Für Wolfgang Kronmüller ein Konzert in der Hospitalkirche

Photo: Kumpf
Text und Photos: Hans Kumpf

Perkussionist Erwin Ditzner: Schwein gehabt

Ein Sonderkonzert der Extra-Klasse bot der Haller Jazzclub in der Hospitalkirche. Als baldiger Rentner gönnte sich das langjährige Vorstandsmitglied Wolfgang Kronmüller das Vergnügen, Freunde aus Mannheim und Michelbach/Bilz einzuladen.

Kronmüller / Winter - Photo: Kumpf

Wolfgang Kronmüller, Dietmar Winter

Schwäbisch Hall. Wolfgang Kronmüller hat als emsiger Helfer im Hintergrund für den Haller Jazzclub seither Außerordentliches getan. Die geldwerten Leistungen, die er dabei ehrenamtlich erbracht hat, gehen sicherlich in die Tausende. Nun steht im bürgerlichen Berufsleben sein wohl unruhiges Rentnerdasein bevor, und da gönnte er sich ein ganz besonderes Jazz-Fest.

 Am 14. Januar 1968 veranstaltete der Club Alpha 60 in der Hospitalkirche ein grandioses Konzert mit dem Quintett des Frankfurter Posaunisten Albert Mangelsdorff (1928-2005). Genau an diesem Datum begann für den Hohenloher Teenager Wolfgang seine unvergängliche Liebe zum Jazz und zur Zugposaune.

Erwin Ditzner - Photo: Kumpf

Für den persönlichen Event der swingenden Art engagierte Kronmüller seinen Mannheimer Freund Erwin Ditzner, der in Schwäbisch Hall zuvor mehrfach in verschiedenen Konstellationen trommelte, und die Band der Posaunistin Elisa Flöß ein. Die derzeitige Abiturientin hat am Schulzentrum in Michelbach an der Bilz das Sextett „Funk Skunk“ formiert, in dem sie zusammen mit dem Tenorsaxophonisten Joscha Eißen, dem E-Gitarristen Leo Enders, dem Bassgitarristen Noah Mühleis, dem Schlagzeuger Jakob Mühleis und dem Congaspieler Phillip Baumann einen rhythmisch betonten Jazz mit Soul und Rock betreibt. Die begeisterten Youngsters interpretierten auch Herbie Hancocks „Watermelon Man“ und sparten nicht mit forschen Improvisationseinlagen.

Herzlicher Beifall von den über hundert Zuhörern im Saal und viel Lob von den nordbadischen Profi-Kollegen, mit denen Elisa und ihre Freunde gemeinsam das krönende Finale zelebrierten: „King Kong im Supermarkt“, ein furios-vitales Stück aus dem Repertoire der Michelbacher, ersonnen von dem an der evangelischen Bildungseinrichtung lehrenden Saxophonisten Martin Keller.

Bernhard Vanecek - Photo: Kumpf

Als Hauptprogrammpunkt des Abends wurde das Quartett „Netnar Tsinim“ auserkoren. Nachdem Wolfgang Kronmüller seine Einladungskarten längst gedruckt hatte, erfuhr er erst, was hinter dem komischen Namen steckt – ganz einfach: „Ministranten“ von rückwärts gelesen. Auf Spielwitz darf man stets hoffen, wenn der Perkussionist Erwin Ditzner in Aktion tritt. Seine Instrumentenauslese geriet jetzt überaus spartanisch. Als Grundmaterial reichten ihm eine Konzerttrommel und zwei Bongos, die er mit Sticks in erstaunlicher polyrhythmischer Virtuosität traktierte. Impressive Improvisationsduos entwickelte Ditzner zusammen mit dem flinken Kontrabassisten Matthias Debus. Dessen Ehefrau Alexandra Lehmler konzentrierte sich heuer galant auf Sopran- und Altsaxophon. Bernhard Vanazek erwies sich als Kommunikator und Entertainer im besten Sinne und blies vor allem Posaune und Baritonhorn. Auf der Melodica imitierte er stilgerecht ein Bandoneon, als das Quartett einen konzertanten Tango intonierte. Mehrheitlich lateinamerikanisch geprägte Titel interpretierte das perfekt und locker aufspielende Quartett, darunter von Mongo Santamaria „The Jungle Bit“ und „Creole“.

Netnar Tsinim et al - Photo: Kumpf

Ein harmonischer melodisch-rhythmischer Konzertabend und ein „antiveganes“ Solo von Erwin Ditzner. Auf ausdrückliche Bitte von Wolfgang Kronmüller brachte der knitze Perkussionist wieder seine beiden Schweinderl mit – rosarot und graumeliert. Und diese quietschten nun „schlagartig“ ziemlich jazzig, unterstützt von zwei fastfoodigen Hamburgern, ebenfalls aus Plastik geschaffen.

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