Thomas Bachmann Group bei der Jazzinitiative Mainz, 17. September 2011

Fotos und Text: Klaus Mümpfer

Der musikalischen Grenzgänger Eric Dolphy improvisierte in großen Intervallsprüngen, in rhythmisch vertrackten Linien und ergänzte die Ausdruckmöglichkeiten auf seiner Bassklarinette um Geräusche. Der Saxophonist Thomas Bachmann hat diesem früh verstorbenen Jazzmusiker, der sich zwar dem Free-Spiel näherte, aber dennoch nie die Grenze der Tradition überschritt, eine seiner aufregendsten Kompositionen gewidmet: „Dolphy Dance“. Beim Konzert seines Trios mit dem Bassisten Ralf Cetto und dem Schlagzeuger Uli Schiffelholz baute er das auf der jüngsten CD „Seiltänzer“ vorliegende Stück aus und kam so dem Titelgeber noch näher. Bachmann phrasierte in typischer Dolphy-Weise. Er rotzte in vibrierenden Basslagen zerfetzte Stakkati aus dem Tenorsaxofon, stieg mit freien Expressionen in die Höhen, experimentierte geräuschhaft auf dem Mundstück seines Instruments, während Ralf Cetto auf dem Kontrabass trocken-erdige Linien zupfte und Uli Schiffelholz die mit den Besen die Becken strich. Bevor die erweiterte Komposition sanft verhauchend ins Finale triftete, hatte Bachmann sein Instrument sonor und angeraut überblasen. Solche Dynamiksprünge und Stimmungswechsel sind kennzeichnend für den Komponisten und das Spiel des Trios, in dem drei gleichwertige Partner traumhaft sicher interagieren. 
Ein Seiltänzer setzt mal bedächtig Fuß vor Fuß, springt ein anderes Mal keck auf dem Hochseil und landet doch immer wieder sicher. Ganz so geht es auch dem Bachmann-Trio. Die Musik der Eigenkompositionen pendelt zwischen swingendem Wohlklang und freien Eruptionen. Bachmann ist ein intensiver und emotionaler Spieler, der attackierende Up-Tempo-Ausbrüche und geschmeidige, cantable Läufe gleichermaßen geschmackssicher einsetzt. Bassist Cetto besticht mit Raffinesse und komplexen Harmonieclustern, mit harmonisch überraschenden Läufen auf dem Kontrabass und gitarrengleichen Melodiepassagen auf dem sechssaitigen E-Bass. Uli Löffelholz trommelt und streicht die Felle sowie Hölzer und Becken äußerst flexibel. Sein Time-Spiel im Beat ist ebenso sicher, wie er seine Drums free pulsieren lässt. Reizvoll sensibel lehnt er sich in den Duos an die Basslinien an. 
Manche Stück scheinen weitgehend durchkomponiert zu sein, andere lassen viel Freiraum für ausgedehnte solistische Ausflüge. Spannung gewinnt das Spiel des Trios durch zum Teil abrupte Dynamiksprünge, unterschiedliche Metren, Stimmungswechsel und ostinate Melodie- sowie Rhythmusfragmente – etwa im abschließenden „Wer hat Angst vor dem Schrammel-Blues“. 

Als Zugabe erklatschten sich die begeisterten Besucher des „jim“-Konzertes zwei lyrische und getragene Bachmann-Bearbeitungen der Beatles-Klassiker „Something“ und „Yesterday“.

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