In “Some other time“ aus dem Musical „On the town“ werde in der Melodie geseufzt, schrieb ein Kritiker über die Komposition Leonard Bernsteins. Stephanie Wagner spielt die Ballade auf der Altflöte gefühlvoll nach Thomas Langers sanfter Gitarren-Einleitung voller harmonischer Raffinesse. Stimmungsvoll und verklärt scheinen auch die Klangfarben der Langer-Komposition „Trastevere“ mit dem lyrischen Flötenklang zum gestrichenen Kontrabass und den verspielten Akkordlinien auf der Gitarre. Doch der augenscheinlich ästhetisch geglättete Wohlklang des Trios ist trügerisch.
Immer wieder bricht die Flötistin die Melodie durch flirrende, überblasene und percussive Expressionen auf, haucht und hechelt mit Atemstößen ins Instrument, während der Gitarrist im Duett mit ostinaten Akkordvariationen reagiert und der Bassisten mit straight gezupften Läufen die rhythmische Basis legt. Nein, ein Schlagzeug vermisst der Zuhörer bei „Jeeep“ nicht. Das Trio mit der Flötistin Stephanie Wagner, dem Gitarristen Thomas Langer und dem Kontrabassisten Ralf Cetto verinnerlicht den „swing“ und groovt so hintergründig, dass der Fuß des Fans ständig in Bewegung bleibt. So pendelt das Trio mit kammermusikalischer Intimität zwischen Modern Swing, Latin und angedeutetem freien Spiel. Aufregende Soli und kollektive Interaktionen bannen die Gefahr, durch vordergründigen Wohlklang eingelullt zu werden.
Beim Konzert der Jazz-Initiative Mainz (jim) im überfüllten „M8“ stellen die drei Künstler ihre Debut-CD „The first cut ist the jeeepest“ vor und zur Zugabe legen sie aus ihrem 2006er Beatles-Programm eine Bearbeitung von Paul McCartneys Improvisation über einen E-Moll-Akkord vor, die als Eleanor Rigby ein Hit wurde. Zuvor aber hörte das begeisterte Publikum fast ausschließlich eigene Kompositionen. „Circle“ aus Wagners Feder wird mit einem knarzenden Bogenstrich auf dem Bass eingeleitet. Langer klopft die Saiten auf dem Hals seiner Gitarre und Wagner unterstreicht dies mit percussivem Flötenlauf. In einer Folge von Harmonievariationen treffen sich Flöte und Gitarre im Unisono, das der Bass mit gradlinigem Spiel stützt. Die fließenden Melodielinien auf der Gitarre werden von attackierenden Atemstößen auf der C-Flöte aufgebrochen, bevor das Trio wieder zum Thema zurückkehrt. Bestechend sind die abrupten Tempowechsel und Double-Time-Einschübe wie in „Mr. Chick“.
Mit leicht überblasenem und in den Höhen attackierenden Flötenspiel interpretiert das Trio „Danzon for my father“, eine schnelle Salsa-Nummer, oder tänzerisch leicht und mit erdigen Bass-Linien Cettos „Johanna tanzt“. In seinen Soli wiederum kann Cetto beweisen, wie kreativ und flinkfingrig er auf dem großen Instrument die Themen mit harmonischen Wendungen und Verzierungen reizvoll aufzufächern vermag. Raffinierte Klangfarben und rhythmisch aufregende Strukturen sind das Kennzeichen von „Jeeep“, das seinen Namen einer Komposition John Scofields entliehen hat und mit drei „e“ schreibt, „weil wir nun mal drei Musiker sind – wie Stephanie Wagner sagt.
Die CD:
Jeeep
The first cut ist the jeeepest
Rodenstein records ROD37