„Jeep“ bei der Jazz-Initiative Mainz, 21. Oktober 2006

Unter der augenscheinlich ästhetisch geglätteten Schönheit dieses schlagzeuglosen Trios mit Flöte, Gitarre und Kontrabass entdeckt der Zuhörer interessante Klangfarben und rhythmisch aufregende Strukturen. Das Trio „Jeep“ hat seinen Namen einer Komposition John Scofields entlehnt, die es dann auch beim Konzert der Jazz-Initiative Mainz (jim) als Opener wählt. Die Eigenkompositionen und Bearbeitungen der Standards von Chick Corea über Oscar Hernandes bis zum Pianisten Bill Evans und dem Jazz-Rebellen Charles Mingus wirken leicht und transparent, swingen immer. So pendeln die Flötistin Stephanie Wagner, der Gitarrist Thomas Langer und der Bassist Ralf Cetto zwischen Modern Swing und Latin.

Das Trio wagt bei seinen originellen Arrangements auch den Schritt hinüber in die Pop-Szene zu den Beatles. Wagner lässt in „Come together“ die Flöte dunkel timbiriert hörbar „atmen“, bläst das Instrument in „Blackbird“ mal sanft in den Mitten, mal spitz in den Höhen und lässt das Thema vibratoreich ausklingen. Variabel spielt Thomas Langer die Gitarren, filigran zumeist, wechselt nach einer getragenen Einleitung mit einer impressionistischen Klangfläche der Flöte in „Some other time“ zwischen schnellen Single-Note-Trauben und Akkord-Häufungen. Er fügt perlende Arpeggios ein oder schräge Harmonien. Ralf Cetto, der dritte im Bunde des Swing-Trios, spielt seinen Bass in der Regel gradlinig mit harmonischen Verzierungen, in den Soli hin und wieder flinkfingrig in Melodielinien oder raffinierten Akkord-Reihen.

In manchen Passagen wirken die Trio-Arrangements fast einlullend wie eine leichte Latin-Brise, bis diese Gefahr von aufregenden Soli gebannt wird. Langer fasziniert mit einer getragenen und verspielten Einleitung bei seiner Komposition „Traste vere“, mit der er zu schwebenden Flötensounds überleitet, die wiederum von einem sparsamen Bass-Fundament unterlegt werden. Mit leicht überblasenem sowie in den Höhen beißendem Flötenspiel und rhythmischen Akzenten auf Gitarre und Bass interpretiert das Trio „Danzos for my father“, eine schnellere Salsa; leicht und tänzerisch mit erdigen Bass-Linien wiederum die Cetto-Komposition „Johanna tanzt“. 

„Jeep“ verlässt nie das sichere und wohlklingende Bett des Mainstream-Jazz, findet in diesem Fluss aber zeitgemäße Klangfarben, die es mit sensibler Dynamik und flirrenden Groove-Elmenten anreichert. Alles in allem ein Wohlfühl-Jazz, dessen Reize in den Details liegen.

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