Candy Dulfer & Funky Stuff in Mainz am 16. November 2008

Das ist der Stoff, aus dem Funk gemacht wird. Die holländische Saxophonistin Candy Dulfer, inzwischen 40 Jahre alt und noch kein bisschen leiser, verfügt über einen kraftvollen beseelten Ton auf dem Altsaxophon und eine charismatische Ausstrahlung als Entertainerin. Sie hat sich längst aus dem stilistischen Einfluss von Maceo Parker und David Sanborn gelöst und einen eigenständigen Ausdruck gefunden. In blaues und rotes Licht getaucht, wirbelt sie auf unglaublich hohen Bleistiftabsätzen über die Bühne, schüttelt die blonde Mähne, reckt das Saxophon gegen den Bühnenhimmel oder neigt sich bis fast zum Boden, während die Begleitband mit dem bezeichnenden Namen „Funky Stuff“ ihren Saxophonausflügen mit wuchtigen Grooves unterlegt.

In einer Ballade erhält Ulco Bred die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Solo auf der Gitarre mit schier endlosen, glissandierenden Spannungsbögen von ungeheurer Intensität, das Dulfer mit einem soulgetränkten Saxophon-Solo abschließt. Mit Trompeter Jan van Duikeren liefert sich Dulfer gleißende Duelle bevor dieser in „Pick Up The Pieces“ in einem langen Solo sein Instrument mit stählerner Härte bläst. Eine besondere Partner-Rolle in dieser Mixtur aus Funk-Jazz, Rhythm & Blues, Soul sowie Elementen von Hip-Hop und Dance-Floor spielt der Keyboarder und Sänger Chance Howard, der Candy Dulfer einige Songs auf den Leib geschrieben hat und mit dem sie in Gesang-Duetten agiert.

„Life Of The Party“ ist einer der Titel an diesem Abend. Mit hinreißender Präzision und der rhythmischer Schubkraft gebiert „Funky Stuff“ ekstatische Körperlichkeit. Das ist Musik, die, wie der Volksmund kommentiert, ohne Umweg über das Hirn direkt in den Unterleib zielt. Tanzbarer Jazz mit Ohrwurmqualitäten. Im Frankfurter Hof macht sich Party-Stimmung breit. Ein Großteil des Publikums meist mittleren Alters, das wohl nie in einer Sauna tanzen würde, unterzieht sich dieser schweißtreibenden Fron und fordert nach 90 Minuten noch mehrere Zugaben, unter ihnen „Clean Up Woman“. Wenn die blonde „Lady Saxuality“ auf der Bühne mit der Begleitsängerin Leona Philippo zu sexy Grooves stöhnt und schreit sowie die Band sich in ein erregendes Crescendo steigert, dann sind die Zuhörer im unbestuhlten Saal und auf der Empore nicht mehr zu halten. Dulfer hat leichtes Spiel, sie zum Mitsingen und Klatschen zu animieren.  

Der Saxophonist King Curtis hat es vor rund 55 Jahren praktiziert. Auch Candy Dulfer lässt erfolgreich jedes Instrument seinen eigenen Sound zu einem funky Soul-Stück beitragen. „Sax A Gogo“ ist einer der Hits, die die Holländerin bekannt gemacht haben. „Daylight“, „Platinum Lips“, „Gimme Some More“ – die bekannten Songs wirkten routiniert, ebenso wie das Lob, das Dulfer dem Mainzer Publikum zollt, wenn es nicht den bestechenden Charme der Bandleaderin und die kreativen Soli in der Band gäbe. Allerdings: Neues kann und will der Dulfer-Fan offensichtlich nicht erwarten. Die perfekte Show und mitreißende Musik aus dem „Candy Store“ reichen ihm. Und die bietet ihm Candy Dulfer & Funky Stuff im Übermaß, auch wenn manchmal die Verständlichkeit des Gesangs unter dem wuchtigen und komplexen Sound leidet.

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