Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
„Diese Big Band bläst einem die Ohren weg“, ulkt ein Zuhörer beim Opener der Jazz-Bigband der Musikhochschule Mainz. In der Tat swingt das Orchester unter der Leitung von Felix Fromm kraftvoll mit sattem Bläsersound, präzise in den Einsätzen und stets in „Time“. Rhythmische Ostinati charakterisieren Bill Holmans „A view from the side“, bevor die Big Band mit „In the wee small hours of the morning” und den Vokalisten Nathalie Hoyer sowie Alexander Traxelin ruhigere Fahrwasser steuert. Holman hat auch mit Thad Jones im Jones-Lewis Orchestra gearbeitet, weshalb die Uni-Bigband noch die Jones-Komposition „Threeandone“ mit der einprägsamen Piano-Intro anschließt.
Im Mittelpunkt des Semesterabschlusskonzertes stehen indessen die Preisträger des Solistenwettbewerbes „Jugend jazzt“. Begleitet von der Bassistin Veronika Frisch und dem Schlagzeuger Johannes Lüttgen stellt eine Latin-Komposition die Saxophonisten Jonathan Bachor und Alexander Scott, eine zweite den Pianisten Martin Klein mit seinen teils verspielten, teils weit geschwungenen kraftvollen Bögen vor. Das Tenorsaxophon kontrastiert und ergänzt mit überspitzten Highnotes die singenden Linien des Altsaxophons. Der zwölfjährige Pianist Luis Borig war mit seiner vielversprechenden Musikalität die Überraschung des Solistenwettbewerbs von „Jugend jazzt“ – doch beim Konzert in Mainz ist er leider verhindert.
Vor ihrem Auftritthabender rheinland-pfälzische Kultur-Staatssekretär Walter Schumacher, der Präsident des Landesmusikrates, Peter Stieber, und Uli Adomeit, der vor 25 Jahren „Jugend jazzt“ ins Leben rief, den Preisträgern ihre Ehrenurkunden überreicht. Viele der früheren Preisträger seien in renommierten Bigbands oder, wie der Piano-Professor Sebastian Sternal, als Lehrende an Hochschulen gelandet. Schumacher lobt die Mainzer Musikhochschule, die sich geöffnet hat, populär geworden und aus der Universität „ins Land hinausgegangen ist“. Er verspricht, dass die Landesregierung an der Musik nicht sparen werde, vor allem, nachdem der Jazz in Rheinland-Pfalz „neue Höhen erreicht hat“.
Die Gruppe mit dem bezeichnenden Namen „Odd Meter“ um den Schlagzeuger Hermann Kock beherrscht die Kunst ungerader Metren. Rob Hanrath zupft die türkische Laute Baglama und nach DhaferYussefs „Les santesorientales“ samt hervorgehobenen, aufregenden Gitarrenglissandiüberrascht die Band mit dem „Girl ofIpanema“ und einem neuartigen, expressiv- percussiven Finale, während zuvor die Sängerin Amelie Krüger Bossa-gerecht mit nahezu vibratoloser Stimme die coole Komposition interpretiert.
Die Studentenformation „SnarkyPuppy“widmet sich dem gleichnamigen amerikanischen Fusion-Kollektiv aus Texas und überzeugt beim Konzert mit rockigen und funky Expressionen. Die Originalband hat ihre Musik mal als „jafunkadansion“ bezeichnet, um die Bandbreite von Funk-Jazz bis Dance-Music zu beschreiben. Die Interpretation der Studenten assoziiert Pink Floyd ebenso wie Blood, SweatandTears. In den knalligen Bläserattacken über einem teils flächigen Synthesizer-Teppich ragt neben Posaune und Trompete die Saxophonistin Miriam Ast heraus.Vor allem diese Gruppe lohntdas Ausharren von nahezu vier Stunden bei diesem Semesterabschlusskonzert.
Die Combo „Rock swings“ macht ihrem Name Ehre und in der Gruppe „Bruce Hornsby“ unterstreicht die Geigerin Sarah Krebs, dass der KomponistBluegrass in seine Mixtur aus Rock, Pop und Jazz einbindet. Hits von Cole Porter singt und spielt die gleichnamige Formation ohne falsche Sentimentalität unter der Leitung von Felix Frommbevor „Synthie Pop“ hören lässt, wie elektronisch aufbereitete Musik klingt, bei der sogar der Bass durch einen Bass-Synthesizerersetzt wird.