Text und Fotografien: Hans Kumpf
Es gibt Jazzfilmdokumentationen, bei denen die Macher ihre „Hauptdarsteller“ nicht mehr persönlich begegnen konnten – man denke beispielsweise an die DVDs über Chet Baker (Hagen Kälberer) oder Carlo Bohländer (Elizabeth Ok). Bei Eberhard Weber verhält es sich anders. Geistig ist der Bassist noch quicklebendig, aber nach einem am 23. April 2007 in Berlin erlittenen Schlaganfall linksseitig gelähmt. Mit dem Buch „Résumé“ hat Weber, der seither nicht mehr zum Instrument greifen kann und will, eine kurzweilig zu lesende Autobiografie verfasst. Nun also ein einstündiger Streifen, in dem der Regisseur Julian Benedikt, der 1997 durch seine vielbeachtete Dokumentation „Blue Note – AStory Of Modern Jazz“ weltweit Aufsehen erregte, den 1940 in Stuttgart geborenen Künstler in persona vor der Kamera hatte. Erklärende Kommentare aus dem „Off“ gibt es grundsätzlich nicht, die Bilder und Töne müssen für sich sprechen. Da redet Weber meist direkt in die Kamera oder unterhält sich beispielsweise in einer Galerie mit dem ehrenamtlichen Jazzmanager Jürgen Walter, vormals Kunststaatssekretär Baden-Württembergs, oder im Stuttgarter Jazzclub BIX mit Professor Mini Schulz.
Etliche Menschen aus Eberhard Webers privatem Umfeld kommen zu Wort, aber auch renommierte Kollegen aus der internationalen Jazzszene, wie Gary Burton, Jan Garbarek und Pat Metheny. Der Gitarrist lobt: „Eberhard klingt nicht amerikanisch und versucht es auch nicht. Er klingt wie er selbst. Für mich ist der Rhythmus, die Art wie man phrasiert, wie man sich in Takt und Zeit bewegt, als Künstler aber auch als Individuum, der Fingerabdruck unserer Individualität“.
Als Eberhard Weber im Januar 2015 vom Land Baden-Württemberg mit dem Sonderpreis ausgezeichnet wurde, konzipierte Metheny eine multimediale Komposition für den schwäbischen Bassisten mit Wahlheimat Südfrankreich. Bei der „Hommage“ tönt Weber solistisch mit seinem korpuslosen fünfsaitigen Kontrabass aus der Konserve und die SWR Big Band spielt vielstimmig dazu. Ansonsten wartet das Produkt von Julian Benedikt reichlich mit gutem Archivmaterial auf, so auch vom 1992er Jazzgipfel in Stuttgarts Liederhalle.
„Eberhard Weber – Rebell am Bass“ nennt sich der Streifen, und im offiziellen Pressetext ist von einem „oft als unbequem bezeichneten Musiker“ die Rede. Ich selbst jedoch habe Eberhard seit den 1960er Jahren stets als sympathisch und freundlich erlebt.