Ein für Eberbach doch eher ungewöhnliches Ereignis – durch persönlichen Kontakt zustande gekommen – war das Konzert des M. Riessler Sextetts. Sicherlich ein gewisses Risiko ein solches Konzert in der „Jazzprovinz“ zu veranstalten aber diese Befürchtungen wurden Lügen gestraft: eine gut besuchte Veranstaltung.
Michael Riessler hat ganz offensichtlich ein Faible für perfekte Musiker. Um sich herum hat er eine Reihe von hochkarätigen Mitspielern geschart. Beeindruckend und vom Publikum vielbestaunt die Drehorgel von Pierre Charial. Er ist einer der letzten Meister die es verstehen die Lochkarten für dieses Instrument zu stanzen und seine eigenen Kompostionen haben nichts mit der normalerweise mit diesem Instrument in Verbindung gebrachten Musik zu tun. Eine Reihe moderner Komponisten haben für ihn und sein Instrument komponiert.
Dieses Instrument ist auch einer der prägenden Faktoren des Sextetts. Einfallsreiche Kompositionen, von Charial in Papp-Rollen gestanzt, scheinen zunächst ein musikalisches Korsett für die Mitmusiker zu schaffen. Natürlich müssen die sich auch tatsächlich auf die Orgel abstimmen. Trotzdem wirkt diese Musik niemals beengt. Umgekehrt – die Papprollen sind so „jazzig“, daß sich diese Musik in das Improvisationsgeschehen der Mitmusiker nahtlos und lebendig einfügt.
Nach vielerlei Definitionen hat sich Riessler schon lange vom Jazz verabschiedet. In seiner Musik fließen Jazz & Blues und Rock, europäische Folklore und Zeitgenössische Musik zu einer originellen und lebhaften Melange zusammen.
Michael Riessler ist bei diesem Konzert vor allem an Baßklarinette und Klarinette zugange. Mit der Baßklarinette schafft Riessler ein swingendes und dynamisches Fundament. Auf der Klarinette überzeugt er mit ausgereifter Zirkularatmung und Experimentierfreude in seinen Solopartieen.
Klangprägend sind im Ensemble vor allem auch die Instrumente Mundharmonika und Akkordeon. Vor allem das Zusammenspiel von Baß und Akkordeon besticht duch unermüdliches Ideenreichtum und intuitives Zusammenspiel. Abwechslungsreich sind auch die vielen verschiedenen Kombinationen des Zusammen- und Solospiels.
Für mich die Entdeckung des Abends der Bassist des Sextetts: Renaud Garcia-Fons. Mit stoischem Gesicht steht er da am Baß. Die Finger fliegen behende über die Saiten, scheinbar mühelos. Der Mann scheint das mächtige Instrument zu einem Teil seines Körpers gemacht zu haben. Mit selbstverständlicher Sicherheit spielt er ein Solostück: Gewitzt, der Baß wird zur Flamencogitarre. Mit Leichtigkeit gelingt Garcia-Fons ein virtuoses und durchdachtes Kleinod.