Text & Fotografie: Klaus Mümpfer
Es war spät und dunkel, denn der Mond hatte sich hinter einer Wolke verkrochen, als die drei Musiker und die Sängerin der Jazz-Connection als letzte Zugabe die schnelle Bebop-Hymne „How High The Moon“ mit den handlichen Changes anspielten. Die zahlreichen Zuschauer applaudierten begeistert, denn ein langes und mitreißendes Konzert mit dem Pianisten Wolfgang Thomas, dem Bassisten Sascha Teuber, dem Schlagzeuger Wahan Cherbettchian sowie der Sängerin Jill Gaylord hatte diesen Sommerabend in der offenen Scheune des ehemaligen Bauernhofes zu einem Erlebnis werden lassen. Das Quartett, das in Monks „Straight No Chaser“ und dem berühmten „All Blues“ von Miles Davis von dem Trompeter und Flügelhornisten Joe Winter als Gast ergänzt wurde, stellte an diesem Abend seine neuen CD „High Standards“ vor und wurde diesem Titel gerecht.
Jill Gaylord, die an den Theatern in Wien und Wiesbaden als Mezzosopranistin sang, verfügt über eine voluminöse und ausdrucksstarke Stimme, die sie routiniert und time-sicher mit der perfekten Jazz-Phrasierung einsetzt – ganz gleich, ob sie den Pop-Song „Fever“, Leon Russels „This Masquerade“ oder Billie Holidays „God Bless The Child“ interpretiert. Jill Gaylord moderiert charmant den Holiday-Song mit der Entstehungsversion des Komponisten Arthur Herzog an. Dieser hatte berichtet, dass die Sängerin sich mit ihrer Mutter über Geld gestritten habe und aus diesem Ärger der Text entstanden sei. Gaylord singt einfühlsam mit bluesigem Parlando und verzögertem Time sowie zum Finale mit schleifenden Blue-Notes. Intensiv und mit tragender Stimme sowie nuancenreich scattet sie später vor den treibenden Rhythmen von E-Bass, Schlagzeug und Keyboards.
In der Pause wünscht sich Gastgeber Wolfgang Thomas, er könne diese Standards auf einem Flügel spielen. Das mag bei manchen Stücken verständlich scheinen, doch wo bliebe etwa in dem funky arrangierten „All Blues“ der satte Hammond-Orgel-Sound, den er auf den Nord-Keyboards und dem Mini-Synthesizer wie ein Teppich unterlegt?
Charlie Parker und Miles Davis hatten Victor Youngs „Stella By Starlight“ berühmt gemacht. Jill Gaylord verpasste dieser romantisch angehauchten Ballade im Duo von Bass und Gesang und nur dezenter Begleitung des Schlagzeugs ein neues und weitgehend freies Gewand. Sascha Teuber, der bereits in „Fly Me To The Moon“ mit einem harmonisch reizvollen und wendungsreichen Solo faszinierte, zupfte im Duett mit der Sängerin inspiriert und melodisch gelöst seine Linien.
Wahan Cherbettchian kann zwar auch knallend und groovend wie in „Route 66“, „All Blues“ oder mit zusätzlicher Kastentrommel in einem grandiosen Solo auftrumpfen, in der Regel ist er jedoch eher ein leiser, filigraner und differenzierender Percussionist. In „Feel Like Making Love“ steigt er aus einem Duo mit dem knarzenden, erdigen E-Bass Teubers in ein vielschichtiges, polyrhythmisches Solo ein. Dass das enthusiatisch mitgehende Publikum die Jazz-Connection nicht ohne Zugaben entlassen wollte, kann nicht verwundern.