Die liebgewordene generationenübergreifende „Open-Stage“-Tradition feierte für die Gaststätte „Weiler’s“ eine Premiere.
Schwäbisch Hall. Noch unbekannte Künstler-Kollegen treffen, Mut zum Risiko, Freude beim Spielen, Amateure und Profis in einträchtiger Kooperation, Neues erleben: Ungezwungene Jam-Sessions gehören von alters her zum Jazz. Der Jazzclub lud nach langer Corona-Zwangspause erneut zur swingenden Konferenz ein – jetzt erstmals in die Kneipe „Weiler’s“ beim historischen Weilertor.
Bevor vor erfreutem Publikum die angesagte Session startete, spielte zur Einstimmung und zum Eingrooven ein Trio um den Haller Keyboarder Alexander Schmidt auf. Später am Abend nahmen dann die Plätze des Bassgitarristen Jörg Eichele und des Schlagzeugers Enzo Caterino zwei herzlichst willkommene Gäste ein. Das herbstliche Chanson „Autumn Leaves“, welches zum beliebten Jazz-Hit wurde, diente zum eigentlichen Summertime-Beginn hierbei als gemeinsame Ausgangsbasis.
Begonnen hatte die zweistündige Veranstaltung Schmidts Rhythmusgruppe mit dem Walt-Disney-Hit „Some Day My Prince Will Come“, und auch später erklangen immer wieder getragene Balladen, obgleich es für die künstlerischen Zufallsbekanntschaften simpler gewesen wäre, „#“- und quer‘b’t“ ewig über das zwölftaktige Bluesschema zu improvisieren.
So stieg zunächst die Vokalistin Diana Anastasiu-Popov wagemutig ein und interpretierte als persönlichen Opener den Standard „Misty“ von Erroll Garner (1921-1977), der sich als relativ kleinwüchsiger Pianist ja stets mit zwei Telefonbüchern auf seinem Flügelschemel erhöhte. Gefühlvoll und spielfreudig beim brasilianischen „Blue Bossa“ dann der sensible Gitarrist Manuel Kargel und der coole Flügelhornist Michel Frey, bewährter Mit-Macher bei dieser Art von Jazz-Treffs. Frey, beständiger Bläser des regulären Ensembles „Blue Hour“, wörtlich: „Die erste Jam-Session nach mehr als zwei Jahren! Es hat wieder großen Spaß gemacht, mit Altbekannten und Neuen zu musizieren. Ein „Neuer“, Fred mit 93 Jahren, spielte Schlagzeug zu „Autumn Leaves“, klasse!“
Und Jörg Betzler, Vorstandsmitglied beim Jazzclub und Hobby-Saxofonist, ergänzt: „Sehr interessant war der späte Auftritt von Moy. Er vollführte ein Solo mit der Stimme, bei dem er zunächst täuschend echt Trompete und Posaune simulierte und dann singend improvisierte. Er ist Gesangslehrer mit Schwerpunkt Improvisation und macht auch Entertainment.“
Das angetane Publikum in „Weiler’s – Club – Weinstube – Restaurant“ verhielt sich respektvoll, verfolgte die swingenden Aktionen aufmerksam und sparte nach Solobeiträgen nicht mit Applaus. Fortsetzung erhofft…