SWR2 – Jazz-Programm April 2022

Nate Wooley (Sendung am 6. April)

Sa 02.04. 09:05 – 10:00 UHR
SWR2 Musikstunde
JAzz across the border
Von Günther Huesmann

Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.

Sa 02.04. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
Gypsy Electric – Späte Aufnahmen von Django Reinhardt
Von Hans-Jürgen Schaal

Nach seinen Auftritten in den USA (1946/47) beschäftigte sich der Gitarrist Django Reinhardt viel mit den neuen Sounds im Jazz – dem Bebop und der elektrischen Gitarre. Es war ihm nicht entgangen, dass das Spiel der modernen Jazzgitarristen vielfach auf dem beruhte, was er selbst einmal in die Welt gesetzt hatte. Erstmals machte er auch Aufnahmen zusammen mit einem Klaviertrio. Der Gitarrist Biréli Lagrène sagt: „Am Ende seines Lebens war Django ein regelrechter Bebop-Spieler und seiner Zeit voraus. Er spielte elektrische Gitarre – und vielleicht spielte er besser als je zuvor.“

So 03.04. 19:31 – 20:00 UHR
SWR2 Jazz
Treibgut Deluxe
Die Musik des portugiesischen Pianisten Mario Laginha
Von Thomas Loewner

International bekannt geworden ist Mário Laginha als Duopartner der Sängerin Maria Joao. Bereits diese Zusammenarbeit war gekennzeichnet von großer stilistischer Vielfalt: Portugiesischer Fado trifft auf Jazz und auf Einflüsse brasilianischer, afrikanischer, indischer und klassischer Musik. Doch auch Láginhas eigene Projekte zeugen von einem weiten musikalischen Horizont. Er ist ein neugieriger Sammler musikalischen Treibguts, das er geschmackssicher zu etwas ganz Eigenem bündelt. Mário Laginha macht eine Musik voll melodischem Ideenreichtum, rhythmischer Vitalität und harmonischer Tiefe.

Di 05.04. 20:05 – 21:00 UHR
SWR2 Jazz Session
Triebfedern Frauen, die Jazz in Deutschland beflügelt haben (5/5) Vera Brandes (Produzentin)
Von Franziska Buhre und Julia Neupert

Jazz in Deutschland – das ist eine Geschichte, die ihre Geschichten oft vergisst. Wir erzählen sie in dieser Portraitreihe, die Geschichten von Frauen, die hierzulande den Erfolg des Jazz mitgestaltet haben. So wie Vera Brandes: Ihr ist es zu verdanken, dass das Köln Concert des Pianisten Keith Jarrett überhaupt stattfinden und zu einem ikonischen Livealbum werden konnte. Brandes war Jahrzehnte als Produzentin tätig und ist seit den 1990er Jahren Musik- und Medienwirkungsforscherin.

Mi 06.04. 21:05 – 22:00 UHR
SWR2 NOWJazz
Social Sounds
Nate Wooley beim Jazzfest Berlin 2021
Von Julia Neupert

Mit „Columbia Icefield“ und „Seven Storey Mountain“ brachte Nate Wooley gleich zwei seiner aktuellen Projekte zum letztjährigen Jazzfest Berlin. Ein Quartett und ein 17-köpfiges Großensemble mit stilistisch sehr unterschiedlichen Ansätzen, aber einer ähnlichen Herangehensweise: Der New Yorker Trompeter nutzt Jazz und improvisierte Musik immer konsequenter als eine Kunstform der Kollaboration. Mit Kompositionen, die weniger Ausdruck der Selbstvergewisserung, als vielmehr Impulse für kollektive Arbeiten sind.

Sa 09.04. 22:03 – 23:00 UHR
SWR2 Jazztime
Biss, Blues und Balladen
Die Sängerin Carmen McRae          
Von Bert Noglik

Mit ihrer ausdrucksstarken Altstimme wusste sie die Themen ihrer Songs bis in die Tiefe auszuloten. Darin glich sie Billie Holiday, die sie bewunderte und der sie nacheiferte ohne sie nachzuahmen. Carmen McRae, geboren 1920 in Harlem, betrat die Szene nach Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan und stand deshalb vor der besonderen Herausforderung, sich eigenständig zu profilieren. Doch mit großem Improvisationstalent, starker Originalität und einem Ausdrucksspektrum, dem das Machtvolle ebenso eigen war wie das Sensible, gelang es ihr, in den Olymp der Jazzsängerinnen aufzusteigen.

