Dizzy Krisch + Caroline Höfler beim Landesjazzfestival Schwäbisch Hall – Text + Photos: Kumpf

Beim Landesjazzfestival in Schwäbisch Hall traten Dizzy Krisch am Vibraphon und Karoline Höfler am Kontrabass im Duo auf.

Wohlklang – aber nicht rührselig

Bei der ersten Sonntagsmatinee des aktuellen Festivals überzeugten der Vibraphonist Martin „Dizzy“ Krisch und die Kontrabassistin Karoline „Karo“ Höfler in der Hospitalkirche mit subtiler Kammermusik.

Schwäbisch Hall Im Gegensatz zu dem Jazz-Art-Festival wartet das zeitlich viel längere Landesjazzfestival in Hall mit gleich vier Matinee-Veranstaltungen auf. Die erste derartige Veranstaltung für Kurzschläfer fand heuer in der Hospitalkirche statt. We are Family: Karo Höfler (Stuttgart) ist die Schwägerin von Dizzy Krisch (Tübingen). Das Duo bezog sich bei dem einstündigen Konzert auf die im Vorjahr von dem Pianisten, Studioinhaber und Rechtsanwalt Patrick Tompert produzierte CD „Roof Songs“.

Als Komponist zeichnet durchweg Dizzy Krisch verantwortlich. Dabei wurden bei den 15 Stücken teilweise auch sehr persönliche Erfahrungen umgesetzt, so wie bei „Berns Tune“, das der Vibraphonist dem befreundeten Klavierbaumeister Bernhard Stopper (1937-2021) gewidmet hat. Krisch, dessen Spitzname „Dizzy“ wie bei Bebop-Trompeter Gillespie übersetzt „schwindelig“ heißt, ließ sich viel Zeit für Fermaten und Pausen. Ruhe und Besinnlichkeit anstatt circensische Schau. Im Alter reift man eben, Geschwindigkeit ist nicht unbedingt ein Gütesiegel mehr.

Nachdenkliches, keine exaltierten Soloexkapaden allenthalben. Bereits beim Opener „Calmness“ ging es erklärtermaßen ruhig zu. Selbst schnelle Phrasen zeugten von gelassener Souveränität. Gary Burton revolutionierte vor mehr als einem halben Jahrhundert das Vibraphonspiel, indem er mit vier Schlägeln gleichzeitig hantierte – heutzutage gehört diese virtuose Technik zum selbstverständlichen Standard, so auch bei Dizzy Krisch.

Kreative Improvisationen und dienende Begleitung wechselten einander ab. Stets ein gegenseitiges Geben und Nehmen. „Bässtens“ ließ Karo Höfler von ihrem viersaitigen Tieftöner grüßen – mit dem Bogen gestrichen oder zupfend mit einem konventionellen „walking bass“ und mit rhythmisierten reagierenden Melodielinien. 1995 erhielt Karo Höfler übrigens den elften Jazzpreis Baden-Württemberg und ist seither vielmals mit unterschiedlichen Kollegen im romanischen Kaisersaal der der Lehrerfortbildungsstätte Comburg im Haller Ortsteil Steinbach aufgetreten.

Durchweg eine gute Interaktion auch in der barocken Hospitalkirche. Einigkeit in der Familie und auf dem Podium. Wohlklang ohne Rührseligkeiten.



Photos: Hans Kumpf

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