SWR2 – Jazz-Programm Mai 2020

Christian Lillinger / Urheber: Schindelbeck

Besonders erwähnenswerte Programmpunkte im Mai: „Songs of Resistance. Resistance Through Songs?“ mit Ulrich Kriest am 1. des Monats. Mit der Mikrotonalität im Jazz befasst sich Thomas Loewner am 8. Mai. Alexandra Lehmer wurde in der Homezone besucht – die Sendung läuft am 19. Mai und wird ebenso von Julia Neupert moderiert, wie der Bericht von den letztjährigen Donaueschinger Musiktagen, bei denen das Projekt „Open Forms For Society“ von Christian Lillinger zu hören und zu sehen war (29.5.).

Freitag, 1. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Die Jasager und die Neinsager
Songs Of Resistance. Resistance Through Songs?

Von Ulrich Kriest

Wie geht’s denn dem Protestsong aktuell? Ein Protestsong bedarf einer größeren Öffentlichkeit, eines Adressaten und eines virulenten Themas wie zum Beispiel Krieg, Armut, Rassismus, Gewalt, Migration, Kapitalismus oder Bürgerrechte. Wie Billie Holidays „Strange Fruit“ anschaulich zeigt, braucht ein Protestsong nicht notwendig expliziten Protest. Sind Protestsongs heute eher eine nostalgische Angelegenheit? Eine letzte Bastion des „radical chic“? Oder sind neue Strategien sichtbar, die es erlauben, unter veränderten Bedingungen Wirkung zu erzielen?

Samstag, 2. Mai, 9:05 –10:00 Uhr
Musikstunde: Jazz across the Border
Von Günther Huesmann

Der wohl auffallendste Trend im aktuellen Jazz ist seine fortschreitende Globalisierung. Entstanden um 1900 in den USA als hybride Musik, ist der Jazz durch die Idee groß geworden, dass es sich immer lohnt, wenn man sich auch mit etwas Anderem beschäftigt als nur mit sich selbst. Die in der Improvisation angelegte Idee des Dialogs erleichtert es Jazzmusikern, sich anderen Stilen und Musikkulturen zu öffnen. So ist Jazz zu einer „global language“ geworden. „Jazz across the border“ hört auf unterhaltsam-informative Weise hin.

Samstag, 2. Mai, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Swingende Noblesse
Zum 100. Geburtstag des Pianisten John Lewis

Von Bert Noglik

Sein Name ist vor allem mit dem Modern Jazz Quartet verbunden, dessen Musik er wesentlich mitgeprägt hat – als Pianist, aber auch als Komponist und Arrangeur. John Lewis erschloss dem Jazz eine neue kammermusikalische Dimension, indem er sich auf barocke Formen und Kompositionstechniken bezog und diese mit der Kraft der Improvisation zu vitalisieren vermochte. Ende der 1940-er Jahre zählte er zu den Arrangeuren des Miles Davis Capitol Orchestra, das mit der Platte „Birth of the Cool“ ein neues Kapitel im Jazz einleitete. Am 3. Mai 1920 jährt sich John Lewis‘ Geburtstag zum hundertsten Mal.

Dienstag, 5. Mai
Jazz Session entfällt

Donnerstag, 7. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Magazin
Von Bert Noglik

Neues aus der Welt des Jazz wird im NOWJazz Magazin von SWR2 regelmäßig präsentiert. Wie immer erwarten Sie in dieser Sendung Informationen über bevorstehende Events, Rezensionen über Festivals, Buchbesprechungen und jede Menge brandneuer Alben.

Freitag, 8. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: The Space Between
Mikrotonalität im Jazz
Von Thomas Loewner

Samstag, 9. Mai, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Stretchin‘ Out
Der Posaunist Bob Brookmeyer in den 1950er Jahren
Von Gerd Filtgen

Zu Beginn seiner Karriere glänzte der Ventilposaunist Bob Brookmeyer (1929-2011) mit kongenialen Beiträgen in Plattenaufnahmen von Cool-Jazz-Stars wie Stan Getz und Gerry Mulligan. In Brookmeyers relaxter Spielweise schwang immer ein Bezug zur älteren Jazztradition mit. Im Lauf der 1950er Jahre realisierte er zahlreiche Aufnahmen mit eigenen Bands, in denen oft die Gitarristen Jim Hall und Jimmy Raney mitwirkten. Eindrucksvoll setzte er seine Talente als Komponist und Arrangeur um: in Combo- genauso wie in Orchesterbesetzungen.