Di 12.04. 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
New York im Schwarzwald
Sam Rivers‘ musikalischer Kosmos
Von Gerd Filtgen

Neugier, Experimentierlust und eine zeitlebens anhaltende Suche nach neuen Klang-Konstellationen bestimmen die Biographie des amerikanischen Saxofonisten Sam Rivers. Bereits seine für Blue Note Records in den Sechzigerjahren aufgenommenen Platten setzten sich deutlich von den dort favorisierten Hardbop-Sessions ab. In der Folgezeit setzte Rivers, nach Engagements in den Formationen des Avantgardisten Cecil Taylor, seine musikalischen Visionen fast ausschließlich in eigenen Projekten um. Davon zeugen Highlights seiner packenden Trio-, Quartett- und Orchesteraufnahmen aus dem SWR Archiv.

Mi 13.04. 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 NOWJazz Magazin          
Von Henry Altmann

Neues aus der Welt des Jazz wird im NOWJazz Magazin von SWR2 regelmäßig präsentiert. Wie immer erwarten Sie in dieser Sendung Informationen über bevorstehende Events, Rezensionen über Festivals, Buchbesprechungen und jede Menge brandneuer Alben.

Sa 16.04. 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Meine erste Jazzplatte (9)
Sebastian Sternal, Gina Schwarz, Frederik Köster u.a.
Von Michael Rüsenberg

Die Bassistin Gina Schwarz aus Wien fand auf indirekten Weg zum Jazz: über die Soli von Jazzmusikern in einer Pop-Band. Durchaus ähnlich Sebastian Sternal, Leiter der Jazzabteilung an der Universität Mainz: Die Pop-Version eines Jazzstandards führte ihn zum Original des Pianisten Herbie Hancock – ein berufsentscheidender Impuls. Mit der gleichen Konsequenz hörte der Trompeter Frederik Köster etwas Spezifisches in der Band eben jenes Pianisten: „Ich möchte genau das machen, was Freddie Hubbard da macht“. Im Falle von Hans Lüdemann war zwar auch ein Pianist beteiligt, seine älteren Brüder aber lenkten sein Ohrenmerk auf einen Schlagzeuger, der in jedem Takt etwas anderes spielt.

Di 19.04. 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Homezone
Playing Changes, Changing Teaching? (1/3)
Von Ulrich Kriest

In den vergangenen Jahren haben die Jazz- und Pop-Studiengänge der Musikhochschulen in Stuttgart, Mannheim und Mainz einen Generationswechsel erfahren. Mittlerweile lehrt eine Generation von Musikerinnen und Musikern, die ihrerseits ein solches Studium erfolgreich absolviert haben. Es ist an der Zeit einmal nachzufragen: Wie haben die aktuellen Dozenten ihr eigenes Studium erlebt? Was haben daraus mitgenommen? Welche Strukturen wurden als produktiv, welche als hinderlich erfahren? Wie steht es um den pädagogischen Impuls? Und wie erleben die Lehrenden die aktuelle Generation von Studierenden?

Luise Volkmann - LEONEsauvave - Kathrin-Preis - Photo: Schindelbeck
Luise Volkmann (Photo: Schindelbeck Jazzfotografie)

Mi 20.04. 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 NOWJazz
Packende Vielfalt
Die Saxofonistin und Komponistin Luise Volkmann
Von Thomas Loewner

Luise Volkmann ist noch keine 30 Jahre alt. Die bisherige Arbeit der Saxofonistin ist aber so vielfältig, als hätte sie schon einen Großteil ihres Musikerinnenlebens hinter sich. Sie leitet das zwölf-köpfige Ensemble Été Large, das Trio Autochrom oder die Bands LEONEsauvage und LEONEsurprise, die in wechselnden Besetzungen spielen. Die stilistische Bandbreite reicht von komponierter Musik mit theatralischen Elementen, rockigen Klängen im Geiste der 68er-Generation bis hin zu freier Improvisation. Zwischen zarter Klangpoesie und rauen Noisegewittern ist in Luise Volkmanns Musik alles möglich.

