Verlag Eichborn
Schon vor mehr als 50 Jahren begeisterte sich der Saxophonist John Coltrane für das Universum. Inspiriert von Albert Einstein hatte der legendäre Jazzer Physik und Geometrie in den Mittelpunkt seiner Musik gestellt. In seinem Buch „The Jazz of Physics“ will der theoretische Physiker und leidenschaftliche Jazz-Saxophonist Stephon Alexander auf den Spuren von Coltrane und Einstein mit Analogien die Verbindung der Musik und der Kosmologie in der Improvisation als fruchtbare Überschneidung belegen.
Der Physiker Einstein hatte als Geiger und Pianist eine Vorliebe für die Musik und viele der wissenschaftlichen Kollegen Alexanders beteuern ihr Engagement im Jazz. Offensichtlich gibt es eine Affinität auf beiden Seiten, sich zu der jeweils anderen Art der Denkweise zu bekennen.
Mit der Anregung der Musikers Mark Turner im Kopf, fragt der Autor, ob hinter der Improvisation eine Wissenschaft stecke, schreibt er in seinem Buch. Alexander fabuliert, dass es weniger darum geht, ob die Musik mit ihrer Improvisation wissenschaftlich, als darum, ob das Universum musikalisch ist. Es betone nicht nur die Analogien zwischen Musik und Kosmologie, sondern vor allem um die Bedeutung des auf der Improvisation beruhenden Denkens, das Coltrane wie Einstein zu neuen Erkenntnissen verhalf. Coltrane war ein musikalischer Erneuerer, Einstein ein Erneuerer der Physik.
Das Buch ist auf der Mehrzahl seiner Seiten mit Formeln und Tabellen versehen, die es trotz der eingestreuten Bemerkungen über den Jazz und seine Protagonisten oftmals für den Laien unverständlich machen.
Alexander, Professor für theoretische Physik und leidenschaftlicher Hobby-Jazzer, hat die Herausforderung angenommen, mit Analogien die Verzahnung von Physik und Musik zu erklären. Eine tiefe Verbindung nachzuweisen gelingt ihm zwar nicht, doch der Ansatz ist interessant genug, um den Leser auf über 320 Seiten zu fesseln.
Klaus Mümpfer