Ich bin ja ein Freund der kleineren Jazzveranstaltungen. Der „Graswurzel-Jazz“ ist ein wichtiger Grund für die hartnäckig auch in der Fläche verankerte Jazzszene in Deutschland. Abseits des Festivalschwergewichts Enjoy Jazz gibt es rund um Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen in der Festivallandschaft auch kleinere Pflänzchen, die keineswegs im Schatten stehen. Festivals, die selbstbewusst ihre eigenen Akzente setzen und – wie bei JazzMe, mit der 18. Ausgabe – auch auf eine langjährige Tradition zurückblicken.
Die Dudenhofener Jazztage (5.-7.3.2020), in unmittelbarer Nachbarschaft zu Speyer, präsentieren Anfang März einen Mix bester regionaler Größen und einem Auftaktkonzert, das zwei Größen des Sinti-Jazz erstmals auf der Bühne vereint. Der schon mit 14 Jahren als Jazzwunderkind an der Gitarre gefeierte Bireli Lagrene trifft auf seinen Kollegen Josho Stephan. Am zweiten Tag ist das Trio Variety zu hören, mit Olaf Schönborn, Mario Fadani und der Jazzlegende Allen Blairman. Der Schlagzeuger aus Pittsburgh, mittlerweile lange in Heidelberg lebend, feiert im August seinen 80. Geburtstag. Den Abschlussabend bestreiten die Local Heroes Lömsch Lehmann (sx, cl) und Bernhard Sperrfechter (gt). Auch Kenner wissen nicht unbedingt, was auf sie bei diesem selten zu hörenden Duo zukommt, außer: nie langweilig und sicher gut.
Das JazzMe Festival (28.2.-29.3.2020) führt ins schöne Neckartal: hauptsächlich nach Eberbach aber auch nach Neckargemünd für ein Konzert, und zeitlich ist die Jazzreihe über einen Monat, von Ende Februar bis Ende März gestreckt. Das Programm ist hörerfreundlich. Man könnte es mit „Mainstream Jazz aus deutschen Landen“ umschreiben. Dass das auf höchstem Niveau geschieht, kann man beispielsweise mit der Nennung von vier Saxophonisten im Programm belegen: Sven Decker, Paul Stoltze, Alexander Bühl und – siehe da, auch hier: Olaf Schönborn.
Das Duo Hadar Noiberg & Olivia Trummer, kürzlich mit einer hörenswerten CD aufgefallen, spielen im Duo Piano / Querflöte und das Davide Petrocca & Christoph Neuhaus Quartett macht sich auf die Spuren klassischer Jazzgitarristen wie Jim Hall und Wes Montgomery. Sogar der gern hämisch als „Bierjazz“ herabgewürdigte Dixieland findet sich mit den Red Hot Dixie Devils im Programm – und mal ehrlich: gut gemacht macht diese Musik durchaus Spaß. Wer’s nicht glaubt, der möge sich mal mit Bix Beiderbecke und Co. beschäftigen.
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