Dienstag, 12. Mai, 21.03 – 22.00 Uhr
SWR2 Jazz Session: My Favorite Discs
Von Nina Polaschegg

Persönliche Lieblingsalben aus der älteren oder jüngeren Jazzgeschichte werden in der Reihe „My Favorite Discs“ regelmäßig vorgestellt: von den Autorinnen und Autoren unserer SWR2-Jazzredaktion. Legendäre Klassiker oder weniger bekannte Favoriten – warum gerade ein bestimmtes Album sie so beeindruckt hat, erklären sie in dieser Sendung.

Donnerstag, 14. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Hans im Glück, von Landshut nach London
Der Pianist und Komponist Hans Koller

Von Henry Altmann

Er trägt einen berühmten Namen. Und doch hat Hans Koller, geboren 1970 in Landshut, nichts mit seinem Namensvetter, dem Wiener Saxofonisten Hans Koller (1921-2003), zu tun. Außer, dass er eine internationale Karriere gemacht hat und nach zwei Jahrzehnten zu den anerkannten Kräften des europäischen Jazz zählt. Als Pianist, mehr noch aber als Komponist ebenso komplexer wie eleganter Werke für größere Ensembles. So ganz nebenbei hat der 50-jährige Musikethnologie studiert, einen Doktor in Kompositionswissenschaft gemacht und eine Reihe wunderbarer Platten aufgenommen.

Freitag, 15. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Update: Sonic Wilderness Spezial
Die Dutar in Zentralasien

Von Franziska Buhre

Instrumente sind älter als Nationalstaaten. Die zweisaitige Langhalslaute Dutar ist eine faszinierende Reisende auf den Pfaden der Persisch sprechenden Welt. In Zentralasien vereint sie Menschen verschiedener Ethnien, die den Kompositionszyklus Shashmaqam als ihr musikalisches Erbe pflegen. Einer von ihnen ist der Musiker und Komponist Sirojiddin Juraev aus Tadschikistan. Franziska Buhre stellt ihn und seine Musik vor.

Samstag, 16. Mai, 14.05 – 15.00 Uhr
SWR2 Jazz: It’s Not About The Melody
Happy Birthday Betty Carter!
Von Bert Noglik

Sie galt lange als eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Jazzszene und als „most underrated“. Betty Carter (1930 – 1998) ließ sich nicht vereinnahmen, trotzte der Kommerzialisierung, betrieb sie ein eigenes Plattenlabel und setzte sich für den Nachwuchs ein. Mit ihrer unnachahmlichen Art des Jazzgesangs zählt sie zu den ganz Großen, geschätzt von Miles Davis ebenso wie von Billie Holiday. Lionel Hampton, in dessen Band sie ihre Laufbahn begann, nannte sie „Betty Bebop“. Obwohl sie sich in ihren Scat-Improvisationen von Musikern wie Charlie Parker inspirieren ließ, hat sie sich nie auf einen Stil festlegen lassen.

Samstag, 16. Mai, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Incredible Jazz Vibes
Der Vibrafonist Warren Wolf

Von Ssirus W. Pakzad

Der aus Baltimore stammende Warren Wolf gehört zu den großen Virtuosen an Vibrafon und Marimba. Er ist ein Mann, der die Jazztradition mit modernen Gestaltungsmitteln weiterführt. Der 40-Jährige, der auch ein brillanter Schlagzeuger und Pianist ist, musizierte mit vielen Größen der amerikanischen Jazzszene, spielte eine Reihe von Alben unter eigenem Namen ein und zählt zur Stammbesetzung des „SFJazz Collective“. 2010 wurde er in der Kategorie „Rising Stars“ im Down Beat Critics Poll zum besten Vibrafonisten gewählt.

