Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Bossa Nova ist Poesie. „The Girl of Ipanema“ beschreibt eine grazile brasilianische Schönheit, den federnden Rhythmus ihrer Schritte, ihre kühle Laszivität und tänzerische Leichtigkeit. All dies trifft auch auf die Bossa Nova zu, die mit wenig Tonhöhen, Sequenzierung und sanften Rhythmen, mit geschmeidiger Kühle und hypnotisierender Einfachheit in den 50eer und 60er Jahren die Jazzmusiker und Freunde der brasilianischen Musik In Bann zog. Mit seiner ungekünstelten Schlichtheit wurde der Song zu einem Welterfolg und einer der meist gespielten Kompositionen der Bossa Nova.
„The Girl of Ipanema“ steht deshalb zu Recht als Höhepunkt am Schluss des achten Treffpunktes Jazz der Musikhochschule Mainz im überfüllten Frankfurter Hof. „Bossa Nova – The Music of Antonio Carlos Jobim“ ist ein ebenso unterhaltsames wie lehrreiches Konzert, in dem Profi-Musiker und Studenten der Musikhochschule Songs und das Leben dieses wichtigsten Wegbereiters de Bossa Nova Revue passieren lassen. Bossa Nova ist leise statt laut, leicht statt schwer, fließend statt stockend. Die Musiker und Sängerinnen des Konzertes treffen die in einer raffiniert wirkenden Schlichtheit liegende Schönheit beispielhaft.
Verspielt und tastend mit steigender Dynamik eröffnet der souveräne Pianist Nicolas Hering „aquas de marco“, das Kritiker im Jahr 2001 zum besten brasilianischen Lied aller Zeiten wählten. Sarah Inanc präsentiert diesen Song, der auch als „Fluss des Lebens“ interpretiert werden kann, mit klarer Kopfstimme, leicht und fließend, wie es die Bossa verlangt. Zuvor schon hatte sie zum sanften Spiel von Kerstin Haberecht auf dem Sopransaxophon mit „Vivo Sonhando“, dem Song von der Träumerei, sensibel und genregerecht den Abend eröffnet.
Fast vibratolos hangelt sich Sarah Inancklarer an der eigentlichen Liedform entlang als später YmaAmerica, die mit kraftvollem Ausdruck stärker der Samba verbunden ist. Deutlich wird dies vor allem in „Aqua de Beber“ mit der Flöteneinleitung von Kerstin Haberecht und dem harmonisch reizvollen mit überraschenden Wendjungen gespickten Bass-Solo von Martin Gjakonovki. „Chega des saudade“ singt Yma mit jener Leidenschaft, die dem Titel „Sehnsucht“ gerecht wird und in „Corcovado“, der Huldigung des „Buckels“ bei Rio mit der Jesus-Figur legt sie bei der tänzerisch-beschwingten Interpretation leichtes Vibrato in die Stimme. Johny Freitas unterlegt den Gesang mit einer filigranen Melodielinie auf der Gitarre. Andreas Süsterhenntrommelt am Schlagzeug und Renis Mendoza unterstreicht mit transparenter Percussion die rhythmische Basis des sanft groovenden Sounds.
„Die Sehnsucht muss aufhören, damit es geht – und für immer bleiben, damit es geht – so denkt des Bossaist“, sagt Alexander Gelhausen, der mit der Charakterisierung der Bossa und Ausschnitten aus den Leben Jobims sowie Joao Gilberto durch das Konzert führt. Das Bossa Nova-Konzert, dem sich die traditionelle Session der Studenten anschließt, belegt ein reibungsloses und sensibles Zusammenspiel von Profis und Studenten.