Jane Monheit in Mainz 22.11.2008

Jane Monheit würde sich verleugnen, wenn sie nicht in der Vorweihnachtszeit ein gefühlvolles „Merry Christmas“ präsentieren würde, an das sie noch ein paar Takte „Jingle Bell“ anhängt , um dann das offizielle Programm mit „Santa Claus is coming to town“ zu beschließen, dessen Komponisten Fred Coots und Haven Gillespie eher Insindern bekannt sind, während den Song jedes Kind in Amerika trällert. Das übervolle Herz des Mainzer Publikums trifft die amerikanische Sängerin endgültig, als sie in der Zugabe besinnlich beseelt und quasi auf Zuruf „Somewhere over the rainbow“ mit leichtem Vibrato und leicht brüchig ins Mikrophon haucht. In solchen Balladen fühlt sich die inzwischen dreißigjährige Mutter eines gerade mal sechs Monate alten Sohnes Jack zuhause.

Der Nachwuchs schläft derweilen in behütet von der Kinderfrau in der Garderobe des Frankfurter Hofes. Er mag erschöpft sein, denn beim Soundcheck hat er auf dem Schoß der Mutter wild in die Tasten des Flügels gehauen. „He loves ist“, strahlt die stolze Jane. Jetzt sitzt ihr bewährter Begleiter Michael Kanan an Flügel und Keyboards, den Bass zupft in langen melodischen Linien oder verzierenden Sololäufen Neal Minder und sensibel unterstreicht Rick Montalbano mit dem Besen die soften Songs seiner Ehefrau. Jane Monheit präsentiert auf der Bühne ein Programm, das von Balladen, zarten Liebesliedern bis zu swingenden Up-Tempo-Kompositionen reicht – erfrischender und lebhafter als die Einspielungen auf der jüngsten CD, die just an diesem Tag ihres Mainzer Auftrittes in den Handel kommt.

Es sind die Großmeister des Jazz und Musicals von Georges Gershwin und Leonard Bernstein bis Duke Ellington, die es der Sängerin angetan haben. Sie ist in dieser Tradition und in einer musikalischen Familie aufgewachsen und will auch nicht ausbrechen. Im privaten Kreis experimentiert sie schon mal mit Scats und Vocalisen zu Free-Jazz-Kompositionen, aber eher, um ihre Stimme zu schulen, als damit auf die Bühne zu gehen. Und dass sie stimmlich gut ausgebildet ist, nicht zuletzt auf Grund ihres Klarinetten-Studium jazzmäßig präzise und stilgerecht phrasiert, dass sie über einen großen Oktavumfang die Nuancen vokaler Textausgestaltung auskostet, die Verschleifungen und Verzierungen wie ihre Vorbilder von Bessie Smith und Ella Fitzgerald beherrscht, das macht ihre Songs auch dann noch aufregend, wenn sie ohne diese perfekte Interpretationskunst sentimental wirken würden. So klingt ihre Stimme mal verrucht, mal schmollend, mal triumphierend, dann wieder schmachtend, oder liebend gehaucht. Einzig ein manchmal dramatisch überspitzter Ausdruck steht dem vollkommenen Genuss entgegen.  

Kanan lässt eine lange Notenkette aus dem Flügel perlen, bevor Monheit mit warmer Stimme in das morbide „In a sentimental mood“ von Duke Ellington einsteigt. Gleich danach widmet sie sich nach einem mit hartem Anschlag geführten Piano-Solo der schnellen Revue-Komposition „Cheek to cheek“ von Irvin Berlin. Mit zwei Sambas belegt die Jazz-Sängerin ihre Erläuterung, dass die brasilianische Musik „has changed my life“. Das Publikum im gut besuchten Frankfurter Hof seinerseits wird dem Lob gerecht, das Jane Monheit ihm während ihrer Moderation zollt. Es lauscht intensiv und feiert die Sängerin zum Schluss stehend mit Ovationen.

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