„Der Jazz ist die Sprache der Seele“


Alle Photos auf dieser Seite: Hans Kumpf 

Schon viele musikalische Stationen hat Johannes Reinhuber angesteuert. Jetzt ist der Tenorsaxophonist im Landesjugendjazzorchester Baden Württemberg gelandet. Mit diesem Elite-Ensemble führt er am 13. April in Weikersheim die Gospel-Messe „The New Song“ auf.

Schwäbisch Hall.- In der Big Band des Haller Stadtorchesters ist Johannes „Joe“ Reinhuber als einer der wenigen improvisierenden Solisten aufgefallen. Dirigent Armin Scheibeck erinnert sich gerne daran, welche grandiose Entwicklung der Tenorist seit seinem Kommen aus Bühlertann da gemacht hat. Vielseitigkeit ist eben Trumpf bei dem Ende 1987 geborenen Instrumentalisten. So wirkte dieser bei den Freilichtspielen mit – bei „Romeo und Julia“, bei der gefeierten Glenn-Miller-Revue, beim Musical „My Fair Lady“ und bei „Summer of Love“. Nebenher praktiziert Reinhuber im Tentett des Nürnbergers Carlos Reisch zeitgeistigen Hiphop, Funk und Soul. 

Doch das Schönste für den universellen Instrumentalisten bleibt das Jazz-Genre: „Mich fasziniert der riesige Facettenreichtum dieser Musik, außerdem ist Jazz für mich einfach unglaublich ausdrucksstark“, betont der Saxophonist ganz euphorisch.

Seine erste musikalische Ausbildung erhielt der kleine Johannes an der Haller Musikschule, zunächst Musikalische Früherziehung, dann Blockflötenunterricht und darauf aufbauend klassische Ausbildung an der Klarinette. In dieser Zeit sammelte er nach eigenem Bekunden bereits viel Erfahrung im Ensemblespiel sowie in großen Orchestern, auch symphonischer Art.

Später kam noch das Saxophon dazu, das heute sein Hauptinstrument darstellt. „Schnell fand sich eine Rock’n’Roll und Blues Band, bei der ich einsteigen konnte“, freut sich „Joe“. Alsbald entschloss er sich, Musik zu studieren.  Reinhuber begann mit einem klassischen Studium an der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, welches er 2010 in den Hauptfächern „Klassisches Saxophon“ und „Ensemble/Chorleitung“ mit „summa cum laude“ beendete. 

Bereits dieser Zeit beschäftigte er sich zunehmend mit Jazz und Popularmusik, erste Liveauftritte und Produktionen erfolgten in Funk und Fernsehen, auch Konzerte im Ausland nahmen zu.

Seit dem Wintersemester 2010 ist Johannes Reinhuber an der Hochschule für Jazz und Popularmusik in Mannheim immatrikuliert. Als Saxophonlehrer genießt er dort keinen Geringeren als Professor Jürgen Seefelder, der einst in der Radio-Big-Band von Erwin Lehn seine Karriere begann. Momentan agiert Johannes Reinhuber als 1. Tenorsaxophonist beim „Mannheim Jazz Orchestra“ und ist außerdem noch organisatorisch eingespannt. Seit 2011 fungiert der Haller als Co-Manager dieses swingenden Klangkörpers und bewerkstelligt zusammen Seefelder und dem Trompeten-Professor Stephan Zimmermann regelmäßig Konzerte in der Alten Feuerwache Mannheim sowie Workshops und Auftritte samt CD-Produktionen mit internationalen Spitzenmusikern (z.B. der Komponistin Maria Schneider, des Posaunisten Nils Wogram, und des legendären Basie-Saxophonisten Frank Foster).

Seit kurzem gehört der umtriebige Reinhuber – nun mit einem Bart geschmückt – dem von Bernd Konrad geleiteten Jugendjazzorchester Baden-Württemberg an. Seine erste Performance mit dieser spitzenmäßigen Gruppierung hatte er Ende Januar in Ludwigsburg, bevor der im Frank-Sinatra-Stil singende Mitch Winehouse, Vater der hochpromillig verstorbenen Amy Winehouse, die Bühne erklomm. 

Seit rund drei Jahrzehnten ist Bernd Konrad, Professor an der Stuttgarter Musikhochschule, für das vom Landesmusikrat eingerichtete Jazzorchester verantwortlich, und er kommt ins Schwärmen: „Vom Ton her ist Johannes äußerst interessant. Ich habe selten einen Tenorsaxophonisten gehört, der so diffizil spielt und der einen ganz leisen Ton mit einem unglaublichen Ausdruck hervorbringen kann. Auch das, was er improvisiert, ist so klar und so deutlich. Er ist für mich einer der besten Tenorsaxofonisten, den wir überhaupt hatten über die ganze Zeit.

Am 11. November wird Johannes Reinhuber aber 25 Jahre alt und somit am offiziellen Alterslimit des Jugendorchesters angelangt sein. Dies bedauert Bernd Konrad zutiefst: „Dann dürfte er nur noch ein halbes Jahr bei uns spielen… Er ist ein ganz toller Typ. Er ist gekommen für ein Mädchen, das jetzt nicht mehr dabei ist. Und die hatte leider keine solistische Funktion. Er spielt nun ihr 2. Tenor und kann eigentlich so gut improvisieren. Ich finde es schade, dass er sich heute nicht mit einem Solo beteiligen kann“, meinte Konrad am 29. Januar unmittelbar vor dem Start des eintägigen Jazzfestivals im Ludwigsburger „Breuningerland“.

Mit von der Partie ist Joe Reinhuber jedoch bei „The New Song“, eines Oratoriums des Schweizers Fritz Renold, bei dem erstmals das Jugendjazzorchester und der ebenfalls vom Landesmusikrat Baden-Württemberg getragenen Landesgospelchor „Gospelicious“ kooperieren. Nach der Premiere am Freitag, 13. April, in Weikersheim, wo zuvor in der Musikalischen Bildungsstätte geprobt wird, ist tags darauf noch ein Konzert in Nürtingen, ebenfalls in der Stadthalle, terminiert. Dies heißt, dass Armin Scheibeck bei seinem Konzert im Haller Neubausaal am 14. April auf seinen hochqualifizierten Saxophonisten verzichten muss.

Johannes Reinhuber lässt sich nirgends etwas von seiner Jazz-Begeisterung nehmen: „Man kein in seinem Spiel und insbesondere in einem Solo alles ausdrücken und in kurzer Zeit unglaublich viel erzählen, was auf verbalem Wege nie möglich wäre. Für mich ist das die Sprache der Seele und somit die ehrlichste Weise zu kommunizieren“. 

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