Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Im Rhythmus von Hertels Seele
Es sind die Schwingungen der Seele des Komponisten und Pianisten Andreas Hertel. „Rhythm of my soul“ ist der Titel der neuen CD, die der Wiesbadener Klangmaler mit seinem Trio im Rüsselsheimer Kulturzentrum „Rind“ vorstellte und zugleich belegte, dass die die Rhythmen seiner Seele vielfältig von der Ballade über den Latin-Goove bis zu Soul, Funk und dem dreigeteilten Shuffle reichen. Wenn es um die Rhythmen seiner im Grund eher romantischen Seele geht, dann ist es konsequent, dass das Trio auf der CD und beim Konzert zehn Kompositionen aus der Feder von Andreas Hertel spielt. Nur die Zugabe „It´s on“ stammt von George Duke und hat Hertel begeistert.
Die Stücke scheinen einem Lounge-Klassiker entsprungen zu sein. Groovende und energetische Up-Tempo-Kompositionen wie das Titelstücke, das einleitende „Time, Gentleman, please“, „It´s up to you“ oder „Kurz und schmerzlos“ wechseln mit balladesken und melodischen Kompositionen mit einem Touch Abdullah Ibrahim, so „Für F., das Hertel seinem Sohn gewidmet hat, und das getragene „Gospel“ mit der hymnischen Harmonik. Bei solchen melodischen und nahezu ästhetischen Klangfarbenspielen macht sich Wohlbehagen beim Publikum breit, das das Spiel des Trios mit reichem Beifall belohnt.
Einfühlsame und gleichberechtigte Partner in dem Trio sind der Bassist Joey Becker und der Schlagzeuger Johann Tiefenthaler. Der Drummer gefällt mit seinem kraftvollen und vielschichtig komplexen Spiel ebenso wie mit sanften Beckenschlägen und streichelnder Besenarbeit auf den Fellen. Faszinierend ist seine Doppel- und Dreifach-Technik auf der Bassdrum sowie seine Überkopfschläge, wenn er zu explodieren scheint. Sie machen nachvollziehbar, warum ihm seine Begleiter die auf der großen Trommel sitzende Puppe „Das Tier“ aus der Muppets-Show geschenkt haben. Ein ausgedehntes Solo im abschließenden „Kurz und schmerzlos“ lassen ihn humorvoll und publikumswirksam eine Passage auf abgestimmten Glocken trommeln.
Sowohl im straighten Begleitspiel wie in den harmonisch reizvollen und melodischen Solo-Ausflügen besticht Bassist Joey Becker. Sein federndes Spiel wird in den Duetten von Hertel sparsam mit Akkordeinwürfen kommentiert. In den weite melodische Bögen spannenden sowie den gitarrengleich flink gezupften Läufen beweist Becker phantasievolle Improvisationskunst, die sich zugleich sensibel in die Kompositionsdramaturgie einpassen.
Ob Andreas Hertel sein Yamaha-Keyboard wie eine Wurlitzer-Orgel oder ein Klavier klingen lässt, ob er lyrisch oder treibend und groovend mit rasanten Läufen über die Tasten eilt, der Sound verrät, dass der Komponist mit Reife und Raffinesse einen eigenen Stil entwickelt hat.