigen Stück „Wurzel und Flügel“ beziehe er sich auf den Dichterfürst von Goethe, mit „Land der tausend Berge“ auf seine geliebte Heimat und das Hochsauerland, sagt der Trompeter. In der „Homeward Bound“-Suite vereint Köster intuitiv sein Solistenquartett mit dem voluminösen Klangkörpers des Orchesters – und obwohl er die Klassiker nicht seine klaren Vorstellungen aufzwingen will und die 60 Musiker weniger beweglich sind als das Jazz-Ensemble – swingt die Musik. In „Epilog“ greift er Komponist nochmals das Hauptthema der Suite auf, verschlankt es aber.
Die CD klingt vor allem in den Partien mit den Streichern impressionistisch. Insofern ist Köster der Tradition treu geblieben. Der lang anhaltende Applaus ist auf der CD dokumentiert und belegt, dass das Publikum das Werk genoss.
(km)