Fr 22.04. 20:05 – 24:00 UHR
SWR2 Musik
Better Git It In Your Soul
Zum 100. Geburtstag von Charles Mingus
Von Günther Huesmann

Wutnickel, sanft-liebender Virtuose, Visionär – Charles Mingus. Der Impetus seiner Musik ist bis heute im Jazz spürbar – und weit darüber hinaus. Wir feiern in dieser vierstündigen Themensendung den virtuosen Kontrabassisten und einflussreichen Bandleader und Komponisten, der mit der Sinnlichkeit und Maßlosigkeit seiner Sounds begeistert. Er hat Musikerinnen und Musiker aller Gattungen inspiriert – vom Rock bis zur Neuen Musik. Roger Willemsen sagte: „Charles Mingus klang schon „fett“, als es den Ausdruck noch nicht gab.“
Eine SWR2 Produktion in Kooperation mit hr, NDR, rbb und SR

Sa 23.04. 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Good Vibes
Der amerikanische Vibrafonist Joel Ross
Von Ssirus W. Pakzad

Der aus Chicago stammende und in Brooklyn lebende Joel Ross ist ein Phänomen. Obwohl er erst vor kurzem sein Musikstudium abgeschlossen hat, wirbelt der 27-Jährige schon seit einigen Jahren die Jazz-Szene durcheinander. Viele Kritiker halten ihn für den wichtigsten neuen Vibrafonisten der jüngsten Zeit. Ross fiel nicht nur an der Seite von Wynton Marsalis, Ambrose Akinmusire oder Makaya McCraven auf – er veröffentlichte auch binnen kurzer Zeit drei Solo-Alben, zuletzt die Suite „The Parable Of The Poet“.

Di 26.04. 20:05 – 21:00 Uhr
SWR2 Jazz Session
Solo Piano
Elias Stemeseder im SWR Studio Freiburg
Von Nina Polaschegg

Stationen des 1990 in Salzburg geborenen Pianisten Elias Stemeseder waren bisher Linz, New York und Berlin – dort hat er mittlerweile seinen Lebensmittelpunkt. Entdeckt hat ihn vor rund zehn Jahren der Schlagzeuger Jim Black. Seither spielt Stemeseder in kammermusikalischen Besetzungen mit Musikerinnen und Musikern aus den USA und Europa und vertieft sich ins Solospiel. Lyrische Balladen sind eine seiner Spezialitäten. Stets mit Fokus auf Klangreichtum, umgeht er allzu gerade Entwicklungen des pianistischen Mainstreams.

Mi 27.04. 21:05 – 22:00 Uhr
SWR2 NOWJazz
Stolpern und Staunen
Erinnerungen an den Pianisten Fred van Hove
Von Bert Noglik

Er zählte zu den großen Persönlichkeiten der europäischen Improvisationsszene, der im Januar dieses Jahres im Alter von 84 Jahren verstorbene Fred Van Hove. Der Pianist, der von sich behauptete, das Glockenspiel seiner Heimatstadt Antwerpen habe ihn mehr beeindruckt als das Spiel von Cecil Taylor, wollte in seiner Musik nichts ausschließen. Seine vorbehaltlose Art zu improvisieren ließ ihn im Trio mit Peter Brötzmann und Han Bennink zusammenfinden. Er versetzte sein Publikum mit Solokonzerten in Erstaunen, spielte neben Piano auch Kirchenorgel, liebte Duos und leitete Großformationen.

Sa 30.04. 22:03 – 23:00 Uhr
SWR2 Jazztime
Geschmeidiger Sound und eindringliche Linien
Der Gitarrist und Arrangeur Mundell Lowe
Von Henry Altmann

Mundell Lowe (1922-2017) half, die Gitarre im Jazz als Soloinstrument zu etablieren und hat in einer langen Karriere mit so ziemlich jedem und jeder gespielt, von Billie Holiday und Benny Goodman über Marlene Dietrich hin zu Charlie Parker, Charles Mingus und Miles Davis. Er schrieb coole Scores zu heißen Filmen wie Satan in High Heels oder Was Sie schon immer über Sex wissen wollten und TV-Serien wie Starsky and Hutch. Vor allem aber war „Mundy“ ein begnadeter Stilist mit geschmeidigem Sound und eindringlichen Linien, ein Großer des Jazz mit leider kleinem Platten-Output unter eigenem Namen.

Fast alle Jazz-Sendungen von SWR2 können als Audio on Demand im Internet 7 Tage online nachgehört werden. Auf www.swr2.de/jazz finden sich auch Playlists und und weitere Informationen zum Programm.

| SWR2


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