Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Frei pulsierendes Schlagzeug und schnelle, schräge Harmonien auf dem gestrichenen Kontrabass assoziieren den brennenden Asphalt unter den Füßen des flanierenden Dichters. Es ist die „Hitze der Stadt unter der unerschöpflichen Sonne“ an einem „Tag im Juli“ – so der Titel des Gedichtes, das der Amerikaner Frank O´Hara für seine “Lunch Poems“ schrieb. Verse, aber keine Reime, charakterisieren die kurzen Werke des Musiker-Poeten, dessen als provokant angesehen wurden, weil sie sehr direkt in das Zentrum der pulsierenden Metropole New York zielten.
So ist es logische Konsequenz, dass das Trio mit dem Pianisten Wolfgang Thomas, dem Bassisten Sascha Teuber und dem Schlagzeuger Willy Cherbettian neben Miles Davis vor allem Kompositionen des Pianisten Thelonious Monk auswählten, um die von Heinrich Heftrich ins Deutsche übertragenen Poems zu illustrieren. Monks kontrastreiche, sperrige und skurrile Spielweise ist die ideale „Vertonung“ und Begleitung der expressionistischen Gedichte und surrealistischen Ergüsse.
Sicher hatte auch O´Hara selbst ein besonderes Verhältnis zu Monk. „Meine Gedichte tönen“, heißt es in einer der Arbeiten des Literaten, der auch Musik studierte und komponierte. Monk kam der morseartigen und repetitiven Phrasierung von O´Hara´s Lyrik wohl ebenso nahe wie der Pianist Mal Waldron, der in einem Gedicht erwähnt wird. Seine Nähe zum Jazz und Blues offenbarte der Poet auch in seiner Huldigung der Sängerin Billie Holiday in „Am Tag als Lady starb“.
Das Trio leitet seine „autobiographia literaria“ mit Duke Ellington´s „C-Jam Blues“ ein. Einige hingeworfene Akkorde auf dem Flügel, ein straight marschierender Bass und eine filigrane Schlagzeug-Basis erklingen, bevor Heftrich den Dichter mit seinem Bekenntnis „und hier bin ich, die Ausgeburt aller Schönheit! Autor dieser Gedichte!“ vorstellt. Teuber fasziniert mit melodischen Linien ebenso wie mit Läufen voller harmonischer Wendungen. Cherbettian ist ein „leiser“ und einfühlsamer Drummer mit stetem Blickkontakt zu seinen Partnern.
Jazz und Lyrik-Einspielungen gibt es seit Jahrzehnten. Joachim Ernst Berendt hat sie gepflegt. Barock-Lyrik wurde ebenso musikalisch untermalt, wie Hermann Hesse´s „Siddharta“. Oftmals litten die Kombinationen darunter, dass Musik und Texte nebeneinander herliefen. Dem Trio um den Pianisten Wolfgang Thomas ist es gelungen, beides miteinander zu verknüpfen auch wenn oftmals das Piano nur einleitete – wie mit Monk´s „Straight no chaser“ zum Gedicht „So what“. Mit einer klugen Auswahl von Kompositionen illustrierten Thomas, Teuber und Cherbettian“ die ausdrucksstarken Rezitationen Heftrichs sensibel illustrierend und nie aufdringlich. Das Trio erwies sich beim Konzertnachmittag der Musikschule Nieder-Olm als ein technisch und musikalisch reifes sowie glänzend eingespieltes Team, dem Heftrich mit seinen deutschen Nachdichtungen nicht nachstand. Die begeisterten Zuhörer forderten eine Zugabe, die gerne gewährt wurde.