Von allen Spielarten der Musik scheint Jazz diejenige zu sein, die andere Künstler anderer Sparten am stärksten zur kreativen Auseinandersetzung reizt. Sei es Lyrik, die gelegentlich mit dem Jazz ja sogar ein eheähnliches Verhältnis eingeht, seien es die bildenden Künste von Malerei, Zeichnung bis hin zu Bildhauerei und – natürlich – Fotografie. Wobei ich mir bei letzterer gar nicht sicher bin, ob sie im strengen Sinne zur bildenden Kunst gezählt wird.
Wortgebunden nähert sich dem Jazz der verdienstvolle Buddy’s Knife Verlag aus Köln, hier schon gelegentlich erwähnt. Dort wird die Lyrik von Jazzmusikern wie Roy Nathanson oder Henry Grimes präsentiert aber auch andere Texte über den Jazz. Ganz aktuell ist in der jazzedition „silent solos – improvisers speak“ herausgekommen. Mit Texten von 50 hochkarätigen, international bekannten – hauptsächlich in New York aktiven – Musikern der Avantgardeszene.
„Spirituelle Gedanken, sinnliche Begegnungen, Hommage und Gedenken an vergangene Helden, schlichte Predigten und markige Manifeste von Musikern, die eines gemeinsam haben: absolute Hingabe an das, was sie tun.“ Die absolute Hingabe an das, was man tut“ – die darf man auch Renate da Rin attestieren, der Chefin des buddy’s knife Verlages und man möchte sich nach Köln, in die Teutoburger Straße aufmachen, dorthin, „…wo im Sommer die Tür offen steht und John Coltranes „A Love Supreme“ die Straße flutet, Albert Aylers „Holy Ghost“ die Passanten verschreckt oder William Parkers und Hamid Drakes „Piercing The Veil“ Brücken schlägt zwischen Orient und Okzident … „
Und auch hier die bildende Kunst: Visuell begleitet werden die Texte in „silent solos“ von blueprint#1 des Wuppertaler Künstlers Jorgo Schäfer.
—
Irgendwelche isländischen Vulkane sind mir persönlich schnuppe. Als Selten-Flieger und überzeugter Nicht-Käufer peruanischen Spargels (jetzt gibt’s ja eh wieder den guten aus Schwetzingen!) oder kolumbianischer Rosen hält sich die persönliche Betroffenheit bislang auch in Grenzen. Im Jazzleben hinterlässt der Aschespucker mittlerweile allerdings seine Folgen: Einige Konzerte stehen auf der Kippe und Roland Gebhardt hat seine Tour mit Gustavo Casenave gleich komplett in den Herbst verschoben. Wie gut, wenn heimische Musikanten sich noch am Boden durch die Lande bewegen können – unbelästigt von eingeflogener „Konkurrenz“ kann beispielsweise Dirik Schilgen dieser Abende seine neue CD „Plenty off…“ vorstellen. Offizielles Release ist am 22.4. in der Alten Feuerwache, die weiteren Termine finden sich auf seiner Homepage.
Auf die CD-Release Tour des Trio Ditzner Twintett hatte ich schon kürzlich hingewiesen. Keine Empfehlung grauer Theorie – am Freitag, den 23.4. macht sich der Jazzblogger auf nach Wachenheim ins gern besuchte Badehaisl um die Musik der drei Herren zu genießen.