Das Quartett des Jazzpreisträgers Bassist Axel Kühn jazzte in Halls Hospitalkirche

Club Alpha 60 lädt vereint mit dem städtischen Kulturbüro seit einem knappen Jahrzehnt kontinuierlich die frisch gebackenen Jazzpreisträger des Landes Baden-Württemberg nach Schwäbisch Hall ein. So war jetzt die Reihe an Kontrabassist Axel Kühn, der sein „Kühntett“ benanntes Quartett mitbrachte. In der Hospitalkirche erklangen vor allem komplexe Eigenkompositionen des Bandleaders.

Schwäbisch Hall. Jetzt fand – nach Konzerten im Alten Schlachthaus – die Veranstaltungsserie „Jazztime“ zurück in die Noch-Baustelle der beflügelten und beflügelnden Hospitalkirche, wo man ja Angst hatte, dass (Beim Teutates!) einem Fragmente des Barockhimmels auf den Kopf fallen. Nun stand derart ein „grand piano“ wieder zur Verfügung, und der Tastenvirtuose Christoph Heckeler nutzte geschickt die Klangfülle des Großsaiters aus. Süffisant, wie er den akkordischen Big-Ben-Glockenschlag nachempfand und Tonrepetitionen einsetzte.

Ganz unverstärkt agierte der Tenorsaxofonist Alexander „Sandi“ Kuhn, der sich bei seinem Gebläse oft an John Coltrane und an Joe Lovano (den er an der berühmten Berklee School in Boston als Lehrer genießen durfte) orientierte. Anfangs noch cool und sanglich, wurde sein Improvisationsspiel im Laufe des Abends immer intensiver und expressiver.


Alexander Kuhn

Der reguläre Schlagzeuger Marcel Gustke wurde beim Haller Auftritt ersetzt durch Thomas Wörle, der gleichfalls an der Stuttgarter Musikhochschule studiert. Erstaunlich, wie flink und flexibel sich Wörle in das diffizil konstruierte Konzept des Quartetts einfügte und also Solist äußerst subtil vorging.


Thomas Wörle

2009 erhielt den mit 15 000 Euro dotierten baden-württembergische Landesjazzpreis der 1981 geborene Kontrabassist Axel Kühn (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Saxofonisten der Stuttgarter „SWR Big Band“). Als Instrumentalist besticht der in Kusterdingen bei Tübingen lebende Musiker durch Intonationsreinheit und plastische Tonbildung – dem delikaten Vibrato sei’s gedankt. Axel Kühn ist am voluminösen Korpusbass ein ausgesprochener Melodiker, zupft behände und streicht behutsam.

Übrigens: Axel Kühn studierte an der Stuttgarter Musikhochschule auch bei Günter Lenz, der auf den Monat genau vor 42 Jahren als Bassist des legendären Albert-Mangelsdorff-Quartetts auf der Bühne der Haller Hospitalkirche stand.


Christoph Heckeler

In seiner Eigenschaft als Komponist jagt Kühn nicht Innovativem nach, sondern bleibt der Jazztradition verhaftet, wobei er in metrischer und harmonischer Hinsicht doch verquere – und somit reizvolle – Wege einschlägt. Das Resultat: Ein zeitloser Jazz der modernen Art – mit abstrakten Linien, Blues, Funk, Balladen und groß geschriebenem Swing. 

Als Zugabe ein vertrauter Hit aus fremder Feder. Duke Ellingtons (und Billy Strayhorns) „A-Train“ fuhr flott durch die Jazzlandschaft – ohne an vereisten Weichen zu hadern oder in einer Schneewehe stecken zu bleiben.

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