„A swingin‘ Christmas“ der Big Band Schwäbisch Hall

Xmas Bigband - Photo: Kumpf
Text und Photos: Hans Kumpf

Die Hospitalkirche platzte aus allen Nähten

Proppenvoll war die Hospitalkirche, als die Big Band Schwäbisch Hall „A Swingin‘ Christmas“ zelebrierte. Es handelte sich um das erste Weihnachtskonzert des etablierten Jazzorchesters unter der neuen Leitung von Tobias Scheibeck.

Schwäbisch Hall. Im Dezember 2013 dirigierte noch Armin Scheibeck (1959 – 2014) die beiden Weihnachtskonzerte des Haller Stadtorchesters und der daraus hervorgegangenen Big Band. Sozusagen in Erbfolge übernahm nun dessen Sohn Tobias die Betreuung des Jazzensembles. Schon 2006, als 18-Jähriger, probte Gymnasiast Tobias Scheibeck auf Schloss Kapfenburg mit dem renommierten Jugendjazzorchester Baden-Württemberg und genoss speziellen Posaunen-Unterricht bei dem international aktiven US-Amerikaner Jiggs Whigham, Deutschlands erstem Jazz-Professor überhaupt. Inzwischen hat das auch beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ erfolgreiche Multitalent absolute Souveränität erreicht und gefällt zudem als charmanter Conférencier. Ohne Zweifel: Die Big Band Schwäbisch Hall bewundert und liebt ihn.

Enrique Crespo hatte einst Armin Scheibeck als Meisterschüler und wurde von diesem wiederholt zu einer sommerlichen „Brass Academy“ nach Hall geholt. Nun griff Dirigent Tobias Scheibeck bei dessen Ballade Let’s take the lovely Way Home” kurzfristig zur Posaune und solierte beherzt. Wehmütig und kraftvoll zugleich geriet dies zur Hommage an seinen einem Krebsleiden erlegenen Vater – quasi ein weiterer besinnlicher „Song for my Father“.

Photo: Kumpf

Höchst erfreulich zu vermerken bleibt, dass in der Haller Big Band jetzt mehr Soloimprovisationen eingebracht werden. Da profilierten sich besonders noch bei den Saxophonisten Stefan Scheuermann auf dem Alt, Fabio Kronmüller auf dem Sopran und Tenor sowie Tenorsaxophonist, der sich zusätzlich als instrumentenloser Pfeifer verdingte. Zu erwähnen sind in diesem Zusammenhang beispielsweise noch Hannes Bolsinger mit seinem Flügelhorn und Keyboarder Matthias Egner. Einen außergewöhnlichen Sound entwickelte Stanley McKee auf der konzertanten Korpusgitarre, als er kontrastierend zu pompöser Bläserpracht von Guitar-Hero Pat Metheny „Always and Forever“ im Arrangement von Bob Curnow interpretierte.

Als Gastsolist des Abends war freilich Jake Voth angekündigt, Der „zertifizierte Gesangsdozent“ schult ansonsten ambitionierten Show-Nachwuchs unter dem Motto „Free your Voice“. Mit sonorem Bariton und zuweilen bewusst angekratztem Timbre brachte er als Frontmann schön fetzig liebgewordene Hits wie „Fly me to the Moon“, „Have you met Miss Jones?“ und „Mr. Boangels“ zu Gehör. Dass Kurt Weills „Mack the Knife“ angeblich „im Original von Frank Sinatra gesungen“ wurde – da irrte sich Jake Voth allerdings gewaltig. Die „Moritat von Mackie Messer“ wurde bereits 1928 in der „Dreigroschenoper“ uraufgeführt, und bereits ein Jahr später nahm Texter Bertolt Brecht mit brüchiger und hoher Stimme diesen Titel auf Platte auf…

Photo: Kumpf

Nicht ganz intonationsrein lief vokalistisch der Evergreen „White Christmas“ ab. Zuvor spielten die Instrumentalisten noch weitere winterliche Weihnachtsnummern. Der feierliche Reigen wurde eingeleitet von „Kommet ihr Hirten…in riesigen Schritten“, historisierend bordun-betont arrangiert von dem aus Steinheim an der Murr stammenden Klarinettisten/Saxophonisten Andreas Rapp, der einst mit Armin Scheibeck theatermäßig auf der Haller Treppe spielte. Schlittenfahrt-Nostalgie wurde klangmalerisch gekonnt in „Winter Wonderland“ (Felix Bernard) und „Sleigh Ride“ (Leroy Anderson) dargestellt. Und im von Carl Strommen orchestrierten Medley „ A Big Band Christmas II“ ließen sich die Lieder „Here comes Santa Claus“, „Santa Claus is coming to Town“, “Have yourself a merry little Christmas” und “Auld Long Syne” entdecken.

Nicht weniger als 11 Stunden lang hatte Tobias Scheibeck mit „seiner“ Big Band am Tage vor dem Konzerttermin intensiv das Weihnachtsprogramm einstudiert. Man kann sich auf die nächste Performance der swingenden Gruppierung freuen. Als einen Auftakt zum 9. Jazz-Art-Festival Schwäbisch Hall wird das Ensemble am Sonntag, 15. März 2015, um 19 Uhr in der Sonnenhof-Arche konzertieren. Als Solistin konnte hierfür die bekannte Musical-Darstellerin Lana Gordon gewonnen werden.

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