Barbara Dennerlein-Duo beim SWR, 2. Februar 2006

„Change of Pace“ ist eine Art Glaubensbekenntnis der Organistin Barbara Dennerlein. Die Münchnerin bewegt sich zwar elegant und geschmeidig im Hauptstrom des Jazz bewahrt sich zugleich aber mit zum Teil abrupten Wechsel in Klangfarben, Tempi, Metren, Dynamik und Intensität vor Eintönigkeit und allzu großer Vorhersehbarkeit. In das Stück, das eigentlich für Orgel und Orchester geschrieben wurde und das mit Variationen des Themas zu einer ostinaten Bassfigur des Fußpedals anhebt, fügt die Künstlerin eine musikalische Pause ein, die zum Applaus anregt, aber eigentlich zu einem tastenden Single-Note-Spiel überleitet, das schließlich in ein swingendes Finale einmündet, das nach endlosen spannungsgeladenen Ostinati und Intensitätssteigerungen in einem expressiven Crescendo endet. Dazu lässt Andreas Neubauer die Becken unter den Sticks erzittern und quietschen, reibt die Felle und verfällt in einen rasenden Schlagzeug-Parcours.

Seit zehn Jahre pflegt Barbara Dennerlein das auf sensibles Kommunizieren angewiesene Duo-Spiel von Orgel und Percussion. Der Frankfurter Andreas Neubauer hat nun nach dem kürzlichen Ausscheiden des Argentiniers Daniel Messina eine schweres Erbe angetreten. Er entzieht sich bei dem Konzert im überfüllten Mainzer SWR-Foyer einem Vergleich durch eine weniger percussions-, sondern eher jazzrockorientierte Spielweise. Die Musik des Duos ist damit etwas härter und weniger verspielt geworden. Die Organistin reagiert mit mehr Drive und Groove, greift öfter komplexe Cluster und zu glissandoartigen Läufen über das gesamte Manual. Ohne die zurückliegenden neun Jahre abzuwerten, ist der Zuhörer fast geneigt zu sagen, dass dieses dem Spiel gut tut.

Barbara Dennerleins percussive Spielweise kommt in Up-Tempo-Stücke wie „Just Play“ ebenso zur Geltung wie in der Ballade „Little darling“ oder in dem Jimmy Smith gewidmeten „The unforgettable“. Die Kompostion bietet ihr Gelegenheit auf dem elektronisch gesteuerten Fußpedalen eine ausgedehntes „Kontrabass“-Solo einzuschieben – eine faszinierende Kunstfertigkeit, mit der sie auch in der Blues-Zugabe besticht. In solchen Blues-Interpretationen zieht die Organisatin die Zuhörer am stärksten in ihren Bann. Sie besitzt ein ungeheures Feeling für die schleppenden und verschleppten Rhythmen, die verschmierten Blue-Notes und Sounds. Und die Hammond-B3, jener musikalische Dinosaurier, der mit schier unerschöpflichen Klangfarben faucht und jubiliert, funky sprüht und röhrt eignet sich für den Blues ideal.

Dass die charmant moderierende Barbara Dennerlein sich einen verbalen Faux-Pas leistet, indem sie Mainz nach Hessen verlegt, verzeihen ihr die begeisterten Zuhörer rasch. In ihrem Spiel, dem präzisen Time, der Griffsicherheit in rasenden Läufen und der flexiblen Fußarbeit auf den Bass-Pedalen ist andererseits nicht der kleinste Fehler zu hören.  

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