Sonntag, 17.Mai, 19.32 – 20.00 Uhr (nach dem Hörspiel)
SWR2 Jazz: Geschichte eines Jazz-Standards (26)
Nuages

Von Hans-Jürgen Schaal

Django Reinhardt, der Pionier des Gypsy-Jazz, schrieb diese schwermütige Melodie im Jahr 1940: „Nuages“ – Wolken. Die Wolken, die damals über Frankreich aufzogen, waren dunkel und bedrohlich. Im Juni hatte das Land vor dem Angriff Nazi-Deutschlands kapituliert, Paris war nun eine besetzte Stadt. In der Nachfolge von Reinhardt wurde „Nuages“ zur Pflichtnummer unzähliger Gitarristen und Geiger diesseits und jenseits des Atlantiks. Die Betextungen des Songs verraten allerdings: Man kann „Nuages“ durchaus auch als „Love Ballad“ hören und empfinden.

Dienstag, 19. Mai, 21:03 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Homezone – Jazz in Südwest
Die Saxofonistin Alexandra Lehmler

Von Julia Neupert

Die monatliche Sendereihe „Homezone“ führt regelmäßig an die vielen verschiedenen Orte, an denen der Jazz im Südwesten zu Hause ist. Neben Konzertaufnahmen aus unserem Archiv und aktuellen Studioproduktionen gibt es immer auch einen thematischen Schwerpunkt. In dieser „Homezone“-Ausgabe“ geht es um die Saxofonistin Alexandra Lehmler.

Donnerstag, 21. Mai, 19.27 – 20.00 Uhr (nach dem Hörspiel)
SWR2 Jazz: Präzision und Spielfreude
Die Schlagzeugerin Allison Miller und ihr Projekt
Boom Tic Boom

Von Thomas Loewner

Allison Miller hat schon immer ein Faible für den Jazz gehabt – aber genauso auch für Folk und Rock. All diese Interessen verbindet sie seit mittlerweile 10 Jahren in der Musik ihres Bandprojekts Boom Tic Boom. Die Kompositionen, die sie für dieses Sextett schreibt, sind ein bunter Mix verschiedener Genres. Doch egal, in welche stilistische Richtung das Pendel gerade ausschlägt, für Zusammenhalt sorgt stets das Schlagzeugspiel Millers. Mit ihrem sicheren Gespür für Grooves und Melodien treibt sie ihre Mitspieler an, ohne dabei jemals den Gruppensound aus dem Blick zu verlieren.

Donnerstag, 21. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz: Ein Meister im Schatten des Meisters
Erinnerungen an den Keyboarder Lyle Mays

Von Michael Rüsenberg

Der Tod von Lyle Mays am 10. Februar hatte ein immenses Echo. Offenkundig ist die Erinnerung an sein nuanciertes Keyboardspiel in 30 Jahren an der Seite von Pat Metheny nicht untergegangen. „Von den ersten Noten an hatten wir eine unmittelbare Bindung. Seine große Intelligenz und musikalische Weisheit prägten jeden Aspekt dessen, wer er war. Ich werde ihn von ganzem Herzen vermissen.“ sagte Metheny.
SWR2 NOWJazz erinnert auch an den virtuosen Pianisten Lyle Mays, der er abseits der Metheny-Projekte war.

Freitag, 22. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Session: Escape The Nostalgic Prisons
Anthony Braxtons ZIM Music beim Jazzfest Berlin 2019

Von Nina Polaschegg

2019 stand das Jazzfest Berlin ganz im Zeichen des Chicagoer Musikers Anthony Braxton. ZIM-Music nennt Braxton sein neuestes Kompositionsprinzip, das er mit einem hochkarätig besetzten Septett in Berlin präsentierte. Es dockt an und ist verschmolzen mit seinen zahlreichen Konzepten, die er im Laufe der Jahrzehnte entwickelt hat. Ideen, Spielkonzepte, Anleitungen, die einerseits klare Richtlinien oder Schwerpunkte vorgeben, andererseits den Musikerinnen und Musikern innerhalb dieser Rahmen viel Gestaltungsfreiraum lassen und auch von ihnen einfordern.

Samstag, 23. Mai, 22:03 – 23:00 Uhr
Jazztime: Meister der Hammond-Orgel
Höhepunkte im Schaffen von Jimmy Smith

Von Hans-Jürgen Schaal

Jimmy Smith / Photo: Kumpf

Die 1934 erfundene Hammondorgel schien ein schwerfälliges Instrument für langweilige Hausmusik zu sein. Bis Jimmy Smith kam. Dieser geniale Hitzkopf hatte die billigen, verstimmten Klaviere der Clubs endgültig satt. In seiner Not stürzte er sich auf die elektrische Orgel und entwickelte sein ganz persönliches Modern-Jazz-Konzept: fauchende Bebop-Phrasen, nie gehörte Registrierungen, swingend dahinrollende Basslinien. Ein aggressiver, perkussiver Sound-Hurrikan mit enormen Folgen für Hardbop und Soul Jazz. Miles Davis nannte Jimmy Smith „das achte Weltwunder“.

