Rosenberg-Trio mit Django-Reinhardt-Programm in Mainz, 11. November 2011

Fotos und Text: Klaus Mümpfer

„Nuage“ ist vollgesogen mit Zigeuner-Melancholie. Eine schwermütige Melodie mit einer wagemutigen Solo-Einleitung durch leicht dissonantes Stakkato sowie in der Folge mit kleinen Schmuckfiguren, dramatischen Tremolos und voll melodischen Zaubers. Kein Wunder, dass diese Komposition aus dem Jahr 1940 zur Lieblings- und Erkennungsmelodie des legendären Belgiers Django Reinhardt wurde, der damals als einziger Europäer den amerikanischen Jazzgitarristen Paroli bieten konnte. Das Rosenberg-Trio, drei Cousins aus der großen Rosenberg-Familie, lassen beim Mainzer Konzert im Frankfurter Hof viele Kompositionen Django wiederaufleben, ohne den Altmeister direkt zu imitieren. Sie spielen melodisch einfallsreich, nie süßlich, sondern leicht distanziert geschmackvoll.

1981 hat das Trio mit dem Melodiegitarristen Stocheli, dem Rhythmusgitarristen Nous´che und dem Kontrabassisten Nonnie Rosenberg sein erstes Album veröffentlicht. „Von Anfang an, wollten wir nicht Django Reinhardt pur spielen, sondern uns für andere Impulse offen halten“, sagt Stocheli. Das wird an diesem Abend vor allem spürbar in den Eigenkompositionen, die dennoch in der Tradition des berühmten Zigeuner-Gitarristen stehen. Aber „For Sephora“, ein Stück, das Stocheli der einzigen Schwester im Kreis von sieben Brüdern widmet, oder „Bossa Dorado“ ihres Freundes Dorado Schmitt, klingen weniger süffig zugleich aber unbefangener und frecher als die Django-Reinhardt-Interpretationen.

Stocheli Rosenberg ist ein virtuoser Techniker, der selbst in Hochgeschwindigkeitsläufen, in denen das Auge des Zuschauers kaum dem flinken Fingerspiel auf den Saiten zu folgen vermag, stets hochmusikalisch spielt. Mit kraftvollem Anschlag und rasant fließenden Notenlinien, in die er immer wieder Akkordtrauben einschiebt, spielt er gar leichter und präziser als sein großes Vorbild, das wegen seiner verkrüppelten Griffhand eine besondere Gitarrentechnik entwickeln musste. Auffallend ist Stochelis Spiel mit Tonhöhen durch die spannungsvolle, „Bending“ genannte, Veränderung der Saitenlänge sowie die virtuose Vibrato-Technik. Unnachahmlich ist das geradezu schlafwandlerische Interplay des Trio, in dem Nous´che stets präzise den Rhythmus vorgibt und mit Akkordgriffen anreichert während Nonnie den Bass im passenden Tempo „straight marschieren“ lässt.

Zum 100. Geburtstag Django Reinhardts im vergangenen Jahr, legte das Trio seine CD „Djangologists“ vor. Mancher Besucher hätte an diesem Abend im Frankfurter Hof gerne auch Bireli Lagrene erlebt, der zumindest im Programmheft irrtümlich genannt und abgebildet war. Spannend wäre gewesen, zu erleben, wie sich Stocheli und Bireli die musikalischen Bälle zuwerfen, ihre Melodielinien kontrastierend gegeneinander Setzen oder mit einander verflechten. Doch auch ohne den zusätzlichen Gitarristen erntete das holländische Rosenberg-Trio frenetische Beifallsstürme.

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