Das Trio „Saiyuki“ trat beim Musikwinter in Gschwend auf
Unterhaltsames und Kunstvolles lustvoll vereint, ein Konglomerat asiatischer Musikkulturen samt Jazzfeeling. Nguyên Lê, 1959 in Paris als Sohn eines vietnamesischen Literaturprofessors geboren, betreibt wieder globale Völkerverständigung. Mit seinem indisch-vietnamesisch-japanischen Trio „Saiyuki“ begeistert er jetzt in Europa – so auch auf der Ostalb bei der Veranstaltungsreihe „Gschwender Musikwinter“. An Ostern wird er mit diesem Projekt auch bei den Theaterhaus-Jazztagen in Stuttgart gastieren. Zuvor absolviert der agile Saitenkünstler jedoch noch Termine in Polen.
Gschwend. Nguyên Lê trägt einen großen (und in Südostasien einen weit verbreiteten) Namen: Das Feudalgeschlecht Nguyên-Lê baute ab 1620 in Südvietnam ein unabhängiges Herrschaftsgebiet auf, ab 1802 hatte die Nguyêndynastie das Sagen, bis Frankreich sich als Kolonialherr aufspielte. Schließlich gab es noch den zwielichtigen General Nguyên Lê Vaan Thieu, der von 1967 bis 1975 Präsident Südvietnams war. Das derzeitige Staatsoberhaupt Vietnams heißt Nguyên Minh Triet.
In der internationalen Jazzszene hat sich der Gitarrist Nguyên Lê längst einen ganz individuellen Namen gemacht. Vor eineinhalb Jahrzehnten besann er sich mit einem ethnisch gemischten Oktett schon seines asiatischen Erbes und begeisterte mit seinen „Tales from Vietnam“. In Fusion-Manier ließ er eine bundlose Gitarre mikrotonal schleifen, Hao Nhien Pham traktierte im Volkston diverse vietnamesische Zithern und die Laute Yuequin mit dem kreisrunden Korpus, die grazile Huong Thanh intonierte Lieder ihrer Heimat voller melismatischer Schönheiten mit Glottisschlag und forciertem Vibrato. Beim Jimi-Hendrix-Projekt 1995 des in der Stuttgarter Liederhalle abgehaltenen Jazzgipfels ließ er gewieft und zielgenau seine Gitarre rückgekoppelt aufkreischen.
Heutzutage bedient sich Nguyên Lê weiterer elektro-technischer Tricks – so eines Apple-Laptops. Das Konzert in der Gschwender Gemeindehalle begann so mit digital herbei gezauberten chinesischen Tempelgongs. Dann entwickelte Nguyên Lê auf seiner E-Gitarre ferne Klänge wie von der chinesischen Geige namens Erhu, ehe Mieko Miyazaki grazil Japanisches-Pentatoniches auf der gewölbten Koto-Zither zupfte und an Nippons berühmtes Kirschblütenlied „Sakura Sakura“ erinnerte. Das ursprüngliche höfische Instrument erlangte bereits 1965 in deutschen Jazzlanden einen hohen Bekanntheitsgrad, als Jazz-Papst Joachim-Ernst Berendt auf dem legendären Label SABA eine Langspielplatte mit dem Quintett des japanischen Schlagzeugers Hideo Shiraki samt “3 Koto Girls” herausbrachte. Freilich, Mieko Miyazaki entledigt sich auf ihrem 13-Saiter gestrenger Konventionen und emanzipiert ihren Koto kreativ. Da geht es forsch mikrotonal zu, und es wird gar in den Improvisationen munter geswingt.
Immense Interaktionsfreude und wache Kommunikation allenthalben, dem Trio bereitet das Musizieren sichtlich Spaß – und höchst aufmerksam lauschte das Publikum. Der indische Perkussionist Prabhu Edouard fixierte sich nicht auf die heimatlichen Tala mit den komplexen Metren, sondern ließ seine traditionellen Tabla-Trommeln agogisch klangmalerisch sprechen. Voller Intensität und effektvoll-effektiv traktierte er zudem seine kleine Rahmentrommel.
Bei „Sangam“ singen sowohl Mieko Miyazaki als auch Prabhu Edouard unaufgeregt, behutsam und lieblich in Sanskrit. Ein Zusammenkommen in Freundschaft, gegenseitigem Respekt und großer Toleranz. Bestens passend zur Botschaft dieses Trios. Mal wieder „Gobal Players“ der angenehmen Art, eine Globalisierung mit durchweg positiven Aspekten.