Hohenloher Talente am Bodensee erfolgreich

1. Preise für Julia Przybylski, Lia Vielhaber, Katharina Lutz, Carolin Theurer und Simon Münzmay


Regionalentscheidung Ende Januar in Schwäbisch Hall, Landeswettbewerb am vergangenen Wochenende in Friedrichshafen – und dann über Pfingsten das bundesweite Finale in Lübeck. So kann die Karriere von Talenten aus dem Landkreis Schwäbisch Hall beim Wettbewerb „Jugend musiziert“, der seit 47 Jahren besteht, aussehen. Veranstaltet wurde das künstlerische Spitzentreffen am Bodensee vom Landesmusikrat Baden-Württemberg, als dessen Präsident der aus Hall stammende Professor Wolfgang Gönnenwein fungiert.

Schwäbisch Hall. Am ersten Frühlingswochenende blühte am Bodensee die Musik massig auf. Da wurde es einem ganz warm ums Herz, wenn man Kinder und Jugendliche instrumental und vokal wetteifern hörte. Geradezu sensationell geriet so manches Vorspiel – ein Übermaß an Talent und Fleiß.

Nach Schwäbisch Hall und Umgebung gingen auf Landesebene etliche „vordere“ Preise. Das begehrte Ticket zum Bundesentscheid wurde an drei Nachwuchsinstrumentalistinnen vergeben, nämlich an die Bratschistin Julia Przybylski und das Duo der Haller Oboistin Katharina Lutz und der Gaildorfer Pianistin Carolin Theurer. Mal sehen, wer dann in der Adventszeit von der baden-württembergischen Regierung in Stuttgarts Neuem Schloss geehrt wird – als national erstplatziertes Landeskind.

Mit 25 Punkten erreichte die zehnjährige Cellistin Lia Vielhaber die höchstmögliche Wertung – aber die große Nachwuchsvirtuosin ist laut Satzung noch zu „klein“ für das nationale Finale in der schleswig-holsteinischen Hansestadt.

Als Ensemble in der Kategorie „Klavier und ein Blasinstrument (Holz)“ präsentierten sich in der „Altersgruppe V“ (Jahrgang 1992/93) Katharina Lutz, die an der Haller Musikschule in Oboe von Georg Siebert unterrichtet wird, und Carolin Theurer, die in Gaildorf bei Björn Vielhaber ihr Klavierspiel vervollkommnet. Im Friedrichshafen nun, im großen Anton-Elfein-Saal der neu erbauten Musikschule, blies Katharina Lutz das Allegro aus der Sonate e-moll von  Jacques Christian Michel Widerkehr (1759-1823) geschmeidig mit warmem Ton und agierte bei Francis Poulenc (1899-1983) adäquat mit beseelten Legato-Linien und kecken Intervallsprüngen.

Dynamisch fein griff Carolin Theurer in die Tasten, als Umblätterer half ihr Klavierlehrer Björn Vielhaber. Schon bei der Einspielprobe fiel der außerordentlich freundschaftliche Umgangston der beiden jungen Damen auf. Die sechsköpfige Jury unter der Leitung von Professor Hartmut Gerhold erkannte der noblen Team-Leistung 23 Punkte und somit einen 1. Preis samt Weiterleitung zum Bundesfinale in Lübeck zu.

Schon die Qualifikation zum Landeswettbewerb bedeutet eine Auszeichnung an sich. Von 4367 Teilnehmern schafften dies immerhin 1558. 

Eva-Maria Kiefer besucht derzeit die 12. Klasse im Evangelischen Schulzentrum Michelbach an der Bilz und hat Geigenunterricht im fernen Fellbach. Die Solistin brachte als Klavierbegleiter einen Klassenkameraden mit: Simon Münzmay. Sozusagen zwei „Oldies“ mit der Altersgruppe VI (geboren zwischen 1989 und 1991). Auch dieser Saitenkünstlerin haben es die Partiten von J.S. Bach angetan. Aus anderen Stilepochen standen hier Mozart und Ravel auf dem anspruchsvollen Vortragsprogramm. Während Eva-Maria Kiefer mit einem 2. Preis bedacht wurde, wurde Simon Münzmay, dessen Heimatadresse Flein ist, für seine Begleitung am Flügel mit einem 1. Preis ausgezeichnet, was in seinem Fall jedoch keine Teilnahme bei der nationalen Endrunde bedeuten kann. 

Es muss nicht unbedingt Klassik sein. Bei „Jugend musiziert“ war in diesem Jahr auch Popgesang gefragt. Vornehmlich junge Damen stellten sich der hier doch seriösen und sehr wohlwollenden Jury. Kein Dieter Bohlen, der die Möchtegern-Superstars anmotzt… Auf 20. Punkte kam Sarah Kiene aus Gelbingen und landete somit noch auf Platz 2. Die Mezzosopranistin begleitet sich selbst auf der Gitarre und steuerte noch eine Eigenkomposition bei, die stark an den „Titanic“-Titelsong „M Heart Will Go On“ erinnerte.

