Jazz ´n Arts JnA 4810
Es ist wohl die Mischung aus Entspanntheit und Expressivität, aus Heiterkeit und Gelassenheit sowie aus stimmungsvollen Soli und komplexen Tutti, die die Musik des Sextetts um den Heidelberger Schlagzeuger Dirik Schilgen so unterhaltsam wirken lassen. Zu Recht hebt die Promotion die Reife der Kompositionen und Arrangements des Bandleaders hervor sowie dessen feines Gespür für Melodie und Rhythmus.
Eines der typischen, transparenten und klar strukturierten Stück ist „Encora“, das zugleich Zeugnis ablegt für die Liebe des Percussionisten und Drummers zur lateinamerikanischen Musik. Man hört keine platten Samba-Klischees, sondern rockige Grooves sowie fetzige und funky Jazz-Riffs, mit denen das Sextett den Latin-Sound souverän bearbeitet. „Encora“ ist außerdem Beleg für das luftig leichte Schlagzeugspiel in Verbindung mit dem Percussionisten Cris Cavazzoni.
Dass die Musik so stimmungsvoll und spannend bleibt, ist neben den Rhythmikern Matthias Debus am Bass, Daniel Prandl am Piano und den beiden Schlagwerkern auch den soundprägenden Bläsern Thomas Siffling mit der Trompete sowie Matthias Dörrsam mit Sopran- und Tenorsaxophon, zu verdanken. Vor allem Siffling besticht mit einfühlsamen Soli von impressionistischer Klangfärbung, bläst aber in den Duos mit dem Saxophonisten ebenso expressiv wie dieser. Oftmals unranken sich die Linien von Trompete und Saxophon oder verbinden sich in Zweistimmigkeit. So geschieht es in „Turtur“, wenn Pianist Prandl (der kürzlich mit Siffling die wunderschöne Duo-Einspielung „Ballads“ vorlegte) mit hingetupften Akkorden ein sanftes Unisono von Trompete und Saxophon unterlegt, um anschließend ein durchsichtiges Solo Sifflings mit Ostinati zu unterstreichen, und Debus ein melodiöses Bass-Solo zupft.
Sämtliche Stücke sind so raffiniert und ausgefeilt arrangiert, dass die Musiker sie wie in „Back and Forth“ mit einem Trillerpfeifen-Gimmick offensichtlich auflockern oder wie in „Soccer“ mit freien Tutti aufbrechen, um schließlich zu einem abrupten Finale zu kommen. Ungestüme Spiellust, die auch in den sensiblen Passagen zu spüren ist, kann sich dann freispielen. „Plenty of…“ verspricht viel und kann das Versprechen dank der vorzüglichen Jazz-Grooves-Besetzung halten.