Das Label International Anthem hat die traurige Nachricht auf Twitter veröffentlicht: die Trompeterin und Komponistin Jaimie Branch ist verstorben. Ich kann es nicht fassen. Was für ein Verlust.
In den vergangenen Jahren hatte Jaimie Branch eine außerordentliche Entwicklung genommen und war als Trompeterin und Komponistin sehr präsent. Im Jahr 2017 veröffentlichte sie ihr erstes Soloalbum „Fly or Die“ auf International Anthem. Im Jahr 2019 folgte die Fortsetzung – „Fly or Die II: Bird Dogs of Paradise“. 2021 kam eine Live-Version von „Fly or Die“ als Doppel-LP heraus, die im Züricher Club Moods in der Schweiz aufgenommen worden war.
Abgesehen von ihrem kraftvollen strahlendem Trompetenton war auf dieser Platte in einer packenden Version ihr anklagendes „Prayer for Amerikkka“ zu hören, bei dem sie die Kritik an den Zuständen der US-amerikanischen Gesellschaft herausschrie aber auch ihre dunkelgetönte lyrische Seite als Sängerin präsentierte. Anfang dieses Jahres veröffentlichte sie mit ihrem Projekt Anteloper, mit Jason Nazary, das Album „Pink Dolphins“, das auf das 2018 erschienene „Kudu“ folgte. Neben ihren eigenen Bands war sie an einer Reihe von weiteren Projekten beteiligt und arbeitete dabei auch mit Bands aus dem Indie-Rock Bereich zusammen. Die internationale Wertschätzung von Jaimie Branch ist nicht zuletzt am Deutschen Jazzpreis abzulesen, mit dem sie in der Kategorie „Blasinstrumente“ im vergangenen Jahr ausgezeichnet wurde. Kurz darauf präsentierte sie auf Twitter gutgelaunt ein neues elektronisches Musikinstrument, das sie sich vom Preisgeld geleistet hatte. Bemerkenswert ist, dass der deutsche Trompeter Axel Dörner als ein Einfluss auf ihr Trompetenspiel hervorgehoben wird, neben Größen wie Don Cherry und Miles Davis.
Jaimie Branch auf ihrer Website: „Die ganze Musik, die jemals war und jemals sein wird, ist jetzt hier. Sie existiert in einer Wolke direkt über unseren Köpfen, und wenn wir spielen, pflücken wir sie für eine Weile aus dem Äther, bevor wir sie wieder nach oben schicken.“
Aus einer Mail von Jaimie Branch an Patricia Nicholson:
„yoyoyoyoyoooyo here ya gogogogogogoogogogogo
We FLY together or DIE apart. That’s the crux of the vibe. There are forces out there that want to crush spirits, those who want to keep us separated to keep us from flocking up — we reject those forces and instead play harder, listen harder, love harder. This music is protest, this music is peace, this music transports and transforms. The guys in this band don’t just play music, they lift the bandstand and take off, it lifts me up and it will lift you too if you let it. FLY or DIE baby, we either moving closer to life or closer to death. So sound the trumpets, flock up, and fly, we stronger together.“
| Der Nachruf von Martin Schray auf dem freejazzblog