
Der Schlagzeuger, Komponist und interdisziplinäre Künstler Sven-Åke Johansson ist im Juni 2025 verstorben. Geboren 1943 im schwedischen Mariestad, lebte er seit 1968 in Berlin und galt als eine prägende Figur des europäischen Free Jazz.
Bekannt wurde Johansson durch seine Mitwirkung im Globe Unity Orchestra Ende der 1960er-Jahre sowie durch seine Zusammenarbeit mit Peter Brötzmann und Peter Kowald, unter anderem auf dem Album Machine Gun (1968), das als Schlüsselwerk des europäischen Free Jazz gilt. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er mit zahlreichen Musikerpersönlichkeiten der improvisierten Musik, darunter Alexander von Schlippenbach, mit dem er seit den 1970er-Jahren im Duo auftrat, sowie im Trio E.M.T. mit Alfred Harth und Nicole Van den Plas.
Sein Soloalbum Schlingerland / Dynamische Schwingungen (1972) zählt zu den frühesten dokumentierten Soloarbeiten für Schlagzeug im Bereich frei improvisierter Musik. Johanssons Spiel zeichnete sich durch eine eigenständige Klangsprache aus, die oft Elemente der Geräuschhaftigkeit, Präparation und struktureller Offenheit einbezog.
Neben seiner Tätigkeit als Musiker war Johansson auch als Komponist, Hörspielautor, Lyriker und bildender Künstler aktiv. Viele seiner Projekte verbanden Sprache, Bewegung und Klang – darunter Performances wie das „Konzert für zwölf Traktoren“, das sich durch seinen konzeptuellen Charakter auszeichnete.
Auch in späteren Jahren blieb Johansson präsent, zuletzt unter anderem im Trio Rotations+ mit Franz Hautzinger und Ignaz Schick, mit dem er 2023 beim Jazzfest Berlin auftrat. Der Konzertmitschnitt erschien im Januar 2025 bei Trost Records. Das Werk von Sven-Åke Johansson umfasst über fünfzig Veröffentlichungen und zahlreiche interdisziplinäre Arbeiten.
Mit ihm verliert die improvisierte Musik eine konsequente und unverwechselbare Stimme, die das Verständnis von Klang, Form und künstlerischem Ausdruck über Jahrzehnte hinweg maßgeblich erweitert hat.
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© 1997 – today | ISSN 2751-4099