Blues blasendes Blaublut


Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern, Fotografie: Hans Kumpf 


Ein wahrhaftiger Hohenzollern gab sich im historischen Kaisersaal der Comburg die Ehre. Doch kein weltlicher Herrscher kam jetzt, sondern ein Tenorsaxofonist: Karl Friedrich Prinz von Hohenzollern. Das Trio des versierten Pianisten Frieder Berlin begleitete den umtriebigen Hobby-Jazzer.

Schwäbisch Hall-Steinbach. In der Jazzszene ist es schlicht der Karl oder „Charly“, aber in bürgerlichen sowie aristokratischen Kreisen nennt er sich Karl Friedrich Emich Meinrad Benedikt Fidelis Maria Michael Gerold Prinz von Hohenzollern-Sigmaringen. In seiner Eigenschaft als Tenor- und Altsaxofonist, Sänger, E-Gitarrist und Komponist ist sich Seine Durchlaucht seit über drei Jahrzehnten für kleinere Musik-Lokalitäten nicht zu schade. Eine schöne Nebenbeschäftigung für den ansonsten als Unternehmer und Bankfachmann tätigen Prinzen – und seit September 2010 Fürsten. Mit seiner „Charly and the Jivemates“ benannten Formation brachte er bislang drei CDs heraus, wobei er gerne als ambitionierter Rock’n’Roll-Vokalist hervortrat. 

Nun will Karl Friedrich von Hohenzollern auf einem „zweiten Gleis“ (ab-)fahren, freilich etwas ruhiger und gemütlicher. Mit seinem vertrauten Keyboarder Frieder Berlin, hauptberuflich beim Südwestrundfunk in Stuttgart als Musikredakteur beschäftigt, hat er ein Konzept entwickelt, bei dem er sich stilistisch auf den guten alten Swing sowie auf den Cool Jazz und instrumental auf das Tenorsaxofon konzentriert. Eine diesbezügliche Silberscheibe wurde in den Ludwigsburger „Bauer Studios“ aufgenommen und von dem Berlin-Label „Satin Doll Productions“ herausgebracht. 

Beim Gastspiel des Sigmaringer Schlossherrn auf der ehemaligen Benediktinerabtei Comburg im Schwäbisch Haller Ortsteil Steinbach sollte speziell die pressfrische Compact-Disc präsentiert werden. Gediegen und dezent geriet das Musizieren im Quartett. „Just Friends“, die Titelnummer der CD, entwickelte sich vom coolen Anfang zu einer hot intonierten Nummer mit einem wunderbar melodiös dahin schreitenden „walking bass“ von Hansi Schuller am korpulenten Saiteninstrument. Eine bluesige Ballade mit etlichen Breaks für den sensiblen Schlagzeuger Peter Schmidt ist zudem „Paris Nights“. Doch außer amerikanischen Standards hatte die Band auch Eigenkompositionen auf Lager, so die prägnanten Frieder-Berlin-Stücke „Soul Fingers“, „Lignano“ – und „Monklike“, ein dem kauzigen und rhythmisch verqueren Bebop-Pianisten Thelonious Monk gewidmeten Werk. 

Wie sein ferner Verwandter Friedrich II, der als junger und alter Fritz zu Lebzeiten von Johann Sebastian Bach im Schloss Sanssouci sich des barocken Flötenspiels befleißigte, so frönt auch Karl Friedrich von Hohenzollern des galanten Komponierens. Mit „Where are you“ hat der 1952 Geborene eine wohlige Ballade kreiert. In seinen erklärenden Ansagen verwies der Fürst auf den Retro-Swing-Saxofonisten Scott Hamilton als wichtige Inspirationsquelle. Ansonsten konnte man in seinem Spiel beispielsweise Coleman Hawkins oder Stan Getz heraushören. Beim „live“-Auftritt agierte „KF“, der völlig ohne Notenblatthilfe auskam, im Gegensatz zur Studio-Produktion vielfach auf „Nummer sicher“. Ohne gewagte Experimente hielt sich der Hochadlige bei seinen improvisatorischen Exkursionen nun stets nahe an Metrum und Harmonievorgaben.

So antwortete einst der deutsche Posaunenweltmeister Albert Mangelsdorff auf eine Reporterfrage, wie denn Thailands Monarch Bhumibol Adulyadej bei einer gemeinsamen Session im Jahre 1963 Saxofon gespielt habe: „Also für’n König ganz gut“

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