Lia Vielhaber, geboren am 18. Mai 1999, fing bereits als Viereinhalbjährige an, Violoncello zu spielen – damals mit einem kleinen „Kindercello“. Die Liebe zur Musik wurde dem Westheimer Talent sozusagen in die Wiege gelegt, denn beide Elternteile betätigen sich als Klavierlehrer. Unterricht hatte Lia Vielhaber zunächst an der Murrhardter Musikschule bei Urs Läpple, der sie nun privat in Stuttgart, wo er die Kammermusikschule Amati mitgegründet hat, in der Kunst des Saitenspiels unterweist. Inzwischen lernt sie auch bei Professor Rudolf Gleißner. Beim Regionalentscheid in Schwäbisch Hall errang sie 25 Punkte – und somit ein Ticket zum Landeswettbewerb in Friedrichshafen. Sie besucht neuerdings das Haller Erasmus-Widmann-Gymnasium. Bei der Frage nach ihrem Lieblingskomponisten muss die Zehnjährige freilich passen – da möchte sie sich nicht festlegen.

Es muss nicht Johann Sebastian Bach sein, den sie – neben Johannes Brahms – für das Wertungsspiel ausgewählt hat. Vor dem Trip nach Friedrichshafen war allerdings klar – zum begehrten Bundeswettbewerb kann sie in der „Altersgruppe II“ nicht geschickt werden, da sie dazu noch zu „klein“ ist. Und tatsächlich: Lia erreichte mit ihrem 1792 in Mittelwald erbauten (Leih-) Cello wohlklingend erneut die Höchstpunktzahl – besser geht’s nicht. Eine selbstbewusste Instrumentalistin mit makelloser Intonation, ausgereiftem Vibrato, zupackenden Doppelgriffen, enormer Ausdrucksstärke, emotional tiefgehender Interpretation – und einem phänomenalen musikalischen Gedächtnis. 

Ebenfalls der „Altersgruppe II“ (Geburtsjahrgänge1998/1999) gehört die elfjährige Sara Antonia Hajian an. Wie ihre Mutter begann sie an der Haller Musikschule mit Frühanziehung, wechselte dann aber nicht zum Klavier, sondern mit 7 Jahren zur Querflöte bei Oliver Gehrung, ohne zuvor es mit er einfacheren Blockflöte probiert zu haben. Die Gymnasiastin bei St. Michael weiß schon ganz genau, wer ihr Lieblingskomponist ist, nämlich der weniger bekannte Däne Joachim Andersen (1847-1909), der noch als Flötist und Dirigent agierte. Sara hat einen iranischen Vater, und ihre Begleiterin Thanh Mai Nguyen ist vietnamesischer Abstammung. Die Pianistin lebt in Michelbach/Bilz. Beide interpretierten Stücke von Andersen und dem Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel handwerklich schon ganz geschickt. Ein stolzer 2. Preis für das sympathische multi-ethnische Gespann.

Julia Przybylski ist vom Jahrgang 1994. Wenn an der Haller Musikschule der Vater Geige lehrt und die Mutter Früherziehung erteilt, ist eine Instrumentenkarriere eigentlich schon vorprogrammiert. Im Alter von sechs Jahren begann Julia Przybylski mit der Violine, vor einem Jahr stellte sie sich auf die tiefere Viola um. Am 23. Januar überzeugte die Gymnasiastin vom Schulzentrum West die Regionalwettbewerbsjury im noblen Barocksaal an der Gelbinger Gasse mit jeweils dem 1. Satz aus Sonaten von Johann Sebastian Bach und Franz Schubert sowie mit Paul Hindemiths „Sonate für Bratsche allein“, welche sie furios im „rasenden Zeitmaß“ endete. Die Höchstpunktzahl 25 war ihr dann sicher. Am Klavier wurde die Saitenkünstlerin in Friedrichshafen unterstützt von der an der Haller Musikschullehrerin lehrenden Ursula Schenker. Robert Przybylski kann als Vater und Geigen-Dozent nun doppelt stolz sein. Mit 23 Punkten bekam sie einen 1. Preis – samt Weiterleitung zum Bundeswettbewerb.

Sandra Nadine Warnecke, geboren im August 1993, begann an der Musikschule in Hall zunächst mit der Früherziehung, als Zeitklässlerin fing sie mit der Blockflöte an. Seit etwas mehr als drei Jahren bläst sie nun Fagott. In die Geheimnisse des Doppelrohrblattinstruments weist sie nach wie vor Alexander Shirokich ein. „Jugend musiziert“ schrieb für dieses Jahr die Ensemblebewertung „Duo Klavier/Holz“ aus. Beim Contest „saß“ der Holzbläserin der in Satteldorf wohnhafte und ebenfalls in der Haller Musikschule gehende Pianist Paul Schäufele zur Seite. Im März 2008 ergatterte der damals Elfjährige als Klaviersolist beim Landesfinale in Karlsruhe einen 1. Preis. Doch zum Bundeswettbewerb konnte der Zögling von Alla Schuljakowski nicht weitergereicht werden, weil er zu dieser Zeit noch zu jung war. Am Bodensee ist er nun mit 22 Punkten zusammen mit Sandra Warneck knapp am Finale vorbeigeschrammt. Ein ehrenvoller 2. Preis für das Team der Altersgruppe IV.

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