Bearbeitungen von Schubert-Liedern unter der Leitung des Gitarristen Martin Lejeune, eigene Kompositionen von Studierenden mit dem Bassisten Vitold Rek, Contemporary Jazz und Avantgarde unter Anleitung von Professor Jesse Milliner oder Blues sowie Country und Soul mit dem Gitarristen Mark Oliver Klenk spiegeln die Bandbreite der Jazz- und Pop-Ausbildung an der Musikhochschule Mainz wider. Das zweitägige Festival zum Semesterabschluss begeisterte die Zuhörer im überfüllten Roten Saal der Universität. Sie feierten die insgesamt 15 Formationen mit anhaltendem Applaus. Selbst kritische Beobachter erstaunt die technische und musikalische Reife der Combos von Studierenden aus Anfangs- und späteren Semestern.
„Ständchen“ sowie „An die Musik“ von Franz Schubert zählen zu den Ohrwürmern der Klassik. Das Gitarrenprojekt von Martin Lejeune mit sechs Saitenzupfern und dem Dozenten am E-Bass gewann den beiden Kompositionen ungewohnte Klangfarben ab, ließen den Bruch zwischen epischem Rockgitarrensound à la Queen und den romantischen Liedern zu einem Grenzen überschreitenden, hörenswerten Experiment werden. Sieben Individualisten entwickelten die harmonischen Stimmen im instrumentalen Satzspiel mit Ostinati und Variationen zu einem überraschenden Klangerlebnis.
Grenzüberschreitend folgten auch Gitarrist Klenk und die Sängerin Caroline Trischler im Duo bei dem soulgetränkten „I can make you, love me“ sowie im Quintett der Amerikanerin Bonnie Raitt in die Gefilde von Country, Blues und Soul. Sie zeigten auf der poppigen Seite die gleiche Einfühlsamkeit, die zuvor schon andere Formationen mit den klangfarbenreichen Kompositionen des Trompeters Kenny Wheeler und den stilistisch offenen Trios unter Leitung von Professor Sebastian Sternal sowie später mit Axel Papes Bearbeitungen von Stücken der Gruppe Depeche Mode bewiesen. Filigrane Gitarrenläufe und High-Note-Soli auf der Trompete bei Wheeler-Stücken faszinierten. Zeitweise spielten Flügelhorn und Altsaxophon zweistimmig, hin und wieder unisono. Gefangen nahmen die tastenden Single-Note-Folgen auf dem Piano oder das singende Tenorsaxophon bei einer balladesken Komposition von Don Grolnik. Ausgefallene Sounds verlangten offene Ohren bei „Doctor Beauchefs Pinguin Dentist“ mit doppelter Besetzung am Xylophon, oder in der mit Vokal-Unterstützung interpretierten Ballade „Henya“ des Oktetts „Contemporary Jazz“. Mit den „Short Stories“ von Quite Sane zeigten die Studierenden, was der moderne Jazz an der Grenze zur rockigen Avantgarde zu bieten hat.
Zeugen gesanglicher Akrobatik wurden die Besucher beim Vokalensemble von Nanni Byl. Der Drummer Hermann Kock widmete sich mit der Gruppe „Odd Meter“ den ungeraden Takten, die dem Jazz so oft ihre besondere Würze geben. Krönenden Abschluss der beiden Konzerte bildete die Bigband der Musikhochschule, die unter der Leitung des Dirigenten Pavel Klimashevsky und mit dem Sänger Nicolas Ries Klassiker von Frank Sinatra und Count Basie spielte. Es gab ein Wiederhören mit „Fly me to the moon“ und „I´ve got you under my skin“. Zum Abschluss feierten die Zuhörer ein ausgefallenes Arrangement von “Take the A-Train“ in der Fassung des kanadischen Arrangeurs Rob McConnell mit Latin-Rhythmen.