Das finnisch-norwegische Trio Kuára ließ es Schwäbisch Hall betulich angehen

 

Kuara - Foto: Hans Kumpf

 

Unplugged und unaufgeregt

Er bläst keineswegs so wild, wie er aussieht: Der Norweger Trygve Seim könnte mit seinem Rauschebart bestens bärig in einem Wikinger-Film mitwirken, er spielt aber Saxofon – und dies ziemlich zierlich, zahm, zaghaft und zart. Da erinnert er unweigerlich an seinen berühmten Landsmann Jan Garbarek, der ebenfalls neben dem Tenorsaxofon ein gebogenes Sopransax bläst. Trygve Seim ist der neue dritte Mann des Ensembles Kuára, das 2010 noch mit dem Trompeter Per Jørgensen an vorderer Stelle bei dem Münchener Label ECM eine CD („Psalms and Folk Songs“) mit nordischer Wohlklangsmusik aufnahm. Geblieben sind der Pianist Samuli Mikkonen und der Schlagzeuger Markku Ounaskari. So diskret und dezent agierte in der der Hospitalkirche selten ein Drummer. Also keine Stoßwellengefahr für die filigranen Ornamente in dem säkularisierten Gotteshaus. Zudem benötigten auch die beiden anderen Instrumentalisten keine elektro-akustische Verstärkung. Total „unplugged“ eben.

Finnische Folklore bildet nach wie vor den Ausgangspunkt für die Formation. So ertönt immer wieder Liedhaftes, Bedächtiges, Melancholisches, Meditatives. Langsame Tempi herrschen vor, die Lautstärke ist in der Regel sehr gedämpft, man lässt sich viel Zeit und Raum. Keineswegs als Tastenlöwe gebärdet sich Samuli Mikkonen am Steinway-Flügel, mit Bedacht spielt er introvertiert Akkorde, Sequenzierungen, Minimalistisches und greift auch mal in die Saiten. Das rechte Pedal ist für ihn wichtig, damit er weichen Nachhall erzeugen kann.

Auf dem Sopran imitiert Trygve Seim offensichtlich sirenenhafte indische Oboen (Shehnai und Nadaswaram), während er sich auf dem Tenor an John Coltrane und Gato Barbieri zu orientieren scheint. Und bei einer der beiden Zugaben beweist das Trio, dass es auch zünftig bluesen kann.

Begonnen hatte der vom Jazzclub und Kulturbüro gemeinsam verantwortete Abend mit der zweivierteltaktigen Seim-Komposition „Variations on a Theme by Jimmy Webb“. Unmerkliche Übergänge von streng komponierten Parts zu improvisatorischen Einlassungen sind typisch. Wenn auch die grundlegenden Akkorde präzise notiert werden: Einen Bassisten als Timekeeper und Harmonik-Fundamentalisten besitzt diese Combo freilich nicht – die Symbole dienen dann eben nur zur Vorgabe für die Improvisationen. Mit etwa 130 Zuhörern war das Konzert überraschend gut besucht. Im Publikum saßen so manche Skandinavier.

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