Dienstag, 26. Mai, 21:03 – 22:00 Uhr
SWR2 Jazz Session: Aus dem Archiv
Kraftvolle Eleganz: Happy Birthday Dee Dee Bridgewater!

Von Gerd Filtgen

Beim Abschlusskonzert der jazzopen Stuttgart 2017 wurde die Sängerin Dee Dee Bridgewater vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Bereits in der Vergangenheit hatte die stimmgewaltige Vokalistin superbe Hommagen an berühmte Vorgängerinnen wie Ella Fitzgerald und Billie Holiday kreiert. Ein ähnliches Repertoire bot sie auch bei ihrem Auftritt in Stuttgart. Begleitet von der SWR Bigband und dem Stuttgarter Kammerorchester unter der Leitung des Dirigenten und Arrangeurs Jules Buckley interpretierte Dee Dee Bridgewater fantasievolle neue Versionen von Standards wie „Honeysuckle Rose“ und „Misty“.

Donnerstag, 28. Mai, 23:35 – 24:00 Uhr
NOWJazz: A Lover’s Question
James Baldwins Projekt mit dem belgischen Jazzsänger David Linx

Von Günther Huesmann

Der damals noch völlig unbekannte belgische Jazzsänger David Linx schaffte 1989 etwas, was vorher viele andere Jazzgrößen vergeblich versucht hatten: den großen afro-amerikanischen Schriftsteller James Baldwin ins Plattenstudio zu holen und mit ihm eindrucksvolle Jazz & Poetry-Aufnahmen zu machen. Mit dabei: der Mundharmonika-Virtuose Toots Thielemans und der Altsaxofonist Steve Coleman, dessen von der M-Base-Bewegung inspiriertes Spiel damals state of the art war.

Freitag, 29. Mai, 23:03 – 24:00 Uhr
NOWJazz Session: Open Form For Society
Christian Lillinger @ Donaueschinger Musiktage 2019

Von Julia Neupert

Am Ende gab es minutenlang Applaus und Erleichterung bei allen Beteiligten. Denn Christian Lillingers “pen Form for Society hatte sich zwar als Studioprojekt – mit einem unter Laborbedingungen entstandenen Album – schon viel Beifall einspielen können, live auf einer Bühne vor Publikum aber war das Improvisationsensemble mit den komplexen Kompositionen noch nicht aufgetreten. Das Konzert bei den Donaueschinger Musiktagen war also eine Art Feuerprobe, der zwei intensive Probentage vorangegangen waren. Und diese besondere Spannung ist zu hören in den Aufnahmen eines besonderen Abends.

Samstag, 30. Mai, 22.03 – 23.00 Uhr
Jazztime: Walking With Giants
Der Tenorsaxofonist Jimmy Heath
Von Odilo Clausnitzer

I Walked With Giants“ – so betitelte der Saxofonist und Komponist Jimmy Heath bescheiden seine Memoiren. Tatsächlich ist er in Gesellschaft einiger der größten Musiker der Jazzgeschichte aktiv gewesen. Als junger Mann arbeitete Heath mit Dizzy Gillespie und Miles Davis. Mit seinem Freund John Coltrane feilte er gemeinsam an Technik und Improvisationsvokabular. Heath-Stücke wie „C.T.A.“ und „Gingerbread Boy“ avancierten zu Klassikern. Die SWR2 Jazztime porträtiert einen der letzten großen Meister der Bebop-Generation, der am 19. Januar im Alter von93 Jahren gestorben ist.

Montags-Samstags/ 17.50 – 18.00 Uhr
Jazz vor sechs
Entdeckungsfreudig oder klassisch – mit täglich aktuellen Veröffentlichungen sowie Aufnahmen aus dem Archiv.

Fast alle Jazz-Sendungen von SWR2 können als Audio on Demand im Internet 7 Tage online nachgehört werden. Auf www.swr2.de/jazz finden sich auch Playlists und und weitere Informationen zum Programm.

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