Das „High Fly Jazz Quartet“ durchmisst beim Konzert in der Mainzer Altmünsterkirche musikalisch die Stadien der Zuneigung – vom anfänglichen Verliebtsein, über Liebesglück und Liebesleid, Hoffnung und Enttäuschung, bis zum Schwur der ewigen Liebe. In den passenden Kompositionen bekannter Musiker von Sam Rivers, Duke Ellington, Art Pepper und Joe Henderson streifen die vier Künstler stilistisch die Formen des Ragtime, Swing, Bebop und Latin-Jazz.
Lutz Rathsfeld sorgt für den sonoren Sound auf dem Tenor- und singende Linien auf dem Altsaxophon, lässt in der ursprünglichen Fassung von „Three little words“ das Sopransaxophon hüpfen, während Pianist Thomas Humm mit Ragtimeläufen in die Tasten greift und mit der Melodie aus dem Film über die Tin Pan Allye Erinnerungen an den alten Jazz beschwört. Er ist es auch, der den Abend im Sakralbau bei „Beatrice“ von Rivers mit einem ausgedehnten Solo einleitet, bevor ihn Florian Werther mit einem langen und melodiösen sowie mit reizvollen Harmonien gespickten Ausflug auf dem Kontrabass ablöst. Schlagzeuger Axel Pape legt stets eine filigrane, solide swingende Basis, ohne jemals zu laut zu werden. Duke Ellingtons Komposition „Angelica“ ist an diesem Abend die zweite Widmung für eine Herzensdame.
„Songs of Love and Hope“ ist der Titel des kurzweiligen Konzertes, bei dem die gefühlvolle und melancholische Billie Holiday-Ballade „You´ve changed“ im Gedächtnis hängenbleibt. Von Enttäuschung handelt „What is this thing, called love“ mit dem langen Piano-Solo, in dem Humm gleichermaßen die Noten perlen und die Melodie fließen lässt, wie er Akkorde zu Blöcken schichtet. Die Gleichberechtigung der drei Musiker wird von der Zahl der Soli unterstrichen, was den besonderen Reiz etwa von „You say, you care“ ausmacht, das neben ausdrucksstarken Tenor von dem Akkordspiel des Pianisten und einem ausgedehnten Bass-Solo geprägt wird.
Rathsfeld moderiert charmant, unterhaltsam und lehrreich den musikalischen wie dramaturgischen Spannungsbogen mit zahlreichen Zitaten aus den Originaltexten der Songs. Vom Glauben an die einzige und ewige Liebe spricht Henderson in „Y todavia la quiero“, einer Komposition, die das Mainz/Wiesbadener Quartett sensibel und emotional interpretiert, in der der Saxophonist aber auch einen expressiven Abstecher in den Hardbop unternimmt. „Aus Respekt vor dem kirchlichen Gastgeber verzichten wir auf „Love for sale“, erläuterte Rathsfeld schmunzelnd. Das „High Fly Jazz Quartet“ tangiert bei seinem Ausflug auch Frankreich mit der Charles Trenet-Komposition „I wish you love“ und belohnt das aufmerksame Publikum mit einer Zugabe.