Freejazz Festival Saarbrücken 2019 (Fotos Schindelbeck)

Rundum begeistertes Publikum in Saarbrücken, auch wenn einer fehlte.

Die angekündigten drei ältesten Musiker des Free Jazz Festivals Saarbrücken 2019 hatten zusammen gerechnet allein (fast) 240 Jahren auf dem Jazzbuckel. Zumindest hätten sie das gehabt, denn einer der 80-jährigen musste leider kurzfristig absagen, weil er auf dem Weg zum Flughafen einen Schwächeanfall erlitten hatte. Der Albtraum eines jeden Veranstalters, einer der Hauptacts des ersten Abends – Charles Gayle – nicht auf der Bühne. Die anderen beiden, Trevor Watts am ersten Abend und Joe McPhee am zweiten waren allerdings bei bester Gesundheit und in intensiver Spiellaune zu erleben. Und der kurzfristig für Gayle eingesprungene Michel Pilz ist ein ausgezeichneter Musiker, den man „Ersatz“ gar nicht nennen möchte. Auch das Publikum nahm es gelassen. Das 80er-Thema konnte also nicht ganz durchgehalten werden, und bei McPhee war es ohnehin leicht geschummelt – der erreicht erst im November dieses Alter.

Beide, Watts und McPhee spielten hinreissende Konzerte. Auf den ersten Blick passt es ja gut ins Klischee: Jazz ist nicht wirklich ein Tummelplatz für Jugendliche. Auf der Bühne konnte die mittlere Generation glücklicherweise ebenso überzeugen. Fabelhafter „fortgeschrittener“ Nachwuchs wie die hochdynamischen Schlagzeuger Mark Sanders, Lucas Niggli und – dank Absage gleich in zwei Formation spielend – Klaus Kugel. John Edwards am Bass, der experimentell freie Gitarrist Luis Lopes, der mit Sabir Mateen im Duo spielte. Bis hin zur gewitzt aufspielenden Saxophonistin Anna Kaluza, die mit Christof Thewes, Jan Rode und Kai Lübke den zweiten Abend eröffnete. Kaluza übrigens die einzige Frau im Festival Line-up – bei der genderbewegten UDJ müssten am Wochenende bittere Tränen die entsprechenden Schalen gefüllt haben.

Das Publikum: zahlreich. Und viele der üblichen Verdächtigen. Das Freejazz Festival zieht offensichtlich seine und die Freunde dieser Musik über einen größeren Radius heran, und ist in seiner stilistisch konsequenten Ausrichtung deutschlandweit einzigartig. Bleibt zu hoffen, dass diese Ausnahmestellung von öffentlicher Hand und potentiellen Sponsoren wahrgenommen wird. Dieses musikalische Schmuckstück in Saarbrücken gehört gehegt und gepflegt.

| http://www.freejazz.de

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